Die Kandidaten für den Oerlikon-Verwaltungsrat verbringen vor der Generalversammlung keine schlaflosen Nächte. Ihre Wahl am 8. Mai 2007 ist so sicher wie das Amen in der Kirche, denn Victory unterstützt sie. Die Wiener Beteiligungsgesellschaft ist mit rund 50% der Stimmen Hauptaktionärin des Technologiekonzerns Oerlikon. Zudem kontrolliert Victory mit VR-Präsident Georg Stumpf, der über seine Millennium-Stiftung mit der Oerlikon-Besitzerin verknüpft ist, den zentralen Schalthebel, wenn es um Personalentscheide geht.

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*Renova bestätigt Nominierung*

Neu wird Vladimir Kuznetsov als Vertreter eines Grossaktionärs im Oerlikon-VR Einsitz nehmen. Der Chief Investment Officer der russischen Beteiligungsgesellschaft Renova, die rund 15% an Oerlikon hält, wird im VR die Interessen von Renova-Besitzer Viktor Vekselberg wahrnehmen. Renova-Mediensprecher Markus Blume bestätigt die Nominierung von Kuznetsov gegenüber der «Handelszeitung».

Der 45-jährige Russe studierte Wirtschaftswissenschaften und Internationale Beziehungen in New York und Moskau. Von 1992 bis 1994 leitete er das Moskauer Büro von Goldman Sachs. 1998 ging er als Leiter der Emerging Market Group zu Salomon Brothers nach London. Seit 2001 amtiert Kuznetsov als Vizepräsident von Renova New York und ist VR der Tyumen Oil Company (TNK). Seit 2004 ist er Chief Investment Officer der Renova Group.

Neben dem Renova-Vertreter will der Oerlikon-VR zwei weitere neue Kandidaten aufstellen. Die erste Nominierung ist laut unternehmensnahen Kreisen bereits erfolgt: Es handle sich um einen Deutschen mit «tiefgreifenden Erfahrungen im Bereich der industriellen Fertigung», heisst es. Der zweite Kandidat steht noch nicht endgültig fest. In der Endauswahl stünden zwei «bekannte Schweizer Persönlichkeiten» und ein Österreicher. Die Kandidaten würden die Industrie, aber auch das Umfeld der Universität St. Gallen vertreten. Um Giorgio Behr, Ex-Saurer-Präsident und Professor an der Universität St. Gallen, handelt es sich nicht. Behr wurde wiederholt als Oerlikon-Präsident oder zumindest als VR-Mitglied gehandelt, nachdem Oerlikon Ende 2006 den Textilmaschinen- und Getriebehersteller Saurer übernommen hatte. Oerlikon-Präsident Georg Stumpf bestätigt auf Anfrage die Suche nach zwei weiteren Kandidaten mit dem erwähnten Suchprofil.

*CEO räumt Sessel unfreiwillig*

Für den amtierenden Oerlikon-CEO Thomas Limberger bedeutet die nächste GV das Ende seiner Amtszeit als VR. Persönlich begründete Limberger den Austritt mit dem Bestreben, die Richtlinien der transparenten Unternehmensführung noch besser umzusetzen. Hinter den Kulissen wird eine andere Geschichte erzählt. «Den Rücktritt veranlasste Oerlikon-Besitzerin Victory», heisst es im Umfeld des Unternehmens. Ins selbe Kapitel gehört auch der angeblich freiwillige Verzicht von Limberger auf die 40000 Optionen auf Oerlikon-Aktien, die ihm 2006 zugeteilt wurden und eine Laufzeit von drei Jahren haben. «Der Verzicht war keine heroische Tat, sondern erfolgte auf Befehl von Victory», berichten die Kreise. Damit will Victory das Risiko auf langwierige, teure Auseinandersetzungen vor Gericht reduzieren, sollte Limberger «unerwartet bald» aus dem Unternehmen scheiden. Diese Möglichkeit erscheint seit vergange-nem Wochenende wahrscheinlicher denn je: Victory soll über Limbergers mediale Breitseite wenig erfreut sein. Präsident Stumpf sowie Victory-Chef Ronny Pecik mögen diese Version der Ereignisse auf Anfrage nicht kommentieren.

Aus dem VR ausscheiden wird auch Christian Schmidt. Der Österreicher, der eng mit dem ehemaligen Geschäftspartner von Pecik, Mirko Kovats, zusammenarbeitet, ist Von-Roll-Inova-Präsident und Vorstandsmitglied bei Kovats Industriegruppe A-Tec. Stumpf bestätigt Schmidts Austritt.