Spielwarengeschäft: Trauffer-Kuh statt My Little Pony

Tierfiguren der Marke My Little Pony. Knetmasse namens Play-Doh. Und Monopoly, ein Brettspiel, mit dem schon manche CEO-Karriere begonnen hat: All dies stammt aus dem Hause Hasbro. Ein Gigant im Spielzeugmarkt. Und ein Weltkonzern, der aktuell mit gigantischen Problemen kämpft. Zu Wochenbeginn musste das US-Unternehmen eingestehen, dass man im Weihnachtsgeschäft mit Lieferengpässen ringe. Ein Konzern mehr, der die Asienroute als Spielfeld mit Materialengpässen und Seefracht-Flaschenhälsen erlebt. Der Corona-bedingte Logistikschleppgang, der IT-Firmen, E-Commerce-Händler und Autobauer umtreibt, plagt auch die Spielwarenwelt. Schweizer Produkte in Poleposition Dass das Weihnachtsgeschäft kein Ponyhof mehr ist, schmerzt just diese Branche ganz besonders. In der Schweiz macht sie im vierten Quartal rund die Hälfte ihres Jahresumsatzes. Jetzt müssen die Händler lernen, mit knappen Mengen zu jonglieren. Zumal sich zu den aktuellen logistischen Spielverderbern ein weiterer globaler Ärgerpunkt hinzugeselle, sagt Roger Bühler, Chef des Schweizer Traditionshändlers Franz Carl Weber: «Was ebenfalls zur Verknappung beiträgt, ist der aktuell boomende Markt in Nordamerika. In den USA legen die Spielzeugverkäufe gegenüber Vorjahr um 30 Prozent zu. Dieses grösste und wichtigste Absatzgebiet wird von den grossen Spielzeugmarken prioritär beliefert, was in anderen Weltgegenden zu Rückständen führt.» Bei Franzki, wie Franz Carl Weber im Volksmund genannt wird, sei man bezüglich Weihnachtsgeschäft zwar «auf Vorrat eingedeckt». Aber Bühler macht spannende Bewegungen aus in der Spielzeugwelt: «Es passieren gerade zwei grosse Shifts. Erstens überlegen sich europäische Hersteller, wieder vermehrt in der eigenen Region zu produzieren, um weniger abhängig von internationalen Lieferketten zu sein.» Zweitens spiele die aktuell schwierige internationale Situation hiesigen Herstellern in die Karten: «Typische Schweizer Produkte, die bisher schon hoch in der hiesigen Gunst standen, werden dieses Jahr noch stärker nachgefragt. Sie stehen in der Poleposition.» Dies nur schon deshalb, weil einheimische Hersteller weniger auf weltweite Lieferketten angewiesen seien, sondern ihre Rohstoffe im optimalen Fall im eigenen Land beziehen und so verlässlicher liefern könnten. Vom Schweizer Brettspielproduzenten des «Brändi Dog» etwa wisse man, sagt Bühler, «dass man dort mit dem Produzieren kaum noch nachkommt». Der Franzki-Chef hat richtig hingehört: «2020 betrug unser Wachstum mit ‹Brändi Dog› gegenüber 2019 bereits 40 Prozent – und auf diese Weihnachten hin geht es voraussichtlich in ähnlichem Stil weiter», sagt Matthias Moser, Kommunikationsleiter der Luzerner Stiftung Brändi. Früher aufstehen für Weihnachten Natürlich kann man einem Kind, das sich eine Spielkonsole oder Play-Doh-Knete wünscht, nicht plötzlich eine Holzkuh beliebt machen. Doch auch die Nachfrage nach solchem Spielzeug, die im Corona-Jahr 2020 aufgrund der ausländischen Touristenbaisse lahmte, belebt sich auf Weihnachten hin: «Die Situation ist momentan so, dass der Bestelleingang deutlich zugenommen hat», sagt Michèle Jäggi, Verkaufs- und Marketingchefin bei Trauffer Holzspielwaren in Hofstetten bei Brienz BE. Jäggi sieht das Nachfrageplus auch international begründet: «Wir merken, dass die Händler umswitchen auf nationale Lieferanten. Die Nachfrage nach unseren Holzspielwaren ist angestiegen.» Holzkuh schlägt Play-Doh? Ob es so weit kommt, steht noch nicht fest. Die Weihnachtsschlacht wird erst in den letzten Tagen geschlagen. Wer sich aber wacker positionieren will, muss früher aufstehen als in den letzten Jahren, weiss Franzki-Chef Bühler: «Früher liefen die Orders für Weihnachten geregelt ab. Bis in die erste Novemberwoche wurden die letzten Spielwaren aus den USA bestellt, bis Ende November dann aus Europa und bis eine Woche vor Weihnachten aus der Schweiz.» Heute laufe das Spiel anders: «Sämtliche Bestellungen müssen vier bis sieben Wochen früher in Auftrag gegeben werden, um überhaupt noch an Ware zu kommen.»