In das Bieterrennen um den Augsburger Medizinlabor-Dienstleister Synlab ist Insidern zufolge ein besonders aussichtsreicher Interessent eingestiegen. Der Schweizer Rivale Unilabs, der den Finanzinvestoren Apax und Nordic Capital gehört, habe ein Gebot abgegeben und sich bereits mit der Führung von Synlab getroffen, sagten mehrere mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Das schreckt eine Reihe von Beteiligungsgesellschaften ab, die sich ebenfalls Hoffnungen auf Synlab gemacht hatten, nun aber aus dem Bieterkampf ausgestiegen sind. Sie fürchten, dass Unilabs am Ende tiefere Taschen hat als sie selbst. Denn der Laborbetreiber und seine Eigentümer könnten schon jetzt mehr Kosten- und Grössenvorteile bei ihrer Offerte einkalkulieren als ein gewöhnlicher Finanzinvestor.

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Vier Bieter ziehen sich zurück

Die Private-Equity-Gesellschaften Blackstone, Advent, CVC und Bain bieten laut Insidern nicht mehr mit. EQT und Cinven seien dagegen noch dabei. Die Finanzinvestoren und die Bank wollten sich nicht zu den Informationen äussern.

Synlab-Eigentümer BC Partners und die Investmentbank Rothschild sind Finanzkreisen zufolge jedoch zuversichtlich, den Verkauf noch im Juli über die Bühne zu bringen. Die bisherigen Gebote deuteten darauf hin, dass sich die Preisvorstellungen von BC Partners erfüllten, sagte ein Insider. Synlab-Chef Bartl Wimmer, der auch selbst an der Kette von Medizinlaboren beteiligt ist, hatte im April gesagt, er erwarte einen Verkauf zum Firmenwert von 1,7 bis 1,9 Milliarden Euro.

Unilabs greift an

Unilabs könnte mit seinem Vorstoss die Pläne der Beteiligungsfirmen durchkreuzen, mit dem Kauf von Synlab selbst einen grösseren Laborkonzern zu schaffen. Der europäische Markt ist bisher sehr zersplittert. In Europa haben die beiden grössten Anbieter zusammen fünf Prozent Marktanteil, in USA vereinigen die beiden Marktführer 45 Prozent auf sich.

Auch Wimmer setzt auf weitere Fusionen: «Ich hoffe, dass unser nächster Eigentümer Synlab als Plattform für eine Konsolidierung begreift und nutzt. In Europa ist Potenzial für zwei Labor-Dienstleister mit zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz.»

Nummer zwei

Die 1998 gegründete Synlab ist hinter der australischen Sonic Healthcare mit einem Umsatz von 756 Millionen Euro die Nummer zwei. Die Genfer Unilabs ist mit 620 Millionen Euro Umsatz und 4400 Mitarbeitern kleiner. Apax und Nordic Capital waren dort vor acht Jahren eingestiegen – für Finanzinvestoren halten sie das Unternehmen damit schon ungewöhnlich lang.

Ausser Unilabs müssten alle Käufer von Synlab erst einen weiteren Labordienstleister kaufen, um den Markt aufzurollen. Als logischer nächster Schritt für einen Käufer von Synlab gilt eine Übernahme der Hamburger Amedes, die den norddeutschen Markt dominiert. Viele der Bieter haben Finanzkreisen zufolge bereits ein Auge auf den Rivalen geworfen. Einige Interessenten hätten zuletzt schon bei dessen Eigentümer, dem Finanzinvestor General Atlantic, angeklopft, sagte einer der Insider.

Ein Verkauf von Amedes war im vergangenen Jahr gescheitert, weil keiner der Bieter die geforderten 700 Millionen Euro zahlen wollte. Der französische Labordienstleister Labco war kürzlich – wenige Wochen nach einem geplatzten Börsengang – für 1,2 Milliarden Euro an Cinven verkauft worden.

(sda/ise/ama)