Parmalat-Gründer Calisto Tanzi wurde beim Berufungsprozess in Bologna am Montag zu 17 Jahren Haft verurteilt. Parmalats Ex-Finanzdirektor Fausto Tonna erhielt neun Jahre und elf Monaten Haft. Die Strafen wurden gegenüber dem erstinstanzlichen Urteil abgemildert. Beim erstinstanzlichen Prozess, der im Dezember 2010 zu Ende gegangen war, wurden Tanzi zu 18 Jahren Haft und Tonna zu 14 Jahren verurteilt.

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Parmalat war bankrottgegangen, als Weihnachten 2003 ein Loch von damals mehr als 14 Milliarden Euro in der Bilanz entdeckt wurde. Bei einigen Auslandsguthaben des Unternehmens handelte es sich um pure Luftbuchungen. Von der Pleite waren neben ausländischen auch rund 135'000 italienische Kleinanleger betroffen, die in den Konzern investiert hatten.

Weiterzug an höchste Instanz

«Eine so schwere Strafe habe ich nicht erwartet», sagte der Rechtsanwalt Tanzis, der beim Kassationsgericht in Rom, der dritten und letzten Instanz im italienischen Strafsystem, Einspruch erheben will. Die Anwälte Tanzis hatten argumentiert, ihr Mandant habe nur das Unternehmen retten wollen - schuld seien die Banken, die den Kleinanlegern Parmalat-Anleihen verkauft hätten, obwohl sie von der drohenden Pleite des Unternehmens wussten.

Der 73-jährige Tanzi hatte eine kleine Molkerei zu einem Weltkonzern aufgebaut, und das offensichtlich nicht zuletzt mit Hilfe eines Korruptionsnetzes. Er war bereits im vergangenen Mai wegen Parmalats Pleite zu acht Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden.

Er sitzt seitdem in seiner Heimatstadt Parma im Gefängnis. In einem weiteren Verfahren wegen des betrügerischen Bankrotts der Parmalat-Tochter Parmatour, die auf den Touristikbereich spezialisiert war, wurde Tanzi zu weiteren neun Jahren Haft verurteilt.

(chb/sda)