Der Technologiekonzern OC Oerlikon hat schwarze Tage hinter sich. In den vergangenen 30 Tagen verlor die Aktie über 40% ihres Wertes und ist derzeit an der Börse um 400 Fr. zu haben. Ende März notierten die Papiere noch auf einem Allzeithoch von 794.50 Fr. Der massive Wertzerfall der Oerlikon-Aktie trifft die Hauptaktionärin und Wiener Beteiligungsgesellschaft Victory mit voller Wucht. Im Juli war das Oerlikon-Aktienpaket an der Börse knapp 3 Mrd Fr. wert, Ende der vergangenen Woche dagegen zeitweise nur noch gut 1,5 Mrd Fr.

Zwar gab es Stimmen in der Finanzgemeinde, die vermuteten, dass Victory auch bei fallenden Kursen Gewinne schreibt. Allerdings besitzt Victory laut jüngster Börsenmeldung vom 11. Juli 2007 keine Put-Optionen, die eine Realerfüllung zulassen. Dafür aber - neben 30,45% in Aktien - ganze 20,5% in Call-Optionen. Victory setzt damit auf steigende Kurse.

Als der turbulente Gesamtmarkt vergangene Woche auch Oerlikon in die Tiefe riss, machte sich in und um den Pfäffiker Konzern Nervosität breit. Der Oerlikon-Verwaltungsrat, präsidiert von Victory-Mitbegründer Georg Stumpf, lancierte vergangene Woche überraschend ein Aktienrückkaufprogramm über maximal 2,59% der Aktien. Oerlikon ist bereits in Besitz von 7,41% eigener Aktien und stockt damit wieder auf die für Börsenunternehmen maximal zulässige Quote von 10% in eigenen Aktien auf.

Offiziell begründet Oerlikon das Rückkaufprogramm mit geplanten Akquisitionen und Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Das klingt plausibel: Oerlikon nutzt die Gunst der Stunde, um günstig an eigene Aktien zu kommen. Später, wenn der Kurs wieder deutlich gestiegen ist, kann man die Titel als wertvolle Kaufwährung einsetzen. Nebenbei hat die Rückkaufaktion auch noch kursstabilisierende Wirkung. Oerlikon verdeutlicht damit den Anlegern an der Börse, dass es derzeit kein besseres Investment als das eigene Unternehmen gibt.

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*Fatale Hebelwirkung?“

In der Finanzgemeinde wird dagegen spekuliert, dass der Konzern völlig überraschend eigene Aktien aus dem Depot von Victory habe übernehmen müssen. Dies aufgrund der fatalen Hebelwirkung, die ein massiv fallender Oerlikon-Kurs auf die stark derivategesteuerte Beteiligung von Victory habe. Victory-Sprecher Stephan Oehen will dies auf Anfrage nicht kommentieren. Oerlikon-Sprecher Burkhard Böndel sagt auf Anfrage: «Wir dementieren, dass wir Aktien direkt von Victory übernommen haben. Die Aktien kaufen wir auf dem freien Markt.» Dies schliesst allerdings nicht aus, dass Victory über die Börse an Oerlikon verkauft.

*«Freude habe ich keine»*

Die Oerlikon-Titel blieben trotz dem Rückkaufprogramm unter Druck. Am Freitag dann warb Pecik über österreichische Medien um Verständnis, er habe angesichts der «saubilligen» Oerlikon-Aktien «nicht widerstehen können» und habe «ein paar Prozenterl» zugekauft. Dem «Wirtschaftsblatt» gegenüber kommentiert Pecik das Kursdebakel: «Freude habe ich keine. Für das Depot der Victory ist es gar nicht gut. Aber was solls: Es sind ja nur Verluste auf dem Papier. Oerlikon ist immer noch drei Mal so viel wert wie im Februar 2005.» Als Victory bei der damaligen Unaxis eingestiegen ist, war die Aktie für rund 100 Fr. zu haben.

Diese Informationen zeigten schliesslich die gewünschte Wirkung: Oerlikon erholten sich und notierten am Dienstag in einem flachen Markt um 400 Fr. Nun herrscht bei Victory wieder Funkstille. Laut Oehen beantworten bis auf weiteres weder Stumpf noch Pecik Fragen von Schweizer Medien.