Wagt sich das Vermögenszentrum (VZ) in den nächsten Wochen aufs Börsenparkett, wird dies Markus Boss wohl mit besonderer Genugtuung erfüllen. Gleichauf mit dem Börsengang plant nämlich die zur VZ-Holding gehörende VZ-Depotbank den Beitritt zur Esprit-Interessengemeinschaft, der Markus Boss als Geschäftsführer vorsteht. Die Regionalbanken-Gruppierung hätte in der Folge ihr erstes an der SWX Swiss Exchange kotiertes Mitglied gewonnen und damit ihre noch junge Geschichte um einen Achtungserfolg erweitert.

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Dissidenten auf Erfolgswelle

Nur wenig mehr als ein Jahr ist es her, seit elf Bankinstitute der grossen Schweizer Regionalbanken-Gemeinschaft RBA endgültig den Rücken gekehrt und sich zu Esprit juristisch eine einfache Gesellschaft zusammengeschlossen haben. Trennungsschmerzen lassen sich seither kaum ausmachen. Die Kosten sind zwar kaum gesunken, dafür läuft das Geschäft von Esprit-Mitgliedern wie Solothurner Regiobank, EEK Bern oder Bank Thalwil aber ausgezeichnet.

Im Fondsbereich wurden mit der UBS und im Wertschriftenhandel mit der Zürcher Kantonalbank rasch neue Partner gefunden. Über Finnova hat sich die Gruppe auch eine eigene IT-Lösung eingekauft. Inzwischen sind die Hände schon wieder frei, um Mitglieder zu werben. Nebst der VZ-Depotbank stösst auch die Alternative Bank ABS in Olten zu Esprit. Noch mehr könnten folgen. «Wir befinden uns in Gesprächen mit weiteren Banken», sagt Boss.

Anders die Lage bei RBA Holding. 1994 als Zweckgemeinschaft gegründet, um die von der Immobilienkrise schwer angeschlagenen Schweizer Regionalbanken zu stützen, ist der Verbund von ursprünglich 98 (auch durch Fusionen) auf nurmehr 53 Banken geschrumpft. Die Mitglieder, die unter anderem eine gemeinsame Backoffice-Plattform sowie Finanzierungs- und Revisionsdienste beanspruchen, sind ihrerseits in Untergruppierungen aufgesplittert: Etwa die 31 RBA-Banken unter der Marke Clientis sowie die schwergewichtige Valiant, die ihrerseits aus RBA-Mitgliedern entstanden ist. Versuche hin zu einer stärkeren Einbindung führten zu Aufruhr: Als Letzte witterten die heutigen Esprit-Banken in der Revision des RBA-Aktionärsbindungsvertrags 2004 eine unwillkommene Zentralisierung. Die Folgen sind bekannt.

Modell Raiffeisen im Aufwind

Solches freut die Konkurrenz, namentlich die rasch wachsende Raiffeisen-Gruppe. «Die RBA hat noch keinen klaren Auftritt gegen aussen, das ist für uns ein Vorteil», sagt Stefan Kern, Leiter Unternehmenskommunikation bei Raiffeisen. Die RBA-Mitglieder seien deshalb vor Ort eine Konkurrenz, nicht aber der Verbund an sich.

Dass es Organisationen wie RBA gegen Raiffeisen schwer haben werden, erwartet auch Hans Geiger, Professor am Swiss Banking Institute an der Universität Zürich. «Raiffeisen präsentiert sich als zentral geführte Organisation mit einer einzelnen, starken Marke.» Mit diesem Modell habe die Gruppe hohes Wachstum erzielt und werde wohl noch weiter zulegen, so der Branchenkenner. Angesichts solcher Konkurrenz dürfte die derzeit noch stärkere Zersplitterung der Schweizer Regionalbanken-Landschaft auf Dauer kaum Bestand haben, ist sich Geiger sicher. «Bis in zehn Jahren dürfte wohl nur noch eine Hand voll Regionalinstitute übrig sein.»

Geiger hat dabei auch schon klare Vorstellungen, wie das Regionalinstitut der Zukunft aussehen sollte. «Idealerweise wären dies Gruppierungen mit einer Kotierung an der SWX und einem eigenen Kredit-Rating.» Als Alternative dazu sieht Geiger einzig die Übernahme durch eine andere Bank. Diesen Weg gegangen ist die Bank Linth sie wurde jüngst durch die Liechtensteinische Landesbank (LLB) übernommen. Interessant: Linth hat RBA 2003 als erstes Gründungsmitglied verlassen. Rückblickend ist sich Linth-CEO Thomas Eichler sicher, mit dem Austritt das Richtige getan zu haben. «Das Zusammengehen mit der LLB ist für die Bank Linth deutlich attraktiver als eine Verbund-lösung.»

Gemeinsame Sache mit der BEKB

Begreiflich deshalb, dass RBA einiges unternimmt, um aufzuholen. Auf technischer Ebene tut sie dies etwa mit der neu gegründeten Entris: Die Gesellschaft wird ab Januar 2008 Zahlungsverkehr und Wertschriftenverarbeitung der RBA mit der BEKB bündeln. Heikler ist die Arbeit an der internen Kultur. Zwar will die RBA explizit die «juristische Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Mitglieder» wahren. Trotzdem schauen kleinere Mitglieder argwöhnisch auf den Einfluss grosser Gruppenmitglieder wie Valiant. Auch wenn gemäss Kurt Streit, CEO von Valiant, dazu kein Anlass besteht. «In einem Verbund wie der RBA profitieren die Kleinen gemessen an ihrem Volumen am meisten von den Gesamtlösungen.»

Einig geht Streit jedoch mit allen anderen Exponenten, dass Sololäufe für Regionalbanken in Zukunft immer schwieriger werden. Die gegenwärtige Zersplitterung des Marktes dürfte daher wohl nur ein Intermezzo bleiben. Geiger: «Es wäre sinnvoll, heute schon aus einer starken Position heraus mit der Konsolidierung zu beginnen.»