Eine Folge der Konzentration im Schweizer Detailhandel ist das Verschwinden der Familienunternehmen. Spar ist eines der letzten, das sich behaupten konnte: Mit 2,6% Wachstum hat das unauffällige Ostschweizer Unternehmen im vergangenen Krisenjahr sogar die beiden Riesen Migros und Coop (akquisitionsbereinigt) überrundet und dabei mit weniger Läden erst noch mehr Umsatz erzielt und somit die Produktivität gesteigert.

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«Vor 35 Jahren existierten in der Schweiz 110 selbstständige Lebensmittel-Grossisten in Familienbesitz», sagt Gerold Bolinger, Geschäftsführer der Spar Handels AG. «Heute sind es gerade noch drei: Denner, Spar und CCA.» Im Detailhandel sterben die Familienbetriebe aus. Allein in den letzten drei Jahren haben die Familie Buhofer Epa an Coop und die Familie Curti die Bon appétit Group an Rewe veräussert, der Maus-Frères-Clan überschrieb Teile der Jumbo-Kette an Carrefour und Denner-Chef Philippe Gaydoul verkaufte die Waro an Coop.

«Die Detailhandelslandschaft wird immer eintöniger und konzernmässiger», bedauert Bolinger und verweist stolz auf den beeindruckenden Wachstumspfad der Spar-Filialen: Vor 15 Jahren erwarb Juan Leuthold die Spar-Lizenz für die gesamte Schweiz. Seither sind die Umsätze im Spar-Detailhandel von 16 auf 413 Mio Fr. explodiert. Zusammen mit ihren sechs TopCC-Cash&Carry-Abholmärkten erwirtschaftet das Unternehmen heute 790 Mio Fr.

Die Schweizer Spar Holding gehört zu zwei Dritteln der St. Galler Familie Leuthold und wird vom Familienmitglied Stefan Leuthold als Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates geführt. Ein weiteres Drittel gehört der Aspiag, einer Tochter der österreichischen Spar-Gruppe, bei der drei weitere Familien das Sagen haben. Mit ihrer dezentralen Struktur liegt die internationale Spar-Gruppe quer in der Wirtschaftslandschaft. Aufgebaut wie eine Grossfamilie führt das Unternehmen insgesamt 15200 Supermärkte mit 18000 Beschäftigten in 32 Ländern rund um den Erdball und erzielt einen Gesamtumsatz von 42 Mrd Fr. Spar International in Amsterdam unterstützt als schlankes Headquarter seine finanziell unabhängigen Landesgesellschaften mit Marketing, Know-how und zentralem Einkauf.

Erfolgreich in der Lücke

Mit diesem internationalen Schub im Rücken ist es Spar gelungen, erfolgreich in die Lücke zwischen den Grossen wie Migros und Coop und den serbelnden Tante- Emma-Läden zu springen. Weil sich die Grossen immer mehr auf grossflächige Läden konzentrieren, besetzt Spar mit einer durchschnittlichen Verkaufsfläche von 363 Quadratmeter pro Laden das Mittelfeld und überlässt die kleineren Ladenflächen Konkurrenten wie Primo/Vis-à-vis oder Volg. Mit 8075 Fr. pro Quadratmeter liegen die Spar-Umsätze allerdings unter der kritischen Grösse. «Man sollte 10000 Fr. pro Quadratmeter erzielen, um langfristig im Detailhandel mithalten zu können», meint Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler. Bolinger erklärt: «Wir wollen nicht auf Teufel komm raus Umsatz bolzen. Wir wollen qualitativ wachsen, das heisst lukrativ und nachhaltig.» Wie lukrativ das Geschäft läuft, bleibt geheim. Denn die Familie legt Wert auf Diskretion, insbesondere beim Gewinn. «Ertragszahlen werden keine bekannt gegeben. Wir sind aber sehr zufrieden und verzeichnen einen steigenden Gewinn.» Kasse konnte die Familie Leuthold auch machen, indem sie letztes Jahr ihre Erdnussrösterei und den Marroni-Handel verkauften. In Zukunft will sich die Firma auf das Kerngeschäft Spar und die TopCC-Märkte konzentrieren.

«Spar» tönt zwar nach Sparen und ist damit ein guter Slogan für die immer preissensiblere Kundschaft, bedeutet aber aus dem Holländischen übersetzt nichts anderes als «Tanne», deren Abbild auch das Logo ziert. Preislich angesiedelt bei Coop ist Spar teurer als Denner oder PickPay. «Wir können uns nicht mit den Discountern vergleichen, schliesslich bieten wir auch Frischprodukte an, aber wir sind billiger als Volg oder Primo/Vis-à-vis», sagt Bolinger.

Auch in diesem Jahr will das St. Galler Familienunternehmen 12 Mio Fr investieren und weiter wachsen einerseits mit dem Sprung ins Tankstellengeschäft, anderseits mit mindestens sechs neuen Spar-Supermärkten. Spar führt bereits 39 Filialen in Eigenregie, 102 Läden werden von Franchisenehmern geführt, bei denen Spar am Umsatz beteiligt ist. Diese Konstruktion garantiert Absatzkanäle und Abnehmer für die eigenen Waren und wälzt gleichzeitig das unternehmerische Risiko auf die Franchisenehmer ab. «Wir wollen vor allem mit Spar-Partnern wachsen, weil so die Kapitalbindung für uns kleiner ist», sagt Bolinger.