Solarmodule aus dem Supermarkt: Die Migros setzt auf Sonnenenergie

Die Migros dringt in den Markt für Solarstrom vor. Die Detailhändlerin hat per 6. Februar die Marke Rayo beim Schweizer Marken- und Patentregister angemeldet. Der Zweck der Marke ist weitreichend: vom Verkauf von Photovoltaikzellen und Solarmodulen bis hin zu ganzen Solarstrom-Anlagen, Kauf und Verkauf von Elektrizität sowie Beratung im Bereich der Energieeffizienz. «Das neue Venture wird gerade von Sparrow Ventures, dem Wachstumskapitalgeber und Venture Builder der Migros-Gruppe, entwickelt und getestet», bestätigt eine Migros-Sprecherin gegenüber der «Handelszeitung». Man wolle Schweizer Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern den Zugang zu Solaranlagen erleichtern und damit die Nutzung von Solarenergie fördern. Das Projekt ist seit Ende Dezember in der Testphase und wird von Sparrow gemanagt. Sparrow Ventures (oder auch Migros Digital Solutions) ist ein Risiko-Investor mit Sitz in Zürich und eine unabhängige Tochtergesellschaft der Migros-Gruppe. Wer dessen Partner im Fall des Solarstromangebots Rayo ist, will die Migros «derzeit noch nicht preisgeben». Für einen Händler wie die Migros ist im Solarstrom-Markt viel zu holen. Die meisten Anlagen werden von Installateuren verkauft beziehungsweise gehen direkt an die Bauherren. Handelsgesellschaften werden hingegen nach wie vor kaum für den Vertrieb der Photovoltaik genutzt. Zusätzlich zu Rayo hatte die Detailhändlerin bereits vor einem Monat die Marke Zun angemeldet – mit einem sehr ähnlichen Zweck. Mittlerweile hat sich Migros intern aber gegen die Marke Zun entschieden und setzt in ihrem Portfolio für das Geschäft mit dem Solarstrom jetzt nur noch auf die Marke Rayo. Erste im Markt ist die Migros mit so einem Angebot nicht. Das Projekt erinnert stark an das, was der schwedische Möbelhändler Ikea mit dem Produkt Solstrale in der Schweiz und Deutschland bereits offeriert. In Kooperation mit Helion Energy, einem Unternehmen des Schweizer Automobilhändlers Amag, bietet Ikea seinen Kundinnen und Kunden Mini-Solarkraftwerke fürs Eigenheim an. In diesem Konzept verdient Ikea an der Vertriebsmarge und übernimmt das Marketing. Helion übernimmt den gesamten operativen Teil von der Warenbestellung bis zu Installation, Abrechnung und Service. «Etwas in dieser Art dürfte auch die Migros vorhaben», sagt ein Experte von Energie Zukunft Schweiz. Kniffliges Geschäft Das Konzept ist kein Neuland für den orangen Riesen: Produkte im Regal unter eigener Marke, aber mit einem anderen Betreiber im Hintergrund – das bietet die Migros etwa mit ihrem Telefonieprodukt M-Budget-Mobile an. Logo, Markenauftritt und Vermarktung kommen von der Migros, betrieben wird das Mobilfunknetz von der Swisscom. Allerdings ist das Geschäft mit Solaranlagen deutlich kniffliger: Wenn die oftmals Tausende Franken teuren Solarkraftwerke aus dem Supermarkt erst einmal lanciert sind, dann muss die Migros auch dafür geradestehen. Sprich: Der Kunde geht davon aus, beim Erwerb der Solaranlage einen Vertrag mit der Detailhändlerin abzuschliessen. Ikea als Negativbeispiel Das hat bei Ikea-Kundinnen und -Kunden in Deutschland nicht so gut funktioniert. Der Verbraucherschutz mahnte den Möbelriesen ab, weil nicht Ikea der Verkäufer der Solaranlage sei, es aber den Anschein erwecke. Ikea musste in der Folge eine Unterlassungserklärung abgeben. Denn nach Ansicht der Verbraucherschützer waren die Werbung, die E-Mail-Korrespondenz im Bestellprozess sowie Bestellunterlagen für die Solaranlagen irreführend. Wer die Anlage bei Ikea kauft, muss davon ausgehen, dass bei der Bestellung, bei der Installation und bei der Instandsetzung ein so grosses und solventes Unternehmen wie Ikea dahintersteht. Das ist auch wichtig, wenn es um Garantie- und Gewährleistungsfälle geht. Auf die Schweiz gemünzt hiesse das: Die Migros wirbt im Supermarkt für Solarstrom und Photovoltaikanlagen, muss aber klarmachen, dass ausser Logo und Werbung das Produkt nur wenig mit der Detailhändlerin zu tun hat.

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Migros startet Solarstrom-Offensive