Die schönsten designten Massivholzmöbel kommen aus der Schweiz , das darf man mit Fug und Recht behaupten! Eine der Quellen ist das innovative Trio Franziska Rossel Massüger, Heinz Baumann und Paul von Rickenbach. Doch der Reihe nach.

Jeder weiss es: Holz hat eine ganz spezielle Ausstrahlung. Holz ist und bleibt schön, kann selbst durch Alterung immer schöner werden. Einheimisches, sprich europäisches Holz, ist am wertvollsten, weil es gut gepflegt und gut bewirtschaftet wird und wieder nachwächst. Nur «hölzig» ist mancherorts Synonym für grob oder rustikal. Nicht so bei Designermöbeln aus Massivholz, wo ein geschultes Auge das richtige Holz in die richtige Form gebracht hat. Wir erzählen nachstehend die Geschichte vom Stuhl «Cosa» vom Moment seines Entstehens an bis er vielleicht sogar bei dem einen oder andern Leser zuhause am Esstisch steht.

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Möbel wie Skulpturen

Da gibt es den renommierten Gestalter und Schreinermeister Heinz Baumann in Altstätten, der mit seiner Manufaktur im ganzen Land bekannt ist für seine Tische, Stühle, Schränke, Küchen und Betten, die wie Skulpturen aussehen und die man, wenn man sie sieht, einfach haben muss. Fast magisch wird man von der Ausstrahlung des Holzes angezogen und man ahnt, dass Heinz Baumann seine Möbel, eben wie ein Bildhauer, in einzelnen rohen Teilen aus dem Holz heraus formt und zu einem Ganzen verschmelzen lässt. Das bedeutet immer wieder Schleifen, stundenlang, bis das massive Möbel die gewünschte Form annimmt. Preise hat er schon einige gewonnen, renommierte wie das Eidgenössische Stipendium oder den Ikea-Preis.

Verlegerin von Möbeln

Eines Tages begegnet er Franziska Rossel, einer zierlichen Frau mit grosser Lust an gutem Design und einem enormen Willen, dieses unter die Leute zu bringen. Sie ist Verlegerin von Wohn- und Arbeitsmöbeln, lässt Tische und Stühle produzieren und vertreibt sie international mit ihrer Firma Victoria Design. Nomen est Omen. Schon manchem viel versprechenden Designer und seinem Entwurf hat sie mit Biss und Hartnäckigkeit auf die Sprünge geholfen. Auszeichnungen wie etwa für den bereits legendären Ausziehmechanismus des «Libera»-Tisches sind verdienter Lohn für oft langwierige Diskussionen und Experimente. Franziska Rossel will die schönsten Stühle zu ihren Tischen. Also geht sie zum Designer mit den schönsten Stühlen. Man entwirft, begutachtet, ändert, sucht Hölzer aus. Aber da war doch noch etwas richtig, der Verkaufspreis. Irgendwo ist auch für den grössten Bewunderer von Massivholz eine Grenze gesetzt, zumal man Stühle ja meist zu mehreren und nicht unbedingt als Einzelexemplare kauft. Jetzt sind andere Strukturen als die Manufaktur gefragt, teure Handarbeit soll zu Gunsten von Robotern oder Maschinen reduziert werden. Wird das gelingen? Die beiden suchen und finden die Möbelfabrik Muotathal, im Herzen der Schweiz.

Das Unternehmen, ein mittelständischer, 1910 gegründeter Familienbetrieb mit 30 qualifizierten Mitarbeitern, stellt hochwertige Produkte her. Spezialität sind CNC-bearbeitete Möbelteile in Massivholz mit geometrisch komplizierten Formen. Die Holzteile der berühmten Noguchi-Entwürfe für die Vitra Edition entstehen hier. Die Möbelfabrik verarbeitet jedes Jahr etwa 1800 m3 Holz, hauptsächlich europäisches Nadelholz. Der bei der Produktion entstehende Abfall betreibt die Fernheizung für etwa 70 benachbarte Häuser. Gearbeitet wird im Zwei-Schichten-Betrieb, voll computerisiert. Gemeinsam mit der Berner Fachhochschule und der ABB wurde im Mai 2000 ein Roboter für Schleifarbeiten entwickelt, unterstützt von der Eidg. Kommission für Technologie und Innovation des Bundesamtes für Berufsbildung.

Man legt grossen Wert auf umweltschonende Verarbeitung: Esche, das einzige Holz, das nicht bereits getrocknet geliefert wird, trocknet langsam und schonend im Vakuumverfahren. Massivholz ist auch nach der Trocknung lebendig, je nach Standort des Baumes ob Hanglage oder Ebene nimmt der Stuhl beim Lackieren die Farbe anders auf. Bei Produkten, die nicht lackiert, sondern naturbelassen und geseift oder gewachst werden, sieht man die Zeichnung erst nach dieser Behandlung.

Man wagt das Experiment, den Stuhl maschinell herzustellen, ohne dass von seinem Flair auch nur das Geringste verloren geht. Einige der heiklen Punkte sind die schwierigen Verbindungen von Sitzfläche und Beinen. Sie müssen mit einem Spezialverfahren verklebt werden, sodass sie einwandfrei halten und dennoch elastisch sind; die feinen Dimensionen des zargenlosen, filigranen Stuhls mit der querlaufenden Holzmaserung auf der Sitzfläche bedingen eine vollkommen neue Technik. Heinz Baumann erstellt die Pläne, fertigt einen Prototypen im Massstab 1:1 und gibt allein das setzt grosses Vertrauen voraus sämtliche Details aus den Erfahrungen seiner Manufaktur an Paul von Rickenbach. Nachdem der Rohling, der fertige, 56 cm messende Sitz, verleimt ist, kommt er ins vollautomatische Bearbeitungszentrum, wird auf die gewünschte Sitzdichte von 33 mm geschliffen und in Form gebracht. Danach entstehen wie von Zauberhand die Ausfräsungen für die Vorderbeine, die so genannten «Fingerzinken», danach die Hinterbeine. Zum Schluss werden Sitz und Beine miteinander untrennbar verbunden. Finish und letzter Schliff bleiben trotz modernster Technik Handarbeit.

Nussbaum liegt im Trend

Eine Zusammenarbeit mit drei Partnern mit so unterschiedlich gelagerten Ansprüchen gleicht einem Spagat und gelingt nur selten. Ziel ist, ein Möbel, das eigentlich nicht für eine industrielle Produktion gedacht war, so herzustellen, dass alle Ansprüche erfüllt werden punkto Ästhetik, maschinellen Möglichkeiten und Kosten. Der neue Stuhl wird in Esche, Kirsche oder Nussbaum gebaut. Das Holz muss mit einem geübten Auge ausgesucht werden, da ist wieder der Gestalter gefragt.

Der für «Cosa» ausgesuchte Nussbaum ist europäischen Ursprungs, von guter Qualität, teuer und rar. In hoher Qualität lässt sich Nussbaumholz gut verarbeiten auch zur Freude und Erleichterung der Männer an den Maschinen. Sie produzieren Unikate am Fliessband, denn jeder Stuhl zeigt ein anderes Bild.

Jetzt liegt alles in den Händen von Victoria Design, dem 1998 gegründeten Unternehmen von Franziska Rossel Massüger, und ihren Mitarbeitern. Ihr ist es gelungen, hochwertige Designmöbel aus Schweizer Produktion in einen weit gehend gesättigten Markt einzuführen weil bei einem schönen Möbelstück mit gutem Design der Preis immer noch eine sekundäre Rolle spielt, wenn Beratung, Dienstleistung und Service stimmen. Dazu gehört auch, dass manche Händler ihre Kunden zu Victoria Design nach Baar fahren, um diese ihre Möbel selbst und passend zum Raum, in dem sie stehen sollen, aussuchen können. Solche Möbel sind ausgesprochen funktionell, von bester Qualität und mit einem ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Es sind Möbel mit «Seele und Gesicht», so unterschiedlich und individuell wie ein Unikat nur sein kann. Moderne Designklassiker, mit Freude ausgesucht und genutzt , welche schliesslich zu Erbstücken werden. Wie der neue, zargenlose Stuhl, der kompromisslos aus Massivholz gebaut ist, und dies in verschiedenen Holzarten geölt, geseift oder farbig gebeizt. Die Sitzhöhe kann individuell angepasst werden. Das Modell ist gesetzlich geschützt.