Marken, Marken, Marken: Brands sind die harte Währung der Factory-Outlet-Center (FOC). Nur mit einem geballten Marken-Bestand können solche Shoppingdörfer Kunden aus nah und fern anlocken. FOC sind eine besondere Form des grossflächigen Detailhandels und erfreuen sich generell zunehmender Beliebtheit. Auf mehreren tausend Quadratmetern werden Waren zu Fabrikpreisen verkauft.

Längst haben sich die Center von tristen Resterampen-Ansammlungen in ansprechende Flaniermeilen verwandelt; für die Markenhersteller sind sie zu Profit-Centern geworden. Verkaufen sie ihre Güter über den eigenen Kanal, sparen sie teure Mieten und hohe Händlermargen, die an Innenstadtlagen anfallen. Gastronomiebetriebe mieten sich in den FOC ein, um vom Rundum-Einkaufserlebnis zu profitieren.

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Im Ausland locken Euro-Preise

Das Einkaufsdorf Landquart liegt 70 Autominuten entfernt von Zürich. Weit genug weg von der Bahnhofstrasse, nah genug für einen Shoppingausflug mit Bergpanorama. Dennoch hat es das Center seit seinem Bestehen nicht einfach gehabt, Kunden zum Outlet-Shopping in die Bündner Region zu locken. Seit der Eröffnung 2009 gab es drei Eigentümer- und zwei Betreiberwechsel. Das Shoppingdorf wurde weitergereicht wie ein Wanderpokal. Die aktuelle Betreibergesellschaft Retail Outlet Shopping (ROS) glaubt sich auf Erfolgskurs. «Seit der Betriebsübernahme durch ROS hat sich das Designer Outlet Landquart sehr gut entwickelt», sagt ein Sprecher.

Eine Aussage, die Beobachter für optimistisch halten. Ausser dem Branchenprimus Foxtown in Mendrisio haben Schweizer Factory-Outlets einen harten Stand. Die räumlichen Möglichkeiten sind begrenzt, politische und verkehrstechnische Auflagen oft hart. Die reisefreudigen Schweizer sind sich aus den USA bei Factory-Outlet-Centern wahre Kleinstädte mit schier unbegrenztem Angebot gewöhnt. Und im nahen Ausland locken Anbieter mit Euro-Preisen.

Epische regulatorische Schwierigkeiten

Rund 200 Factory-Outlet-Center zählt Ecostra aktuell in Europa. Grossbritannien mit 40, Italien mit 30 und Frankreich mit über 20 Shoppingdörfern sind die Grossmächte. Die Schweiz ist eingepfercht zwischen den zwei Ländern mit den meisten Projekten in der Pipeline: Mehr als 20 Factory-Outlets sind in Deutschland in Planung, über 10 in Italien. Da dürfte hierzulande der Platz knapp sein für Neuentwicklungen, sagt Wolfgang Richter, Geschäftsführer des Standortberatungsunternehmens Regiodata: «Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten scheint das Revier besetzt, eventuell hat es maximal noch Platz für zwei weitere Standorte.»

An einem davon wird seit zehn Jahren gearbeitet. Seit 2005 projektiert die JTM Rütenen das Factory-Outlet-Center Edelreich im thurgauischen Wigoltingen und kämpft dabei mit schier epischen regulatorischen Schwierigkeiten. Auch wenn das Projekt in der Branche zu einem Running Gag geworden ist, bleibt Jürg Klopfenstein, Präsident der JTM Rütenen, dran: «Ich glaube weiterhin an die Realisierung, trotz allen regulatorischen Widerständen.»

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Andreas Güntert
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