Oliver Mintzlaff: Das ist der neue starke Mann bei Red Bull

Vergangenen Freitag um 8.15 Uhr wurde die Nachricht versandt. Sie ging an alle 13’500 Red-Bull-Mitarbeitenden weltweit. Der Absender: Mark Mateschitz (30), Erbe und einziger Sohn von Dietrich Mateschitz. Mit einem Mail setzte er den Spekulationen ein Ende, dass er die Nachfolge seines Vaters antreten werde. Dietrich Mateschitz’ Erbe, so viel weiss man mittlerweile, geht zwar an Mark Mateschitz. Dieser jedoch zieht sich gänzlich aus dem Management zurück und will sich auf seine Rolle als Gesellschafter konzentrieren. «Ich halte nichts davon, sowohl Angestellter als auch Gesellschafter in der gleichen Unternehmung zu sein», schrieb Mark Mateschitz. «Ich werde mich auf meine Rolle als Gesellschafter konzentrieren.» Gleichzeitig verkündete er, dass künftig ein Dreier-Team den Konzern leiten wird. «Wie von meinem Vater und mir vorgeschlagen und gewünscht und von unseren thailändischen Partnern unterstützt, wird ein Board of Directors die Geschäfte von Red Bull führen.» Zur Erinnerung: Dietrich Mateschitz, kürzlich im Alter von 78 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorben, war Gründer und jahrzehntelang alleiniger Geschäftsführer von Red Bull. Und das, obwohl nicht er, sondern seine thailändischen Partner mit 51 Prozent der Anteile die Mehrheit am Unternehmen halten. Mintzlaffs Reich umfasst ein Milliarden-Budget Die Ernennung eines Dreier-Teams war ein Überraschungscoup. Besonders die Bestellung von Oliver Mintzlaff (47) als CEO für «Corporate Projects und Investments». Der Deutsche ist damit künftig zuständig für alles – ausser für die Dosen. Bislang war er Geschäftsführer des Fussballteams RB Leipzig, das Red Bull gehört. Mintzlaffs Reich umfasst ein Milliarden-Budget, 5000 Mitarbeitende und den Sportbereich des Konzerns. Und dieser Sportbereich ist riesig. Er beinhaltet Fussballclubs aus Leipzig, Salzburg, New York und Brasilien. Zudem zwei Eishockeyclubs aus München und Salzburg sowie zwei Formel-1-Teams rund um Weltmeister Max Verstappen (25) plus die Rennstrecke in Spielberg. Im Dezember 2021 ging der Konzern auch im Segelsport an Bord, stieg beim Schweizer Team Alinghi ein, das 2003 und 2007 den America’s Cup gewann. Auch den TV-Sender Servus-TV soll Mintzlaff verantworten. Doch auch spektakuläre Nischensportarten gehören zur Strategie des Konzerns, etwa Wingsuit-Fliegen, Flugzeug-Slalom und Hochgeschwindigkeitsskifahren. Daneben auch Einzelevents wie der Freifallrekord eines Fallschirmspringers aus fast 40 Kilometern Höhe. Sie haben den Markennamen Red Bull in die Köpfe der vorwiegend jungen Konsumentinnen und Konsumenten eingebrannt. Manager von Schlager-Star Andrea Berg Bis dato deutete wenig darauf hin, dass Mintzlaff der mächtigste Mann beim österreichischen Milliardenkonzern werden könnte. Der 47-Jährige wurde in Bonn geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. In seiner Jugend war er deutscher Vize-Meister im Langstreckenlauf. Nach einem BWL-Studium stieg er im Marketing bei Puma ein. Von dort aus schaffte er den Sprung zu Schlager-Star Andrea Berg (56). Zwischen 2008 und 2014 war er ihr Manager. Durch Bergs Ehemann und Spielerberater Uli Ferber soll Mintzlaff gemäss «Bild» ins Fussballgeschäft gekommen sein. Dort war er als Berater von Fussballer Mario Gómez und dem heutigen ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick tätig. Als Mintzlaff dessen Vertrag mit Red Bull verhandelte, soll Mateschitz mächtig beeindruckt gewesen sein. «Herr Mateschitz hat damals gesagt: Es wäre mir lieber, wenn Sie künftig für mich verhandeln statt gegen mich», erzählte Mintzlaff vor einigen Jahren der «Süddeutschen Zeitung». So wurde er denn auch 2014 «Head of Global Soccer» bei Red Bull und Chef bei RB Leipzig. Die gleichzeitige Verantwortung für Red Bull Salzburg musste er 2017 nach Uefa-Vorgaben abgeben. «Oli hat Seele, Herz und Visionen», sagt Andrea Berg (gemäss «Bild») über Mintzlaff. «Ich habe ihm selbstverständlich sofort gratuliert. Oliver ist bis heute ein aufrichtiger Freund und Berater für mich.» Wenig zimperlich An der Spitze von Leipzig war Mintzlaff als wenig zimperlich bekannt. Ohne seine Zustimmung passierte nichts. Gingen Dinge nicht schnell genug, bevorzugte er Alleingänge. Der Trainer Domenico Tedesco wurde im September nach nur fünf Spielen von Mintzlaff gefeuert. Nach aussen jedoch gibt er sich locker: «Bei uns wird schon gelacht. Wir sind ja kein Bestattungsunternehmen. Jeder arbeitet mehr oder weniger in seinem Hobby.» Mit einem Durchschnittstempo von 32,2 Kilometern pro Stunde radelte er vor dem DFB-Pokalfinale im Mai die 188 Kilometer von Leipzig nach Berlin – 100’000 Euro für sozial benachteiligte Kinder wurden so gesammelt. Zufrieden war Oliver Mintzlaff trotzdem nicht. «Meine Form war schon einmal besser», sagte er. Ausdauer hat er bewiesen. Und einen hohen Anspruch an sich selbst. Der Rest wird sich zeigen.

Oliver Mintzlaff: Das ist der neue starke Mann bei Red Bull

Vom Schlager-Star-Manager zum Herrscher von Red-Bull