Die Business-Idee

Spontan, sicher und legal campen? Das ist vielerorts in Europa nicht so einfach möglich. Denn Wildcampen ist in vielen Ländern verboten – Skandinavien ausgenommen. Das Luzerner Startup Parkn’sleep hat 2021 eine Plattform für Camper-Stellplätze lanciert: «Sowohl bestehende Stellplatzanbieter als auch Gemeinden, Tourismusverbände und private Landbesitzer können bei uns Stellplätze aufschalten», erklärt Mitgründer und CEO Lukas Imhof. Camper können spontan Echtzeit-Verfügbarkeiten in der Nähe checken und über die Plattform bezahlen. «Anbieter haben einen Marketing-Effekt und Zugang zu einem funktionierenden Bezahlsystem», so Imhof. «Private Landbesitzer wie Landwirte haben so einen Zuverdienst, professionelle Anbieter können speziell in der Nebensaison profitieren, wenn die Rezeption eigentlich nicht besetzt ist.» 2021 belegte das Startup den ersten Platz beim Tourismus-Innovationspreis Milestone.

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Die Gründer

Die beiden Camping-Fans Lukas Imhof und der jetzige CFO Daniel Jäger hatten während des ersten Corona-Lockdowns die Business-Idee. 2021 wuchs das Gründerteam mit Marketing-Experte Adam Opuchlik und CTO Enrico Mayor. Alle vier bringen bereits Gründungserfahrung mit.

Im Juni 2021 ging parknsleep.app live. «Wir sind sehr rudimentär gestartet, haben aber in Gesprächen mit Campern und Anbietern viel gelernt und stetig Filter und Funktionen erweitert», so Imhof. «Seit dem Start sind rund 400 Features eingeflossen.» Camper legen etwa auf einen Stromanschluss oder eine Möglichkeit zur Schmutzwasserentsorgung Wert. Anbieter können Verhaltensregeln einstellen wie «Nur Parkieren und Schlafen» oder «Klappstühle und Grillieren erlaubt». Mittlerweile hat das insgesamt achtköpfige Team 730 Stellplätze an 85 Standorten in fünf Ländern aufgeschaltet. Ein Schild weist am Stellplatz auf die Internetseite und die Bezahlmöglichkeiten hin. Über 6000 Camper haben die Buchungsplattform bereits genutzt.

Der Markt

Knapp 80’000 Wohnmobile waren laut Bundesamt für Statistik 2021 in der Schweiz zugelassen – das entspricht in etwa einer Verdopplung innerhalb der letzten zehn Jahre. Mit der Pandemie hat Camping zusätzlich einen Boom erlebt. Neben offiziellen Wohnmobilen werden auch immer mehr umgebaute Vans und Busse für das flexible Reisen genutzt. «Beliebte Plätze sind in den Sommermonaten völlig überlastet», sagt Adam Opuchlik. «Mit unserer Plattform bieten wir Nutzern Zugang zu Alternativen.» Aber auch Gemeinden und Tourismusregionen würden klar profitieren: «Durch Müll und Lärm sorgen Wildcamper vielerorts für Ärger und Ratlosigkeit – unser Zahl- und Reservierungssystem ist ein Problemlöser. Mit uns können Camper gezielt an gewünschte Orte gelenkt werden.»

Das Kapital

Im Preis pro Übernachtung sind Kurtaxen und Tourismusabgaben eingeschlossen sowie 15 Prozent Vermittlungsgebühr, die Parkn’sleep verdient. Auf Camper oder Tourismusregionen zugeschnittene In-App-Werbung schliessen die Gründer künftig als zusätzliche Einnahmesäule nicht aus. Die Seed-Finanzierungsrunde wurde gerade frisch abgeschlossen.

«Damit investieren wir hauptsächlich ins Marketing und in Sales-Mitarbeitende, um schnell zu wachsen», sagt CEO Imhof. Im Frühjahr 2022 ist eine weitere Finanzierungsrunde geplant, um die Expansion voranzutreiben.

Die Chance

In fünf Jahren möchte Parkn’sleep die renommierteste Plattform für spontanes Campen in ganz Europa sein. Die grösste Herausforderung dabei: «Fast in jedem Kanton und jedem Bundesland herrschen andere Gesetze und Regeln – wir müssen viel Aufklärungsarbeit leisten und gemeinsam mit Gemeinden neue Regulatorien und zeitgemässe Möglichkeiten schaffen», erklärt Opuchlik.

Stefan Mair
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