Der Aktienkurs von Nvidia ist so steil gestiegen, dass Grössenvergleiche ständig angepasst werden müssen. Der Halbleiterkonzern sei mehr wert als alle in Hongkong kotierten chinesischen Aktien zusammen, hiess es vor wenigen Monaten. Die Marktkapitalisierung sei grösser als jene von Amazon und Tesla zusammen, konnte man später lesen. Und dann war Nvidia mit «nur» 30’000 Mitarbeitenden sogar wertvoller als der gesamte deutsche Aktienmarkt.

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Doch längst spielt Nvidia in einer noch höheren Liga. Der Kurs ist mittlerweile auf über 1200 Dollar gestiegen. Diese Woche hat der Börsenwert die Schallmauer von 3000 Milliarden Dollar durchbrochen. Damit ist der Computing-Spezialist endgültig im Börsenolymp angekommen und hat sogar Apple überholt. Der Abstand zum Marktwertchampion Microsoft schmilzt. Der nächste Vergleichsindex auf Länderebene ist der französische. Und dann kann sich Nvidia an London messen.

 

 

Chips für den AI-Boom

Das Phänomenale daran ist, dass der Konzern, der lange nur für seine Grafikkarten für Videospiele bekannt war, 85 Prozent des Umsatzes mit einer Sparte macht: dem Bereich Datenzentren. Denn die neuen KI-Modelle brauchen viel Rechenpower, und genau das ist Nvidias Spezialität.

Strapazierte Bewertung

Im Verhältnis zum Gewinn der letzten zwölf Monate beträgt der Kurs mittlerweile das Siebzigfache. Die hohe Bewertung relativiert sich allerdings, wenn die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr oder für 2025 zur Berechnung herangezogen werden: Dann liegt das KGV näher bei 40. Das ist aber immer noch deutlich mehr, als für andere Aktien im Halbleitersektor bezahlt wird.

Gemäss dem alternativen Bewertungsmass, dem Unternehmenswert in Relation zum Ebitda-Gewinn, sind die Nvidia-Aktien sogar mehr als dreimal so teuer wie die Titel der Konkurrenz.

Nvidia-Aktien sind also sehr hoch bewertet, doch das wird von den meisten Anlegerinnen und Anlegern ignoriert. Sie sehen nur das Wachstum und den Trend.

Das kann eine Zeit lang gut gehen, aber nicht ewig. 

Aktiensplit am Freitag

Vorerst sorgt jedoch der Aktiensplit für neue Fantasie. Bei hohen Kursen wird es für kleine Portfolios immer schwieriger, Nvidia-Aktien zu kaufen, ohne dadurch ein Klumpenrisiko zu erhalten.

Um die Aktien den Angestellten und Anlegenden besser zugänglich zu machen, stückelt Nvidia das Aktienkapital neu. Am Freitag nach Börsenschluss bekommt man für jede Aktie neun zusätzliche Nvidia-Titel, dafür wird beim Kurs eine Null gestrichen. Fundamental ändert sich dadurch nichts. Statistische Auswertungen zeigen allerdings, dass Aktien nach einem Split überdurchschnittlich gut abschneiden.

Natürlich sendet Nvidia mit dem Aktientausch auch ein Signal: Würde das Unternehmen fallende Kurse erwarten, wäre ein Split ja nicht nötig.

rop
Peter Rohnerist Chefökonom der Handelszeitung.Mehr erfahren