Flankengott David Beckham trägt neuerdings Strellson. Ansonsten hat der Starfussballer mit dem CEO Reiner Pichler so wenig gemeinsam wie Real Madrid mit dem FC Thun. Beckham steht für Glamour und grenzenlosen Starkult, Pichler für grundsolide Werte. Doch beide tragen sie Strellson. Pichler ausschliesslich und freiwillig ? der «Spice Boy» der «Königlichen» wegen seines Sponsoringvertrages, der die Madrider Ballkünstler dazu verpflichtet, zu offiziellen Auftritten die Schweizer Männermodemarke zu tragen.

«Beckham ist Beckham», sagt Reiner Pichler knapp an diesem regnerischen Dienstag Nachmittag im Sitzungszimmer im beschaulichen Kreuzlingen. Wenn schon, dann möchte er über Fussball allgemein sprechen. ? Bitte, Herr Pichler! «Dieser Sport hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Er wird immer populärer, ist heute global und absolut multikulturell. Deswegen passt Fussball so gut zu Strellson.»

Doch auch der bayrische Mode-Manager Reiner Pichler, gerade 41-jährig, gelernter Handelsfachwirt, ist in seinem Fach einer der Erfolgreichsten. Seit er 1995 von den Strellson-Inhabern Uwe und Jochen Holy zum CEO berufen wurde, geht es steil aufwärts mit dem Unternehmen. Mit jährlichen Zuwachsraten im zweistelligen Bereich hat sich die frühere Mantelproduktions-Fabrik Friedrich Straehl + Co. zur trendigen Menswear-Company entwickelt.

Strellson ist heute in über 30 Ländern tätig und lebt zu 85% vom Export. Die urbane Männermode, die sich mit vernünftigen Preisen an die junge Zielgruppe zwischen 25 und 40 Jahren richtet, kommt an. Geschätzter Umsatz mittlerweile: Rund 150 Mio Fr.

*Coup mit Tommy Hilfiger*

Einen eigentlichen Coup landete Pichler vor vier Jahren, als Strellson zusätzlich die Europalizenz für Tommy Hilfiger übernehmen konnte. Obschon die ganze italienische Modeindustrie Schlange gestanden war, ging der Zuschlag nach Kreuzlingen.Warum er mit 40 bereits seit bald zehn Jahren CEO sei? ? Pichler lehnt sich im Stuhl zurück und sagt ernst: «Weil es für diese Aufgabe einfach notwendig ist. Ein Prozess, wie wir ihn hier durchlaufen, geht nicht von heute auf morgen.» Dass es in erster Linie wegen seines beachtlichen Erfolgs ist, verschweigt er und betont lieber die Kontinuiät in allen Schlüsselpositionen des Unternehmens mit heute weltweit 350 Mitarbeitenden. «Strategien festzulegen, ist verhältnismässig einfach», sagt Pichler, «der springende Punkt ist immer die Umsetzung. Das unterscheidet erfolgreiche von weniger erfolgreichen Unternehmen. Wir haben das Glück, die richtigen Manager in den richtigen Positionen gefunden zu haben. Alle begleiten sie Strellson schon seit Jahren.»

Ein CEO habe dafür zu sorgen, dass die Leistungsträger erhalten blieben und sich ständig weiterentwickelten. Für Pichler entscheidend dafür sind flache Hierarchien. Strellson kennt gerade mal drei Stufen. Die Geschäftsleitung besteht aus drei Managern: Pichler, dem Logistik- sowie dem Finanzchef. «Ich glaube, dass die Menschen gerne hier arbeiten, weil sie über einen grossen Verantwortungsspielraum verfügen. Mit mehr zusätzlichen Hierarchiestufen gibts sofort Teilverantwortlichkeiten. Das verlangsamt die Abläufe.»

Auf den Willen, weiter zu kommen, und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, komme es ihm an bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Bei allem Freiraum, den er seinen Leuten lässt, Pichler verlangt eiserne Disziplin, Ordnung und grenzenlosen Einsatz zur Erreichung der gesteckten Ziele. Misserfolge, so predigt er seiner Crew, bedeuten nie das Ende, sondern nur eine Zeitverzögerung. Familienbilder an den Wänden sind in Kreuzlingen genauso verpönt wie Getränkeflaschen auf den Schreibtischen.

Erstaunlich alte Werte im trendigen Lifestyle-Unternehmen Strellson! «Durchaus», räumt Pichler ein. «Schaut man zurück in der Geschichte der Industrie, dann waren es immer die disziplinierten, hart arbeitenden Unternehmen, die Erfolg hatten. Nehmen Sie Swatch oder den Autovermieter Sixt. Das sind für mich schon gute Beispiele.»

Doch vom Kopieren hält Pichler gar nichts. «Da landet man automatisch in der zweiten Reihe und ist nicht mehr echt.» Authentizität, darauf komme es an in seiner Branche. «Wir müssen heute Haltung zeigen», betont er und spricht die ebenfalls seit bald zehn Jahren laufende, mit Preisen reich gesegnete Werbekampagne an. Sie zeigt Passanten in den grossen Metropolen der Welt mit ihren persönlichen Statements zu Umweltschutz, Ausländerintegration oder Krieg.

*Kleider für sich selber*

«Unsere Marke steht nicht einfach für Produkte, sondern für eine Lebenseinstellung. Deswegen beschäftigen wir uns mit den Themen, die die heutige Generation bewegt», sagt Familienvater Pichler.

Dass er und seine Mitarbeitenden zugleich die Zielgruppe für die Strellson-Kleider und -Accessoires sind, bezeichnet er als zentral für den Erfolg. «Wir machen Bekleidung für uns selbst, denn wir wissen, was junge Manager benötigen. Wir sind alle im Schnitt nicht älter als knapp 40.»

Laptops seien toll, Internet und E-Mail sowieso, findet Pichler. Doch ins Nebenbüro werden bei Strellson keine Mails geschickt, ausser es geht um das reine Weiterleiten von Informationen. Probleme, so will es der Chef, werden hier im direkten Gespräch diskutiert. Doch ständig geredet wird am Bodensee trotzdem nicht: «Wir zeichnen uns dadurch aus, dass wir sehr wenige Meetings abhalten. Hier wird gearbeitet», sagt Pichler.

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