Der aktivistische Investor Bluebell hat mit seinem Vorstoss beim Luxusgüterkonzern Richemont Schiffbruch erlitten. Auf der Generalversammlung am Mittwoch in Genf sprachen sich die Aktionäre gegen sämtliche Vorschläge von Bluebell aus.

Der Londoner Hedgefonds wollte den Verwaltungsrat des Herstellers von Cartier-Schmuck oder Uhren der Marke A. Lange & Söhne umkrempeln und damit die praktisch uneingeschränkte Macht des Grossaktionärs Johann Rupert beschneiden. «Ich bin froh zu sehen, dass unsere Aktionäre dem Management vertrauen», erklärte Rupert nach der Versammlung.

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Seit der Gründung im Jahr 1988 kontrolliert die Familie des südafrikanischen Milliardärs den Konzern mit Sitz in Genf. Handhabe liefert ihm dabei die Kapitalstruktur. Richemont hat zwei Aktienkategorien: Börsennotierte A-Aktien und nicht gelistete B-Aktien, die von Rupert und seiner Familie gehalten werden. Rupert kontrolliert so mit lediglich zehn Prozent des Kapitals 51 Prozent der Stimmrechte.

Bluebell-Kandidat bekommt nur 9,5 Prozent

Bluebell schlug zu der Aktionärsversammlung den früheren hochrangigen LVMH-Manager Francesco Trapani als Vertreter der A-Aktionäre und zur Wahl in den Verwaltungsrat vor. Doch Rupert und der Verwaltungsrat lehnten Trapani ab und hoben stattdessen Wendy Luhabe, die bereits im Verwaltungsrat sitzt, als Repräsentantin der A-Aktionäre auf den Schild.

Mit rund 84 Prozent der Stimmen machte Luhabe das Rennen, Trapani kam lediglich auf 9,5 Prozent. Luhabe wurde danach wieder in den Verwaltungsrat gewählt. Richemont hielt Trapani wegen seiner langen und engen Beziehung zum französischen Konkurrenten LVMH für ungeeignet. Unterstützung erhielt der Konzern dabei von den einflussreichen Stimmrechtsberatern ISS und Glass Lewis.

Die Aktionäre stimmten auch gegen die Vorschläge von Bluebell, die Mindestanzahl der Verwaltungsratsmitglieder auf sechs zu verdoppeln und die Hälfte des Verwaltungsrats mit A- und die andere Hälfte mit B-Aktionären zu besetzen. «Dies ist kein ideales Ergebnis», sagte Bluebell-Manager Giuseppe Bivona zur Nachrichtenagentur Reuters.

Als Erfolg wertete er, dass die A-Aktionäre nun einen Vertreter im Verwaltungsrat hätten. Auf die Frage zu den weiteren Plänen des Aktivisten sagte Bivona: «Wir sind sehr geduldig. Es sind weitere Veränderungen erforderlich, und wir werden weiter daran arbeiten, sie zu erreichen.» Letzten Angaben zufolge hält die Gesellschaft 0,2 Prozent an Richemont.

Schwache Entwicklung an der Börse

Auch von anderer Seite dürfte der Druck auf Richemont, die Führung des Konzerns zu reformieren, anhalten. So sieht etwa der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos Verbesserungsbedarf bei der Zusammensetzung des Verwaltungsrats, wo die Vertreter des Hauptaktionärs zu viel Gewicht hätten. Angriffsfläche bietet auch die Kursentwicklung, denn die Aktie des Schweizer Unternehmens hat sich in den vergangenen fünf Jahren deutlich schlechter entwickelt als bei den französischen Rivalen LVMH und Kering.

Offen ist zudem, wer die Zügel übernimmt, sollte der 72-jährige Rupert dereinst kürzer treten. Sein Sohn habe gegenwärtig kein Interesse an einer Management-Aufgabe, sagte Rupert auf der Generalversammlung. Er machte aber auch erneut klar, dass das Unternehmen nicht zum Verkauf stehe.

(reuters/sda/gku)