St.Moritz: Lukoil-Topmanager investieren im Kempinski

Es ist das bisher bestgehütete Geheimnis von St. Moritz. Zwei Fünf-Sterne-Hotels des mondänen Tourismusortes haben bislang unbekannte Investoren: Das Grand Hotel des Bains Kempinski und das Hotel La Margna sind in russischer Hand. Und das kommt so: Das Kempinski befindet sich auf einem rund 74’500 Quadratmeter grossen Grundstück, das die Gemeinde der St. Moritz der Bäder AG abgetreten hat, im Baurecht, bis ins Jahr 2066. Die Aktien der Bäder AG hält die Les Bains de St. Moritz Holding AG, wie die Wirtschaftsdatenbank Teledata zeigt. Deren Verwaltungsratspräsident wiederum ist der Russe Pavel Zhdanov. Bis vor kurzem präsidierte der 48-Jährige auch den Verwaltungsrat der Bäder AG. Zhdanov ist ein russischer Topmanager. Er wurde im Juli 2020 zum Vice President for Finance und damit zum Mitglied der Konzernleitung von Lukoil befördert, des börsenkotierten russischen Öl- und Gasförderunternehmens. Dort angeheuert hat der Ökonom 2002. Russischer Multimilliardär Zhdanov hält laut dem aktuellen Geschäftsbericht Lukoil-Aktien im Wert von mehr als 20 Millionen Franken. Er ist wohl der Statthalter des eigentlichen Hauptaktionärs. Hinweise auf diesen gibt es in zypriotischen Handelsregisterdaten. Es ist Alexander Matytsyn (60). Er ist als erster Vizepräsident der Lukoil-Konzernleitung unter anderem für die Finanzen zuständig. Auf rund 65 Milliarden Franken beläuft sich der Umsatz des russischen Unternehmens mit der Förderung von Erdöl und Erdgas und deren Weiterverarbeitung. Aufgebaut hat das Unternehmen der heutige Multimilliardär Vagit Alekperov (71). Er war zu Sowjetzeiten stellvertretender Ölminister. Anfang der 1990er Jahre übernahm er drei grosse, vom Ministerium kontrollierte Ölfelder in Westsibirien und gründete im Jahr 1993 Lukoil. Alekperov berief vier Jahre später den damaligen Spitzenmanager beim Buchprüfungskonzern KPMG, Alexander Matytsyn (60), in seine Konzernleitung. Heute besitzt Matytsyn laut Geschäftsbericht 0,39 Prozent des Kapitals des Rohstoffriesen. Das Aktienpaket ist rund 250 Millionen Franken wert. Matytsyn und Zhdanov stiegen im Frühjahr 2013 bei der Bäder AG ein, die damals von österreichischen Investoren kontrolliert wurde. Diese hatten zusammen mit der Gemeinde um die Jahrtausendwende 80 Millionen Franken in die Totalsanierung des Hotelgebäudes investiert. Seither wird es von der Kempinski-Gruppe geführt. Diese erneuerte im Frühsommer den mit der Bäder AG abgeschlossenen Pachtvertrag um weitere 15 Jahre. Der Pachtzins soll sich auf 20 Prozent des Hotelumsatzes belaufen. Genauer äussern sich die Beteiligten nicht dazu. Zhdanov und Matytsyn waren für die «Handelszeitung» nicht erreichbar. Dabei ist die Frage, warum sie in die St. Moritzer Hotellerie investieren, aktueller denn je. Zum einen stehen auf dem Areal der Bäder AG grosse Investitionen an. So wird die Tennishalle für 30 Millionen Franken durch ein neues, multifunktionales Zentrum ersetzt, das nicht nur für sportliche Aktivitäten, sondern auch für Events genutzt werden kann. Zudem ist ein neuer Bade- und Spa-Bereich geplant, da der bestehende Wellnessbereich des Hotels zu klein geworden ist. Obendrein sind Zhdanov und Matytsyn neuerdings an einem weiteren Hotelprojekt in St. Moritz beteiligt. Dabei handelt es sich um das «La Margna» beim Bahnhof. Die Renovationsarbeiten an der 1906 erbauten Herberge kamen wegen Geldmangels zum Erliegen. Nun geht es dank des Einstiegs der bisher öffentlich nicht bekannten Investoren weiter. Die Eröffnung des Hotels soll in der Wintersaison 2022 erfolgen. Beteiligung um mehrere Ecken Der CEO der Bäder AG, Raimund Kirchleitner, ist nun auch Geschäftsführer der La Margna Holdings GmbH, der Eigentümerin der Herberge. Bekannt ist nur, dass diese von der in Zypern domizilierten Kalel Capital Limited kontrolliert wird. Deren Aktien gehören zwei weiteren zypriotischen Firmen. Hinter ihnen verstecken sich die beiden Russen: Bei der einen, der 2013 gegründeten Les Bains Holding Limited, hält laut Handelsregisterdaten Zhdanov die gezeichneten Aktien. Bei der anderen, 2015 gegründeten Alemax Limited, ist es Matytsyn.

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Russische Aktionäre investieren in St. Moritz