An der Wand im geräumigen Chefbüro am Hauptsitz der Chromos-Gruppe prangt ein japanischer Schriftzug: «Keine Strasse ist lang, mit einem Freund zur Seite», übersetzt Christian Broglie. Die Sprachkenntnisse hat er sich bei einem längeren Aufenthalt im Land des Lächelns angeeignet. Das Studium hatte nicht zuletzt berufliche Hintergründe. Als Vertreter der dritten Generation der im Familienbesitz befindlichen Dielsdorfer Handelsfirma, die sich auf visuelle Kommunikation und das Verpackungswesen spezialisiert, übernimmt Christian Broglie 2009 eine neue Aufgabe: Er wird CEO der Fujifilm (Switzerland) AG. Sie ist neben der Chromos AG und IMSAG in der Schweiz, der Chromos, Reico sowie ERNO GmbH in Deutschland und der AB Kelva in Schweden eine von sieben Tochtergesellschaften der international aufgestellten Chromos-Gruppe.

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Wieso darf ein Schweizer KMU den Namen des japanischen Weltkonzerns tragen? Die Erklärung liefert Vater Rolf Broglie. Als Sohn des Gründers Paul A. Broglie ist er mit drei Geschwistern Inhaber der Firma. Vor über 40 Jahren habe die Schweizer Erno Photo AG als erster europäischer Betrieb mit dem Import von Fujifilm-Produkten begonnen, blendet er zurück. «Die daraus entstandene Exklusivpartnerschaft hat dazu geführt, dass sich der Betrieb vor Jahren in Fuji (Switzerland) AG umtaufen konnte.» 1996 wurde das Unternehmen von der Chromos-Gruppe gekauft.

Hälfte des Umsatzes dank Japan

Mit der Akquisition hat der japanische Einfluss auf die Geschäfte der Firma eine dominante Stellung eingenommen. Nachdem sie in der Gründungszeit zunächst vor allem britische, später deutsche sowie amerikanische Unternehmen in der Schweiz vertrat, wird heute rund die Hälfte des Gruppenumsatzes von 195 Mio Fr. (2007) mit Mandaten aus Japan erwirtschaftet. Neben Fujifilm gehören auch andere Weltmarken wie HP, Epson, Komori, Ryobi oder Toppan zum Lieferantenstamm. Für sie ist die Chromos-Gruppe je nach Geschäftsbereich Schweizer Vertretung, Verkaufsstelle, Service-, Reparatur- und Wartungszentrum in einem. Mit Ausnahme der Produktion selbst laufen beim Handelsbetrieb alle Fäden zusammen.

Der Aufbau eines solchen Portfolios basiere auf einer soliden Vertrauensbasis, so Rolf Broglie. Er setzt aber nicht nur bei den Kundenbeziehungen, sondern auch in der Betriebsführung auf Kontinuität und hält die Familientradition hoch. Neben Sohn Christian ist auch dessen Bruder Daniel im Betrieb tätig. Er ist momentan für den Offset-Bereich der Chromos AG zuständig und wird dort 2012 seinen Vater als CEO ablösen.

Dank Fujifilm kann sich die Chromos-Gruppe seit einem Jahrzehnt neben den Geschäftskunden auch bei den Endkonsumenten mit Produkten aus dem Fotosegment positionieren. Eine Herausforderung war der zurückliegende Wandel von der analogen zur digitalen Fotografie. «Früher haben wir jährlich Filme für rund 35 Mio Fr. verkauft», erinnert sich Rolf Broglie. Heute sei dieses einst so lukrative Geschäft fast vollständig weggebrochen.

Der Fujifilm-Konzern hat sich diesem Problem gestellt und die Forschung und Entwicklung in neuen Disziplinen wie dem Medizinal- oder Industriesektor voran getrieben. Heute gilt die Fujifilm-Technologie etwa in der Radiologie als weltweit führend. Davon profitiert auch die Fujifilm (Switzerland) AG, die neue Märkte erschliessen konnte. Diese rasante technische Entwicklung in der grafischen Industrie erfordert auch von der Chromos-Belegschaft eine hohe Flexibilität und viel Know-how. Die derzeit 215 Mitarbeitenden, von denen ein Viertel im technischen Support tätig ist, geniessen daher regelmässige Weiterbildungen.

Internet-Shop Lumobox wird real

Schulungsintensiv ist etwa der Online-Bereich. Zur Abrundung dieses Portfolios wurde vor einem Jahr das Projekt Lumobox lanciert. Es handelt sich dabei um einen Internet-Shop, auf dem Fotografen aus aller Welt ihre digitalen Werke präsentieren können. «Wir selektieren die eingehenden Bilder nach Qualität und verkaufen sie über Lumobox an Firmen und Privatpersonen», erklärt Projektleiter Christian Broglie. Die Fotografen werden mit Verkaufsprovisionen entschädigt und müssen keinerlei eigene Investitionen tätigen.

Die Nachfrage für die rund 1000 auf Lumobox publizierten Werke ist so gross, dass die Fujifilm (Switzerland) AG am 27. November an der Zürcher Uraniastrasse eine physische Galerie eröffnet und die Werke dort ausstellt. Das Projekt passt zur Grundphilosophie der Chromos-Gruppe – oder wie Rolf Broglie es ausdrückt: «In unserem Kerngeschäft, der grafischen Industrie, sind aufgrund einer hohen Marktsättigung weitere Quantensprünge kaum mehr möglich. Mit innovativen Nischenangeboten im Verpackungs- und Online-Bereich, dazu gehört sicher Lumobox, können wir dennoch weiterwachsen.» Dazu schwebt ihm auch eine geografische Expansion innerhalb Europas vor. Österreich oder den süddeutschen Raum nennt er als Wunschregionen, in die er mit seiner Chromos-Gruppe künftig gerne vorstossen würde.