Der Papierhersteller M-real hat auf den 1. Juli eine weitere Preisrunde für seine holzfrei gestrichenen Feinpapiere angekündigt. Es handelt sich bereits um den zweiten Preisschub in diesem Jahr, nach einer Erhöhung Anfang April um 5 bis 7%. «Die Nachfrage nach Papier steigt, nach der Logik des Marktes müssen auch die Preise steigen», erklärt Max Fritz, Direktor des Verbandes der Schweizerischen Zellstoff-, Papier- und Kartonindustrie (ZPK). Am Hauptsitz von M-real im finnischen Espoo nennt CEO Jouko Jaakola weitere Gründe: «Wir reagieren auf die Preiserhöhungen für Zellstoff und Energie.»

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Tatsächlich ist von Januar bis Mai der Preis pro Tonne Zellstoff auf dem Weltmarkt von 560 auf 640 Dollar gestiegen. Schon im Juli dürfte er laut Experten die 700-Dollar-Marke streifen. Und auch das teurere Erdöl, das bei der Papierproduktion mehrfach eine Rolle spielt, wirkt sich preistreibend aus. Die Kapazitäten in den Werken des M-real-Konzerns, zu dem in der Schweiz die Papierfabrik Biberist gehört, sind ausgelastet. «Wir gehen davon aus, dass sich die Nachfrage noch weiter verbessern wird», so Jaakola. Die Finnen gehören zu den wichtigsten Herstellern von Feinpapieren für Magazine, Bücher und Broschüren. Jaakola schätzt, dass die höheren Preise bald schon bis zum Ladentisch durchschlagen werden.

Das Ende eines langen Abwärtstrends

Was für die Verbraucher eine schlechte, ist aber für die Papierindustrie grundsätzlich eine gute Nachricht. Dies bestätigt ZPK-Direktor Fritz. «Im ersten Quartal 2004 hat auch in der Schweiz der Papierverbrauch kräftig angezogen.» Gar um 5% im Plus lag der Absatz von holzfreien grafischen Papieren. Die ganze Branche hofft jetzt, dass diese Zahlen definitiv das Ende eines langen Abwärtstrends bedeuten. In den letzten fünf Jahren ist nämlich der Verbrauch von Papier und Karton im Inland stetig geschrumpft, insgesamt um 6%. Der Pro-Kopf-Verbrauch sank von 240 auf 219 kg. «Wenn nun wieder mehr Papier benötigt wird, ist das ein Aufschwungsignal für die gesamte Wirtschaft», glaubt Fritz. Erhöhte Aktivitäten der Werber und Marketingleute kurbeln jeweils rasant die Nachfrage nach Spezialpapieren an.

Auf dem Schweizer Markt ist das Hoch allerdings noch schwach. Die weltweite Konjunktur ist es vielmehr, welche die Schweizer Papierindustrie kräftig belebt. Rund zwei Drittel ihrer Produktion gehen ins Ausland. Dank den Exporten blieb die Auslastung auch in der Schweizer Konjunkturflaute erstaunlich gut. Im letzten Jahr konnte mit 4300 Beschäftigten zwar der Ausstoss leicht um 0,7% auf 1,82 Mio t gesteigert werden. Der Umsatz ging wegen grossem Preisdruck jedoch um 4% auf 2,06 Mrd Fr. zurück.

Jetzt hofft die Papierbranche auch bei den Margen auf eine grundsätzliche Trendwende. Am optimistischsten sind die Signale bei den Herstellern von Spezialpapieren. Axel Wappler, CEO der Cham Paper Group, die 90% ihrer Inkjet- und Technikpapiere ausführt, setzt vor allem auf die Wachstumsmärkte in Asien und Osteuropa. «Der Margendruck wird zwar weiterhin hoch bleiben», meint er mit Blick auf die massiv teureren Rohstoffe. Dank Optimierungen bei der Wertschöpfung soll es aber 2004 ein besseres Ergebnis geben als 2003.

Vom gefragteren und teureren Zellstoff profitiert der einzige Schweizer Hersteller Atisholz, der zur norwegischen Borregaard gehört. «Unsere Margen, die im Moment noch nicht befriedigend sind, verbessern sich», erklärt Verkaufschef Hans Peter Wild. Borregaard hat schon länger, um von den Zellstoffen mit ihren volatilen Preisen unabhängiger zu werden, in Segmente mit stabilerer und besserer Wertschöpfung diversifiziert. Unter anderem werden heute Hefeextrakte für Nahrungsmittel, Kosmetika und für die chemische Industrie fabriziert.

Wermutstropfen beim Zeitungspapier

Noch nicht in den Optimismus der übrigen Branche einstimmen möchten die Hersteller von Zeitungspapieren. Ob der rückläufige Verbrauch der letzten Jahre ein Konjunkturtaucher war oder doch eher ein Strukturproblem ist, bleibt umstritten. Die Nachfrage beim Zeitungsdruck ging im ersten Quartal 2004 um weitere 7% zurück. Trotzdem erzielte die Perlen Papier AG bezüglich Menge ein Plus von 5%, dank einer kräftigeren Nachfrage im EU-Raum, wohin der Konzern drei Viertel seiner Produktion exportiert. «Auf dem internationalen Markt liegen auch unsere wesentlichen Wachstumschancen», ist Verkaufsleiter Günter Höller überzeugt. Ertragsmässig wird der Papierhersteller vorderhand kaum vom grösseren Ausstoss profitieren können. Die Preise fürs Zeitungspapier werden jeweils Anfang Jahr ausgehandelt und bleiben übers Jahr fixiert. Die Verteuerung des Zellstoffes wird also weiter auf die Marge drücken.

Nicht über solche Probleme klagen muss Andy Kistler, CEO von Tela und Hakle Kimberley. Als Hersteller von Haushalt- und Toilettenpapieren befindet er sich innerhalb der Papierbranche in einer Sonderstellung. «Wir sind viel weniger den konjunkturellen Schwankungen unterworfen», räumt Kistler ein. Haushalt- und Toilettenpapiere waren das einzige deutliche Wachstumssegment der Papierbranche auf dem Schweizer Markt. Und auch das Auslandgeschäft läuft laut Kistler weiter gut.