Wenn im Supermarkt gerade kein Coca-Cola im Regal steht, geht nur Umsatz verloren. Anders bei lebensrettenden Medikamenten: Sie müssen weltweit in zehntausenden von Apotheken, Arztpraxen und Spitälern rund um die Uhr verfügbar sein. Allein die globale Belieferung der Healthcare-Grossisten, welche die Feinverteilung an Apotheken und Kliniken vornehmen, bedeutet für Pharmahersteller wie Serono, Roche oder Novartis einen enormen Logistikaufwand.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Solide Wachstumsraten

Als attraktive Alternative bietet sich das Outsourcing der Medikamenten-Verteilung an spezialisierte Dienstleister an. Nach Einschätzung von Patrick Laager, Finanzanalyst bei der Bank Vontobel, sind in diesem weltumspannenden Vor-Grossisten-Geschäft in den nächsten Jahren solide Wachstumsraten zu erwarten. Denn die so genannten Prewholesaler reduzieren die Logistikkosten, indem sie die Medikamentenpaletten verschiedener Hersteller bündeln und über Multi-User-Verteilsysteme abwickeln.

So offeriert etwa der britische Logistiker Exel seit kurzem spezielle Transport- und Distributionsdienstleistungen, die es Pharmaunternehmen erlauben, ihre Produkte über einen Kontaktpunkt weltumspannend zu vertreiben. Nicht nur Spediteure wie Exel steigen ins lukrative Medikamenten-Supply- Chain-Management ein. Auch die Pharma-Grossisten Phoenix (Mannheim) und Celesio (Stuttgart) sind im letzten Jahr auf den Zug aufgesprungen und ergänzen ihr Dienstleistungsportfolio durch den Ausbau und Zukauf von Prewholesale-Kapazitäten.

Galenica war Pionier

Stand beim Healthcare-Prewholesaling noch vor wenigen Jahren allein der Qualitätsgedanke im Vordergrund, werden zunehmend auch Synergien zu anderen Geschäftsbereichen wichtig, wie Fritz Hirsbrunner, Finanzchef des Berner Healthcare-Unternehmens Galenica erläutert. Als Pionier im Vor-Grossisten-Geschäft begann Galenica vor fünf Jahren mit dem Aufbau von Alloga International. Dieses Joint Venture mit der britischen Alliance UniChem hat sich mit über 1 Mrd Fr. Umsatz zum europaweit führenden Medikamenten-Prewholesaler gemausert. Trotz des Erfolgs bestätigte Galenica vor zwei Wochen den definitiven Rückzug aus Alloga International in Zukunft wollen die Berner ihre Logistikaktivitäten mit Alloga Schweiz auf den Heimmarkt fokussieren.

Doch auch Alloga International ist auf der Suche nach Synergien fündig geworden: Durch eine im letzten November mit dem Schweizer Logistiker Kühne + Nagel eingegangene Kooperationsvereinbarung konnte die Angebotspalette im Transportbereich verstärkt werden. Die Partnerschaft ist eine Reaktion auf den Trend der Pharmaunternehmen, ihre Produktion auf einzelne Standorte zu konzentrieren. Kühne + Nagel-Sprecherin Inge Lauble: «Die Zusammenarbeit hat zum Ziel, integrierte Logistiklösungen von der Produktion bis zur Belieferung der Endkunden anzubieten.» Vergleichbare Kapazitätserweiterungen sei es durch Kooperationen, Zukäufe oder Unternehmensgründungen gibt es viele. So hat etwa DHL zusammen mit Lufthansa Cargo das Joint Venture Lifeconex gegründet.

Das Joint Venture bringt kürzere Lieferzeiten und tiefere Kosten. Die allgemeine Aufbruchstimmung im Prewholesale-Markt markiert den Übergang von der Nische zum Ellbogenbusiness, wie Vontobel-Analyst Patrick Laager sagt: «Mit dem Eintritt der grossen Player nimmt der Konkurrenzdruck massiv zu, die Margen sinken, das Medikamenten-Prewholesaling wird zum Volumengeschäft.»