Simon Ammanns Doppel-Olympiasieg hat Folgen sogar auf die AHV. Die offizielle Berufsbezeichnung im Registereintrag des 21-jährigen Toggenburger Überfliegers wurde rückwirkend auf Anfang 2002 von «Schüler» zu «Spitzensportler» umbenannt. Dieser amtlichen Laudatio folgt am Samstag eine weitere Ehrung: «Gold-Simi», nunmehr erster professioneller Skispringer seines Landes überhaupt, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit zum «Sportler des Jahres 2002» erkoren werden.

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Hatten die Goldmedaillen von Salt Lake City aber auch die erhofften finanziellen Folgen? Hubert Schiffmann, Ammanns Manager von der liechtensteinischen Sportmarketingagentur Wenzel, Weirather & Partner, will keine Zahlen nennen. Nach einer Schätzung von Gary Furrer, Chef Skisprung beim Verband Swiss Ski, dürfte sich Ammann in diesem Jahr mit allen Wettkampfprämien und den mehrjährigen Werbeverträgen mit Swisscom, der Aargauer Zentralmolkerei und Swatch Einkünfte in der Höhe von einer halben Mio Fr. gesichert haben.

Drin gelegen wäre noch mehr. «Simon hätte ganz anders verdienen können», sagt Hanspeter Gubelmann, sein persönlicher Berater, «aber das hätte auch persönliche Folgen gehabt. Wir stellen die Schule und den sportlichen Aufbau, nicht das Geld in den Vordergrund.» Dass Ammann selbst bei weiteren Erfolgen zu den deutschen Skisprung-Millionären aufschliessen wird, ist aber zu bezweifeln. «Dafür ist der Schweizer Markt einfach zu klein», so Schiffmann.

Wenig INTERESSE für Küttel und Steinauer

Während bei Simon Ammann die Sponsoren Schlange standen, konnte Andreas Küttel, die aktuelle Nummer zwei im Schweizer Skispringen, seinen sensationellen sechsten Olympia-Rang nicht in bare Münze verwandeln. «Gefragt ist einzig der Olympiasieger», sagt Werner Küttel. Der Vater und Manager des 24-jährigen Einsiedler Sportstudenten wurde bei seiner Suche nach einem Individualsponsor von Absagen nur so eingedeckt. Dabei hätte die Werbefläche auf dem Anzug bloss 8000 bis 10000 Fr. gekostet für die ganze Saison.

Marco Steinauer, die Nummer drei im Schweizer Weltcup-Team, hat die Suche nach einem Individualsponsor ganz aufgegeben, wie von dessen Vater Sepp Steinauer zu vernehmen ist. Die Werbefläche auf dem Ski bringt dem Einsiedler netto ganze 4500 Fr. ein pro Jahr.

Nebst Ammann selbst profitiert der Verband Swiss Ski, insbesondere der Bereich Skispringen, am meisten von den Überraschungserfolgen im letzten Winter. Der Vertrag mit Hauptsponsor Swisscom konnte einerseits von Ski nordisch auch auf den Bereich Ski alpin ausgedehnt werden. Andererseits bezahlt Swisscom aufgrund der herausragenden Leistungen den «Nordischen» rund 25% mehr als im Jahr zuvor. Das bis 2005 angesetzte Sponsoring beläuft sich auf jährliche mehrere Mio Fr.

Das Nachsehen haben dabei die Eishockeyaner und Snowboarder. Ihnen hat Swisscom den Geldhahn zugedreht, wie Peter Boeni, Leiter Sponsoring der Swisscom Gruppe, erklärt. Nebst dem Verbandssponsoring bezahlt Swisscom allen vier Schweizer Skispringern des Weltcup-Teams einen individuellen Minimallohn. Weitere 300000 Fr. fliessen jährlich in den Aufbau eines landesweiten Netzes von Nachwuchs-Schanzen sowie in den Betreuungsstab des Weltcup-Teams, das sich erstmals einen Assistenztrainer und einen Servicemann leisten kann.

Co-Sponsor Swiss hilft Schanzen bauen

Die Swisscom wird sich wohl auch am Bau der Einsiedler Sommer-Schanze beteiligen. Dieser könnte im nächsten Frühling beginnen, wenn die noch fehlende Million im Gesamtbudget von 8,5 Mio Fr. rechtzeitig zusammenkommt. Die Verhandlungen finden diese Woche statt.

Neben Swisscom ist Swiss als Co-Sponsor für den Skisprung und die nordische Kombination neu hinzugestossen. Wie hoch das Sponsoringbudget des «Official Carriers» für den Verband Swiss Ski ist, wollte Ruth Züblin, Vice-President Corporate Affairs von Swiss, nicht bekannt geben. Fest steht, dass Swiss ebenso wie Swisscom 150000 Franken jährlich an den Aufbau der Nachwuchsschanzen beisteuert.

Mit dem verstärkten Engagement der Swisscom sowie dem Neueinstieg der Swiss «finanziert sich der Bereich Skispringen erstmals selber», wie Marc Welti, Kommunikationschef von Swiss Ski, erklärt. Die neuen finanziellen Möglichkeiten werden jedoch nicht ausreichen, die Schweizer Skispringer dauerhaft in den Top Ten der Welt zu etablieren. «Dazu ist die Basis mit gerade mal 180 Aktiven einfach zu schmal», sagt Skisprung-Chef Gary Furrer.

Engelberg hofft aufZuschauerrekord

Die Veranstalter profitieren vom Skisprung-Boom übrigens nur wenig. Zwar haben sich rund 20 Fernsehstationen für das Weltcup-Doppelspringen von Engelberg am 21. und 22. Dezember angemeldet, und im Vorverkauf wurden bereits dreimal mehr Tickets abgesetzt als im Vorjahr. Mehreinnahmen gibts deswegen aber keine, wie OK-Chef Ernst von Holzen erklärt im Gegenteil: «Der Wirtschaft geht es nicht gut. Ich bin glücklich, wenigstens gleich viele Werbeeinnahmen zu erhalten wie im Jahr zuvor.» Rote Zahlen sind selbst bei dem zu erwartenden Zuschauerrekord nicht ausgeschlossen.