Sommer-Chaos der Airlines ist vorüber: Wird es im Herbst und Winter besser?

Der Sommer war, aus Luftfahrtsicht, ambivalent: einerseits ein Boom an Flugreisen nach der ewig langen Corona-Stagnation. Doch gleichzeitig kam es vielerorts zum Chaos. So erholte sich zwar der Luftverkehr zügig, doch der Personalmangel in der Branche sorgte für Tausende Flugstreichungen, Verspätungen und zornige Kundinnen und Kunden. Viele Flugreisende sind längst wieder daheim und fragen sich, ob nun alles überstanden ist. Wird Herbst und Winter in Sachen Flugreisen wieder einigermassen normal? Und wie ist die Lage der Airlines, die sich aufraffen müssen aus der grössten Krise, die es jemals gegeben hat? Die gute Nachricht: Es herrscht tatsächlich Auftrieb, das Geschäft hat deutlich angezogen. Und viele Abläufe haben sich verbessert. Doch die schlechte Nachricht: Die Flug-Branche steht weiterhin mächtig unter Druck, zumal die wirtschaftlichen Aussichten eher mau sind. Das merken auch die Börsianer: So ist der MSCI-Index für europäische Fluggesellschaften in diesem Jahr um 15 Prozent gesunken, rechnete kürzlich die «Financial Times» vor. Wobei die grossen Gesellschaften wie British Airways (IAG), Ryanair und Air France-KLM rund 30 Prozent einbüssten. Sorgen über die drohende Rezession Wo hakt es? Das fehlende Personal ist das eine, es gibt aber auch rasant steigende Energiekosten. Die hohe Inflation beschneidet das verfügbare Einkommen vieler Haushalte, um Geld für Flugreisen auszugeben. Obendrein gibt es Streiks wie bei der Lufthansa, die Passagieren die letzte Reisefreude rauben. «Man wäre verrückt, wenn man sich keine Sorgen über die drohende Rezession machen würde», sagte der Chef des grössten europäischen Billigfliegers Ryanair, Michael O’Leary, laut Bloomberg vor wenigen Tagen. Er fügte hinzu, dass ein wirtschaftlicher Abschwung mit Sicherheit einen Teil der Konkurrenz ausschalten könne. Gerade britische Airlines hadern mit Brexit-bedingten Herausforderungen, alle andere Anbieter eint, dass der Sommerboom nun ein Ende findet und im Herbst und Winter das Geschäft üblicherweise kleiner wird. «Die Hochzeiten des Sommers sind vorüber, was die Kapazität der Airlines angeht», sagt Max Oldorf vom Schweizer Luftfahrtdatenanbieter ch-aviation.«Diese Woche werden noch 26 Millionen Sitzplätze mit Abflug in Europa angeboten, im November und zu Weihnachten sind es noch 18 bis 19 Millionen Sitzplätze pro Woche.» Der Abschwung trifft auch das Cargo-Business Die Frage: «Haben Fluggesellschaften und Flughäfen ihre Hausaufgaben gemacht, damit sie fit sind für die nächste Saison?», so Oldorf. Megawarteschlangen beim Check-in und bei der Sicherheitsüberprüfung, kurzfristige Stornierungen und verlorenes Gepäck – das alles will niemand mehr erleben. Solche Missstände hatten in vielen Flughäfen in Europa für zum Teil chaotische Zustände gesorgt. Zwar waren Schweizer Airports vergleichsweise glimpflich davongekommen. Doch in Grossbritannien, den Niederlanden und Deutschland waren die Probleme erheblich. Mit Blick auf den Herbst und den Winter ist sicher: Ein globaler Wirtschaftsabschwung würde die Aviatik deutlich treffen. Dabei geht es nicht nur ums Passagiergeschäft. Auch das bisher florierende Luftfracht-Business leidet: Cathay Pacific, einer der grössten Luftfrachtbetreiber der Welt, warnt, dass Inflation, Lieferkettenprobleme und Covid-Beschränkungen in China zu einer schwächeren Frachtnachfrage in der diesjährigen Hochsaison führen könnten. Dabei war gerade die Luftfracht während der Corona-Pandemie ein seltener Lichtblick für viele Fluggesellschaften, da Reisebeschränkungen den Passagierverkehr lahmlegten. Cargo-Flieger hingegen waren sehr gefragt. Viele Airlines, darunter auch Swiss, bauten die Sitze aus Passagiermaschinen aus, um mehr Fracht transportieren zu können. Ein lukratives Geschäft. Nun streiken auch noch die Piloten der Lufthansa Viele Fluggesellschaften wie auch Ryanair wollen zwar an ihren Plänen festhalten und die Winterkapazitäten erhöhen, doch der Aufschwung ist fragil und anfällig für externe Schocks, zu denen auch eine Eskalation des Krieges in der Ukraine gehört, so Michael O’Leary. Ryanair will zwar Marktanteile von Konkurrenten erobern, die durch langwierige Personalknappheit und Überkapazitäten an Drehkreuzen wie London Heathrow behindert werden, berichtet Bloomberg. Trotzdem gibt es die Sorge, dass die steigenden Lebenshaltungskosten die Nachfrage bis ins nächste Jahr dämpfen könnten. Vom Spardruck vieler Konsumenten wollen gerade Billigflieger wie Ryanair nun profitieren. Zumal andere Airlines an manchen Tagen ihre Flieger nur spärlich in den Himmel bringen. So tobt beim Swiss-Mutterkonzern Lufthansa der Tarifkonflikt: Die Piloten streiken am Freitag. Das Ergebnis: Etwa 800 Flüge fallen aus, betroffen sind etwa 130’000 Passagiere. Erst im Juli hatte ein Streik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der Lufthansa für einen ganzen Tag nahezu lahmgelegt. Mehr zum Thema Lufthansa entschädigt Reisebüros wegen Umbuchungsärger: Wird Swiss nachziehen?

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