Fast scheint es, als wäre Jean-Frédéric Dufour unfehlbar. Seit er am 15. Juni 2015 die Führung von Rolex übernommen hat – also vor genau zehn Jahren – hat er – immer gemäss den Schätzungen von Morgan Stanley – den Umsatz fast verdreifacht, die Absatzmenge um gut 50 Prozent erhöht, die Durchschnittspreise um mehr als 30 Prozent. Er hat die Krone des weltweit grössten Uhrenherstellers zurück in die Schweiz geholt, nachdem dieser Stolz der helvetischen Horlogerie während Jahren dem amerikanischen Konzern Apple gehörte. Und er hat sich – in einer strategischen Kehrtwende, die vor ihm keiner gewagt hätte – den grössten Rolex-Händler der Welt, Bucherer, in einem 4-Milliarden-Franken-Megadeal einverleibt.
Doch niemand weiss besser als Dufour selbst, dass von Unfehlbarkeit keine Rede sein kann. Im Gegensatz zu den meisten Amtskollegen in der Uhrenindustrie ist sich «JFD» – wie er im verschwiegenen Genfer Konzern gern abgekürzt wird – bewusst, dass er zwar der führenden Marke der weltweiten Uhrenindustrie vorsteht, die Zukunft der Branche aber keineswegs vorbestimmt ist: «Die Konkurrenz um das Handgelenk ist gross», sagte Dufour vor einem Jahr der NZZ. Es gebe Fitnesstracker, Smartwatches, Armreife. «Es überrascht mich jedes Mal, wenn Kollegen von mir sagen: Die Leute werden immer Uhren tragen. Das ist nicht gottgegeben, es ist eine fragile Branche, der wir Sorge tragen müssen.»