Apple bringt pünktlich zum Weihnachtsgeschäft neue Versionen des iPads sowie des iPhones auf den Markt. Konzernchef Tim Cook kündigte zu Beginn der Präsentation am Mittwoch in San Francisco «Monster»-Neuigkeiten an.

Fans und Börsianer zeigten sich von den Veränderungen wie weiterentwickelte Displays, längere Akkulaufzeiten, leistungsstärkere Chips oder bessere Kameras zunächst nicht überzeugt. Die Apple-Aktie legte eine Berg- und Talfahrt hin und lag zum Handelsschluss fast zwei Prozent im Minus.

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Stift für 99 Dollar

Während die iPhones weiterhin ein Verkaufsschlager sind, war zuletzt der iPad-Absatz rückläufig. Dies soll das grössere iPad Pro ändern. Das neue Tablet hat einen deutlich grösseren Bildschirm mit einer Diagonale von 12,9 Zoll (knapp 32,8 cm). Dazu gibt es eine klappbare Tastatur und einen Eingabestift. Apple dürfte damit vor allem Geschäftsleute als Kunden gewinnen wollen. Die Leistung des Tablet sei mit dem Computer im Büro zu vergleichen, sagte Cook.

Mit dem 2010 eingeführten iPad hatte Apple die totgeglaubte Gerätekategorie der Tablet-Computer zu neuem Leben erweckt. Der Konzern ist weiterhin der Marktführer. Zuletzt schwächten sich die Verkäufe jedoch ab, unter anderem weil Nutzern häufig ein grosses Smartphone ausreicht. Das iPad sei «der klarste Ausdruck unserer Vision für die Zukunft des Computers», sagte Cook – und erntete viel Spott im Internet. Viele beklagten die Grösse und den hohen Preis von 99 Dollar für den Stift.

«3d touch» für iPhones

Die Hauptsäule von Apple ist das iPhone, welches im abgelaufenen Quartal knapp zwei Drittel zum Umsatz von fast 50 Milliarden Dollar beitrug. Äusserlich sehen das neue iPhone 6S und das grössere 6S Plus genauso aus wie die aktuellen 6er-Modelle. Die Technik wurde jedoch stark erneuert. Die Chips sind schneller, die Kamera hat jetzt 12 Megapixel und kann auch Video in besonders hoher Ultra-HD-Qualität aufnehmen. Zudem bestehen die Gehäuse aus einer neuen Aluminium-Legierung.

Die wichtigste Neuerung ist aber die Einführung von «3d touch». Damit erweitert Apple erstmals seit dem Start des ersten iPhone 2007 die Art, wie ein berührungsempfindliches Smartphone-Display bedient wird. Durch die Stärke des Drucks kann man zum Beispiel zusätzliche Informationen oder Menüs aufrufen. Auch Entwicklern von Spielen bietet das neue Möglichkeiten. 

Hohe Latte

Trotz Neuerungen: Die Latte für die neuen Modelle hängt hoch. Vor einem Jahr sorgten die beiden 6er-Geräte mit erstmals deutlich grösseren Bildschirmen im Weihnachtsgeschäft für einen Absatzsprung von 46 Prozent auf rund 74,5 Millionen Geräte.

«Für Apple wird es schwerer und schwerer, mit sich selbst zu konkurrieren», sagte Analyst Bob O'Donnell vom Marktbeobachter Technalysis Research denn auch in einem ersten Kommentar.

Hermès arbeitet mit Apple zusammen

Neben den neuen iPads und den neuen iPhones kündigte der wertvollste Technologiekonzern der Welt auch noch neue Modelle seiner Computeruhr Apple Watch an. Künftig will das Unternehmen unter anderem mit dem Luxusmode-Anbieter Hermès zusammenarbeiten.

Auch von Apple TV gibt es eine neue Version. Unter anderem soll eine sprachgesteuerte Fernbedienung die Kunden locken. Assistentin Siri kann beispielsweise ein Video 15 Sekunden zurückspulen oder Untertitel einschalten, wenn ein Zuschauer fragt: «Was hat sie gerade gesagt?»

Teurer als die Konkurrenz

Für manchen Beobachter steckt in den News zu Apple TV das, was Tim Cook als «Monster»-Ankündigung versprochen hat: eine offene App-Plattform, die das Fernsehen revolutionieren soll. Die Transformation des TV-Geschäfts durch Apps finde bereits statt, betonte Cook in San Francisco. Als ein Beispiel nannte er Streaming-Dienste wie Netflix.

Apple ist aber bei weitem nicht das erste Unternehmen, das Fernsehen und Internet verknüpfen will. Der Grossteil der Fernsehgeräte wird heute als «Smart-TV» mit Internet-Zugang verkauft. Zugleich sind unter anderem Amazon und Google mit eigenen TV-Boxen auf dem Markt, die ebenfalls Apps wie Spiele auf den Fernseher bringen. dazu kommt: Das neue Apple TV ist mit einem Preis ab 149 Dollar teurer als Konkurrenzgeräte.

(reuters/awp/ise)