Weil ich über eure Website innerhalb eines Monats die grosse Liebe gefunden habe, bitte ich Sie, mein Inserat wieder zu löschen. Herzlichen Dank.» Die Botschaft dieser Glücklichen liest sich auf dem Dating-Portal von Swissfriends.ch. Die vor vier Jahren in der Westschweiz entstandene Kontaktplattform zählt derzeit 34 000 Mitglieder. Sie versucht neuerdings mit grossem Werbeaufwand, in die Deutschschweiz vorzudringen. Dort ist aber das Revier bereits besetzt, zum Beispiel von der zur Tamedia gehörenden PartnerWinner.ch, nach eigenen Angaben das führende elektronische Kontakt-Gate der Schweiz.

Den gleichen Anspruch erhebt auch die von der Puzzle ITC in Bern betriebene Swissflirt.ch. Mit Parship.ch ist auch die grösste Online-Partneragentur Deutschlands in der Schweiz aktiv. Sie ist auf ein paar Dutzend Medienportalen aufgeschaltet, unter anderem auf NZZ-online. Dort haben sich im ersten Quartal 2003 rund 10 000 Kunden registrieren lassen. Parship setzt auf wissenschaftliche Persönlichkeitstests und kommt dadurch bei den Akademikern besonders gut an.

Neuerdings versucht gar www.match.com, der grösste Online-Datingservice der USA, über eine Partnerschaft mit Microsoft in die Schweiz vorzudringen. Die börsenkotierte Firma gilt mit einem Umsatz von 150 Mio Fr. im letzten Jahr als kommerziell äusserst erfolgreich, genauso wie die englische Udate.com. Auch das Online-Portal Classmates.com, einst lanciert, um alte Klassenkameraden zusammenzubringen, hat sich in den USA zum lukrativen Geschäft entwickelt, mit einem Umsatz von rund 100 Mio Fr. im letzten Jahr.

*Viele User, aber noch kaum Profite*

Von solchen Zahlen können die Schweizer Dating-Portale natürlich nur träumen. Immerhin schreibt Parship laut dem Hauptsitz in Hamburg seit Januar 2003 schwarze Zahlen. Bescheidener tönt es bei PartnerWinner. Das Portal zählt zwar 166 000 User, aber die meisten klicken sich bloss auf den kostenlosen Basisdienst. Lediglich 10% wählen den gebührenpflichtigen VIP-Club. PartnerWinner-Projektleiter Christoph Lüscher räumt ein: «Wir sind noch nicht in den schwarzen Zahlen.» Er befürchtet, zu viele User zu verlieren, wenn das Grundangebot kostenpflichtig würde. Anderseits steige neuerdings die Bereitschaft, für solche Dienste zu bezahlen, meint er hoffnungsvoll.

Das grosse Geld dürfte aber trotz rasch wachsender Nutzerzahlen mit den Dating-Portalen in der Schweiz kaum zu machen sein, weder jetzt noch in Zukunft. Denn mit 1,5 Mio Singles ist der potenzielle Markt in der Schweiz schlicht zu klein. In den USA hingegen besuchen laut den Marktforschern von ComScoreMediaMetrix mittlerweile 17 Mio Personen Monat für Monat Dating-Websites.

Lüscher schätzt den Umsatz sämtlicher Dating-Portale in der Schweiz auf lediglich 2 Mio Fr. Dieser bescheidene Betrag erklärt sich auch mit den günstigen Preisen: Bei PartnerWinner zahlen VIP-Mitglieder 49 Fr. für sechs Monate, bei Swissfriends 105 Fr. pro Jahr, bei Parship 235 Fr für sechs Monate. Diese Preise sind nichts im Vergleich zu herkömmlichen Partnervermittlungsinstituten, die für drei Adressen schnell einmal 6000 Fr. und mehr kassieren.

Wer glaubt, auf den Dating-Portalen tummelten sich vor allem Schüchterne und Mauerblümchen, liegt falsch. Die 30- bis 35-jährigen, überdurchschnittlich Gebildeten mit hohen Einkommen bilden das stärkste Besuchersegment. Sie werden, und das dürfte der eigentliche Reiz sein, auf der Partnerpirsch im Netz kaum enttäuscht. Lüscher kann jedenfalls erstaunliche Erfolgsquoten vorweisen: Dank PartnerWinner finden sich monatlich 1500 Paare, die mindestens ein halbes Jahr zusammenbleiben. Das Portal sei die falsche Adresse für den schnellen Flirt oder ein kurzes erotisches Abenteuer, beteuert er.

*Web bietet Vorteile bei der Partnersuche*

Die Soziologin Evelina Bühler-Ilieva von der Universität Zürich kommt in einer Studie gar zum Schluss: «Das Internet ist das Partnervermittlungsinstrument der Zukunft.» Bühler wertete eine Umfrage aus, die sie bei 4110 PartnerWinner-Nutzern durchführte. Deutlich zeigen sich da die besonderen Erfolgsfaktoren des Internets: Die Hemmschwelle, über das Netz mit möglichen Partnern Kontakt aufzunehmen, scheint erheblich niedriger als, ein Vermittlungsinstitut zu kontaktieren oder ein Inserat aufzugeben. Im Vergleich zu herkömmlichen Methoden erlaubt das Internet mehr Anonymität, eine grössere Auswahl von Kandidaten, detailliertere Profile und eine einfachere Kontaktnahme. 4% der Partnersurfer erlebten im Cyberspace sogar die Liebe auf den ersten Klick, waren also nach der ersten Kontaktnahme bis über die Ohren verknallt.

Besondere Chancen eröffnet das Internet auch Menschen, die auf Grund ihres Äusseren üblicherweise etwas weniger begehrt sind, dank dem Kennenlernen von «innen nach aussen». Allerdings kommt auch nach einem heftigen Mail-Flirt eines Tages die Stunde der Wahrheit. Rund 60% der in der Studie Befragten hatten früher oder später eine direkte Face-to-Face-Begegnung, die bei knapp einem Viertel in eine Liebesbeziehung mündete. Bühler-Ilieva rechnet damit, dass das Internet den herkömmlichen Instituten zunehmend das Leben schwer machen wird. Für die traditionellen Partnervermittler sieht sie allenfalls noch ganz spezielle Nischenmärkte, etwa für ganz Reiche, die unter sich bleiben möchten.

Ganz anders sehen das Partnervermittlunginstitute selber. «Das Internet hat zwar den Reiz des Neuen, aber zu uns kommen bereits wieder Leute, die von der Partnersuche im Cyberspace enttäuscht sind», erklärt etwa Werner Enderli, Geschäftsführer von Pro Due. In seiner Kartei sind rund 800 Personen eingetragen. Eine ähnliche Adressengrösse hat auch die Partnervermittlung Herzklopfen, ein Projekt der HEKS-Regionalstelle Aargau und Solothurn. Leiterin Claudia Rederer räumt ein: «Wir spüren die neue Konkurrenz durch das Internet.» Besonders kritisch sieht es Andrea Klausberger, Geschäftsführerin der «Partnervermittlung mit Herz»: «Ob sich eine Person im Computer richtig in ihrer ganzen Persönlichkeit erfassen lässt, da habe ich grösste Zweifel.» Auf den Dating-Portalen werde doch geflunkert und gelogen, und viele meinten es überhaupt nicht ernst, ist sie überzeugt.

*Es gibt auch Zweifel und schwarze Schafe*

Bekannt ist aber auch, dass es unter den weit über 100 Schweizer Patnervermittlern etliche schwarze Schafe gibt, die für eine unseriöse Vermittlung schnell einmal 10 000 Fr. und mehr abzocken und Kunden mit zwielichtigen Verträgen längerfristig zu binden versuchen. Will einer aussteigen, so schneit es ihm prompt einen Zahlungsbefehl ins Haus.

Von solchen Machenschaften könnten die neuen Online-Datingservices zusätzlich profitieren. Denn ihre Abonnements sind meistens kurzfristig kündbar. Auch der Kontaktabbruch mit dem Internet-Partner verläuft in der Regel ohne Komplikationen: Eine Beziehung, die noch nicht übers Netz hinaus gediehen ist, lässt sich mit einem Klick beenden. Die Ehe im Cyberspace ist damit ohne Streit und Anwaltskosten wieder geschieden.

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