Nicht nur die Aktienmärkte haben jüngst zu einer Rally angesetzt. Auch die Preise für Erdöl zeigten sich von Mitte Februar bis Mitte März stärker. Um satte 37% ist der Preis für Rohöl der Sorte WTI in dieser Zeitspanne gestiegen. Derzeit hat der Wert des «schwarzen Goldes» zwar wieder etwas abgenommen, liegt jedoch mit über 50 Dollar für ein Fass (159 Liter) nach wie vor über dem Durchschnitt der letzten Monate.

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Markt preist Erholung ein

Seinen Höhepunkt hatte der Erdölpreis im letzten Juli erreicht: Mit 147 Dollar pro Fass. Seither ist er um fast zwei Drittel eingebrochen. Die Gründe liegen auf der Hand: Lahmt die Konjunktur, sinkt wegen der geringen Wirtschaftstätigkeit auch die Nachfrage nach Öl. Die Wirtschaftstätigkeit ist jedoch nicht einziger Bestimmungsfaktor des Ölpreises: «Ich gehe davon aus, dass zwei Drittel des Preises durch Spekulation bestimmt werden», sagt André Diem, Erdölexperte bei der Vermögensverwaltung Diem Client Partners. Für den rasanten Ölpreisanstieg im 1. Halbjahr 2008 wurden auch auf steigende Kurse wettende Spekulanten verantwortlich gemacht.

Diese Zeiten sind vorerst vorbei. «Die schwache wirtschaftliche Entwicklung stellt immer noch ein grosses Risiko dar und hält die Nachfrage nach Erdöl tief», sagt Eliane Tanner, Erdöl-Expertin bei der Credit Suisse. Die Opec hat das Angebot zwar stark gedrosselt und konnte so einen steilen Kurszerfall stoppen. Andererseits preise der Markt bereits eine starke Erholung beim Erdöl ein, so Tanner. Auch Diem geht von einem Kursanstieg für das «schwarze Gold» aus: «Der aktuelle Preis von 40 bis 50 Dollar ist zu günstig, der Erdölpreis wird in den nächsten Monaten 20 bis 30% steigen.»

Für Anleger ist Erdöl jedoch nicht nur wegen möglicher Kursgewinne interessant. Der Rohstoff dient auch als Schutz gegen Inflation. «Erdöl weist eine höhere Korrelation zur Inflation auf als Gold», sagt Tanner. Der Rohstoff stellt schliesslich eine wichtige Ursache für die Geldentwertung dar. Steigende Preise für Erdöl erhöhen einerseits die Kosten der Produzenten, welche diese auf die Konsumenten überwälzen. Zudem ist Benzin ein wichtiger Faktor für die Konsumentenpreise. Folglich nimmt bei steigenden Erdölpreisen oft auch die Inflation zu. Nicht nur Erdöl, sondern auch Rohstoffe im Allgemeinen haben eine positive Korrelation mit der Inflation.

Eine Studie der Bank of America und Merrill Lynch ist dem Zusammenhang zwischen Rohstoffpreisen und Inflation ebenfalls auf den Grund gegangen. Ein Blick zurück auf die letzten 40 Jahre habe gezeigt, dass Rohstoffpreise einen anhaltenden Einfluss auf die Inflationsrate haben. Die Rohstoffe sind häufig vorlaufende Indikatoren, weil sie in sehr kompetitiven Märkten bestimmt werden und sich folglich weit schneller anpassen als Konsumentenpreise. Die höchste Korrelation mit Inflation wurde von den Analysten indes bei Rohstoffen aus dem Energiesektor festgestellt (vergleiche Grafik).

Gold ist weniger volatil

Dennoch wird Erdöl kaum Gold in seiner Rolle als Zufluchtshafen und Schutzwall gegen die Inflation und Währungsturbulenzen ablösen können. «Gold eignet sich vor allem in Zeiten tiefer Zinsen, wie wir sie momentan sehen, zum Absichern gegen Inflation», sagt Tanner. Auch sei die Volatilität bei Gold um einiges tiefer und eigne sich daher besser für konservative Anleger, so die Expertin weiter. Dennoch sank der Preis für das Edelmetall in den letzten Wochen auf unter 900 Dollar (siehe Zweittext). Wer in Erdöl investieren möchte, wählt vorzugsweise einzelne sorgfältig ausgewählte Aktien. «Wir kaufen Erdölfirmen, die mehr Öl finden, als sie verkaufen», so Diem. «Das ist auch hinsichtlich des Inflationsschutzes interessant: Diese Firmen besitzen reelle Vermögen im Boden.» Weniger empfehlenswert sei laut Tanner dagegen der Kauf von Futures. Dass der Markt bereits von einer Preiserhöhung von Erdöl ausgehe, mache es relativ unattraktiv, in den Futures-Markt zu investieren: «Die Haltekosten sind sehr hoch und die Preise müssten sehr stark ansteigen, um einen positiven Ertrag zu erzielen», erklärt Tanner.

 

 



Goldpreis gerät unter Druck

Gold gilt als «sicherer Hafen» und hat während der Finanzkrise rege Nachfrage verzeichnet. Zeitweise waren Goldbarren und -münzen ausverkauft, und die physischen Bestände börsengehandelter Goldfonds steigen beinahe täglich auf neue Rekordniveaus. Dennoch gelingt es dem Edelmetall nicht, die «magische Grenze» von 1000 Dollar je Unze nachhaltig zu durchstossen.

Letztmals hat das Gold Ende Februar an der Marke gekratzt - danach zeigten die Preise wieder südwärts. Der Kurs fiel sogar auf aktuell unter 900 Dollar. Dafür verantwortlich gemacht wird etwa die sinkende Schmucknachfrage, aber auch die steigenden Aktienkurse. Die schwindende Angst vor einem erneuten Crash führt demnach zu ersten Umschichtungen von Gold in Aktien. Beim G-20-Gipfel gab es zudem eine weitere schlechte Nachricht für alle Goldfans. Dort wurde darüber diskutiert, dem IWF, der weltweit die drittgrössten Goldbestände besitzt, den Verkauf von zusätzlichem Gold zu erlauben. Die Commerzbank rechnet vor diesem Hintergrund mit einem weiteren Preisrückgang auf 800 Dollar, bevor es im 2. Halbjahr wieder Richtung 1000 Dollar gehen soll. Thomas Koch