Es ist ein Treffen dreier Bekannter aus der internationalen Fussballwelt: Sepp Blatter, ehemaliger Fifa-Präsident, dazu Uefa-Präsident und Fifa-Vize Michel Platini sowie der jahrelange Kassenwart der Fifa, Markus Kattner. Letzterer ist für Dienstag ab 9.30 Uhr als Zeuge vors Bundesstrafgericht in Bellinzona geladen. Das Gericht will geklärt haben, wie die 2-Millionen-Zahlung von Blatter an Platini zustande kam. Und wer die heiss umstrittene Zahlung in die Öffentlichkeit trug. Fifa-Insider Kattner soll dabei, so die Vermutung, eine Schlüsselrolle gespielt haben. Die Auszahlung bedeutete das vorzeitige Ende von Blatters fünfter Amtszeit als Fifa-Präsident – und für Platini zerbrach die Hoffnung auf den Fifa-Präsidentenposten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Kattner mit der Fifa vor Obergericht

Während also die Schlüsselfigur Kattner am Dienstag Licht ins Geheimnis der toxischen 2-Millionen-Zahlung bringen soll, ist er selber mit der Fifa im Rechtsstreit. Er streitet mit dem Weltfussballverband, seinem früheren Arbeitgeber, über seinen unschönen Abgang im Frühling 2016. Blatter-Nachfolger Gianni Infantino stellte Finanzchef Kattner fristlos auf die Strasse, weil das Vertrauen im Eimer war und Kattner sich von Blatter vertraglich Millionen an Boni hatte zuschanzen lassen, die die herkömmlichen Dimensionen sprengten. Seit sechs Jahren streiten die Parteien – Kattner und die Fifa – vor Arbeitsgericht und demnächst vor Obergericht in Zürich. Es geht auch hier, ganz Fifa-Style, um Millionen. Kattner, ein ehemaliger McKinsey-Berater, ist also an zwei Fronten gefordert: am Dienstag als Auskunftsperson im Blatter/Platini-Prozess – und zudem im Arbeitskonflikt mit Fifa-Präsident Infantino.

Millionenboni für Kattner

Markus Kattner war zwölf Jahre lang Kassenwart beim Weltfussballverband in Zürich. Mitarbeitende erinnern sich, dass er beim Thema Spesen kein Pardon kannte und eigenhändig Kleinstbeträge von 12 Franken aus Spesenabrechnungen von Mitarbeitenden strich. Bei grösseren Zahlen aber, so ab 1 Million, da agierte der Deutsche mit mehr Eleganz. So stiessen Infantino und seine Controller auf Salärerhöhungen, Bonuszahlungen und Abänderungen von Arbeitsverträgen, die sie stutzig machten. In den Jahren 2010 bis 2015 zeigten sich Blatter, Kattner und Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke jedenfalls überaus grosszügig bei den Bezügen und Ansprüchen. Blatter und Valcke haben in jenen Jahren das Salär von Kattner mehrmals nach oben korrigiert, zudem bekam er fette Boni zugeschanzt. 2010 waren es 3 Millionen Franken, 2014 waren es 4 Millionen, und für 2018 war ein Zuschuss von 4,5 Millionen vertraglich versprochen. 

Die Fifa zahlt für alles

Zu dieser Auszahlung kam es aber nicht, denn Ende Mai 2015 liess das FBI ein Dutzend Fifa-Funktionäre, die in der Zürcher Nobelherberge Baur au Lac nächtigten, verhaften. Vier Tage nach der Ankündigung der Justiz, wonach man in der Fifa rigoros Korruptions- und Betrugsvorwürfen nachgehe, war Feuer im Dach am Fifa-Hauptsitz auf dem Zürichberg. In diesen Tagen besserten Blatter und Valcke den Arbeitsvertrag von Kattner nochmals nach: Sein Arbeitsvertrag, gültig bis 2019, wurde bis ins Jahr 2023 verlängert, zudem wurde der Kontrakt mit einer Vertragsbeendigungsklausel ausgestattet, die Kattner selbst bei einem Rausschmiss eine Zahlung von 9 Millionen garantierte.

Neu hinzu kam in jenen wilden Tagen auch eine Haftungsklausel, in der sich die Fifa-Spitze gegenüber Kattner verpflichtete, allfällige Rechtskosten, damit verbundene Geldstrafen und allfällige Entschädigungszahlungen vollständig zu übernehmen – selbst im Fall einer Verurteilung Kattners. Es war ein Nachpolieren eines Arbeitsvertrags, der in der Schweizer Managementwelt wohl bis heute Einzigartigkeit geniesst.