Ende Mai kam der Knall im Schweizer Detailhandel: Spar Schweiz steht zum Verkauf. Betroffen waren insgesamt 363 Filialen, über 1600 Mitarbeitende mussten zittern. Jetzt können sie aufatmen: Spar Schweiz hat eine Käuferin gefunden. Eine eigens zu diesem Zweck gebildete Investorengruppe namens Tannenwald Holding AG hat das Unternehmen übernommen. Marken, Standorte und Jobs sollen erhalten bleiben.
Der Verkaufspreis beträgt 46,5 Millionen Franken, wie die südafrikanische Ex-Muttergesellschaft am Dienstag mitteilte. Diese könnte Ende 2027 zusätzlich bis zu 30 Millionen Franken erhalten, wenn Spar Schweiz in den Jahren 2026 und 2027 genügend Gewinn erwirtschaftet.
Früherer SIX-Chef im Verwaltungsrat der Investorengruppe
Neuer Verwaltungsratspräsident und Miteigentümer ist der Kapitalmarktexperte und Uni-Basel-Dozent Peter Weber, wie Spar Schweiz in einer separaten Meldung schreibt. Mit Weber mischt eine neue, bislang unbekannte Gruppe den Schweizer Detailhandel auf.
Prominenteste Figur im Verwaltungsrat ist der Swiss-Verwaltungsratspräsident und früherer SIX- und Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni (58). Daneben gehört dem Gremium auch der Jurist Daniel Häring an. Als ständiger Beirat fungiert der Unternehmensberater Stefan Hromatka. Die Investoren – mit Ausnahme von Weber – sind nicht bekannt. Sie stammen den Angaben zufolge aber alle aus der Schweiz.
«Wir sehen Spar als wichtigen Anbieter in der Grundversorgung in der Schweiz und als traditionsreiches Unternehmen mit beinahe 300-jähriger Geschichte», sagte Weber der Nachrichtenagentur AWP auf Anfrage. «Das Modell mit lokal verankerten, mehrheitlich selbständigen Franchisepartnern gibt es so in der Schweiz kein zweites Mal. Darin liegt grosses Potenzial.»
Spar Schweiz war 2016 von der südafrikanischen Spar Group übernommen worden, die zuletzt jedoch unzufrieden mit der Entwicklung in der Schweiz war. Der Umsatz war rückläufig und betrug im letzten Jahr noch knapp 750 Millionen Franken. Deshalb entschied der Mutterkonzern, ihre Schweizer Tochter zu verkaufen.
Die Gerüchteküche um mögliche Käufer brodelte
Lange gab es Spekulationen, wer der Käufer von Spar Schweiz sein wird. Im Juni dieses Jahres gab die Spar Group bekannt, sich in Verkaufsgesprächen mit einer «etablierten lokalen Investmentgesellschaft» zu befinden. Diese Gesellschaft in der Schweiz sei für ihre «umfassende Marktkenntnis und erfolgreiche Erfahrung im Asset- und Unternehmensmanagement» bekannt.
Mit der Rückkehr in Schweizer Hände will Spar nun wachsen. Die neuen Eigentümer verstehen sich nicht als kurzfristige Finanzinvestoren, sondern wollen das Modell mit den selbständigen Franchisepartnern stärken. Für die Kundschaft bleibt vorerst alles beim Alten: Alle Formate wie Spar, Eurospar, Spar Express, Maxi und die Gastro-Abholmärkte TopCC werden weitergeführt. «Das Tagesgeschäft läuft wie gewohnt weiter», sagte der langjährige Spar-Finanzchef Reto Suhner, der das Unternehmen per sofort interimistisch als CEO führt. Sein Vorgänger, der Südafrikaner Gary Alberts, trat mit dem Abschluss des Verkaufs ab.
Zu einem Stellenabbau soll es nicht kommen, heisst es. Dennoch stehen Anpassungen bevor. Die Belegschaft von zuletzt 1600 Spar Schweiz Angestellten dürfte sich mittelfristig auf 1200 bis 1300 reduzieren. Die Jobs sollen nicht gestrichen, sondern stärker zu Franchisepartnern und Ladenbetreibern verlagert werden. Heute wird rund die Hälfte der Spar-Geschäfte von Franchisenehmern geführt. Künftig soll ihr Anteil steigen.