Als Tesla das Model S lancierte und es eine lange Warteliste gab, fragte Lyndon Rive Elon Musk per E-Mail, ob ihm dieser bei der Bestellung helfen könnte. Gerne, antwortete Tesla-Chef Musk, und schickte ihm den Link zur Bestellseite. Lyndon Rive musste auf seinen Tesla warten wie alle anderen Kunden auch.

Lyndon Rive ist Elon Musks Cousin und CEO von der Firma, die Tesla-Chef Musk jetzt kaufen darf: Solarcity. Mit einer Zustimmung von 85 Prozent haben die Tesla-Aktionäre den Weg für eine Übernahme frei gemacht. Der Deal stiess auf Skepsis: Musk ist nicht nur Käufer, sondern zugleich grösster Anteilseigner und Verwaltungsratpräsident der defizitären Firma seines Vetter.

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Elon Musk glaubt an die Sache

Auch wenn die kritischen Fragen aufgrund der Faktenlage berechtig sind: Wer Musk seine visionären Ideen abnimmt, wird bezweifeln, dass reines Profitstreben hinter dem Kauf steckt. Und die Tesla-Order-Anekdote zeigt, dass Musk nicht verdächtig ist, 2,4 Milliarden Dollar (rund 2,4 Milliarden Franken) zu zahlen, um Cousin Lyndon aus den roten Zahlen zu helfen.

Vieles spricht dafür, das Musk in Wirklichkeit etwas anderes bewegt: Er glaubt an die Sache. «Wie der Rest von Musks  unternehmerischen Aktivitäten stand auch Solarcity weniger für eine Geschäftsidee als für eine Weltanschauung», schreibt Tech-Autor Ashlee Vance in seiner Musk-Biografie «Tesla, Paypal, SpaceX. Wie Elon Musk die Welt verändert».

Weggefährten der Stunde

Cousin Lyndon und sein Bruder Peter sind dabei Weggefährten der ersten Stunde. Die drei sind gemeinsam in Pretoria aufgewachsen, zogen bereits als Kinder gemeinsam von Haus zu Haus, um Ostereier zu verkaufen. Bei wohlhabendenden Nachbarn verlangten sie Aufschlag. Als Teenager spielten sie das Rollenspiel «Dungeons&Dragons». «Unter Elons Führung spielten wir unglaublich gut und gewannen das Turnier», sagte Peter Rive gegenüber Vance. «Um zu gewinnen, braucht man unglaublich viel Fantasie, und Elon hat dafür gesorgt, dass die Leute gefesselt und fasziniert waren.»

Die engen Bande blieben auch als Erwachsene bestehen, als sich alle drei in Kalifornien wiederfanden. Es war Musk, der Lyndon und Peter die Idee lieferte, ein Geschäftsmodell im Bereich Solarenergie zu suchen. Da waren sie 2004 in einem umgebauten Auto mit Sofa als Rückbank unterwegs zum «Burning Man»-Festival bei Las Vega und Musk wusste, dass den Rive-Brüdern ihre Software-Firma «Everdrean» nicht reichte. Sie suchten nach etwas «mit dem wir uns jeden Tag gut fühlen konnten», wie Lyndon Rive es gegenüber Vance formuliert.

«Keiner wollte sich um das Problem kümmern»

Zwei Jahre später fanden sie die gesuchte Marktlücke, auf einer Konferenz, an der Vertreter der weltgrösste Solarinstallationsfirmen sassen. Lyndon und Peter fragten sie, was sie dafür täten um Solarmodule für den Endkunden bezahlbarer zu machen. «Die Antwort war von allen dieselbe», erinnert sich Lyndon. «Wir warten darauf, dass die Module billiger werden. Keiner von ihnen wollte sich selbst um das Problem kümmern.»

Die Rive-Brüder nahmen die Herausforderung an. Mit Hilfe von Musk entwickelten sie ein Konzept, nach denen Endkunden Solarzellen leasten und in Raten abgezahlten. Die Installation von Solarpanelen auf Privathäusern wurde damit günstiger. Auch Firmen sprangen auf. Walmart, Walgreens und Intel unterschrieben grosse Verträge. Der Preisverfall bei Solarzellen spielt den Rince-Brüdern in die Hände.

Geschäftsmodell erweitert

Das Unternehmen wurde innerhalb von sechs Jahren so gross, dass es schwierig wurde, ausreichend Solarzellen zu ordern. Solarcity kaufte darum den Hersteller Silevo. Zugleich begannen die Brüder 2014, in den Hallen von Tesla Motors Energiespeicher zu bauen, mit denen ihre Abnehmer die Sonnenenergie vom Tag auch noch abends nutzen können und erweiterten das Geschäftsmodell noch einmal. An der Börse ist die Firma seit 2012.

Das Unternehmen schreibt bis heute Verluste, so wie es Tesla bis zu seinem Überraschungsgewinn im Vorquartal auch stets getan hatte. Für Musk ist das kein Hindernis – er strebt wie stets Grösseres an. «Man sollte nicht daran zweifeln», schreibt Vance in seiner Biographie, «dass Musk vorhat, mit dem Unternehmen ein dominierender Akteur im Solarbereich und in der gesamten Energiebranche zu werden.» Er spricht viel dafür, dass Musk und die Rive-Brüder weiter gemeinsam gehen werden.

Lyndon Rive im Interview über Elon Musk: