Basel bleibt am Ball nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in architektonischer und städtebaulicher Hinsicht. Der neue St. Jakob-Park wird als Baukomplex im grössten Sport- und Event-Areal der Schweiz herausragende Akzente setzen. Eingebettet durch die bestehende Altersresidenz Tertianum, das Shoppingcenter, die St. Jakob- Halle und die St. Jakob-Arena prägen die Neu- und Erweiterungsbauten das Zentrum der Anlage, den St.Jakob.Park. Ein neues Hochhaus, dessen Spitze 70 m in den Himmel ragt, die Erweiterung des Fussballstadions und des Shoppingcenters, sowie die Stadion-Garage bilden die Neubaumassnahmen. Im Hochbau des Immobilienfonds UBS «Sima» werden Büros, Dienstleistungsflächen und Wohnungen zur Vermietung angeboten. Die neue Mercedes-Garage der Kestenholz Holding AG wirkt als urbanes Gelenkstück und präsentiert ihre Ausstellung auf drei Ebenen, die durch Rampen miteinander verbunden sind. Eine künstliche, topografisch gestaltete Plattform verbindet die Bauten untereinander, welche voraussichtlich auch die St. Jakobsstrasse an zwei Stellen überbrücken wird.

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Im Hinblick auf die Fussball-Europameisterschaft 2008 wird das Stadion St. Jakob-Park hauptsächlich auf der nördlichen Längsseite entlang dem Bahndamm und in den beiden Eckbereichen an der Birs- und Gellertstrasse erweitert. Eine neue Tribüne auf der Nordseite, die als zweiter Balkon ausgelegt ist, wird Platz für rund 7000 Zuschauer bieten. Zusätzlich werden für die Dauer der Europameisterschaft knapp 4000 weitere Plätze geschaffen, indem man die bestehenden Sitzplätze verdichtet und die Tribünen hinter den Toren provisorisch verlängert. So wird das Stadion St. Jakob-Park für die Euro 2008 mit 42500 Sitzplätzen auf Zeit zum grössten Stadion der Schweiz. Danach erfährt es eine Reduktion der Platzzahl auf 38500.

Bauen unter Spielbetrieb

Der Ausbau des Stadions erfolgt unter laufendem Spielbetrieb in Etappen. Die Einschränkungen durch die Umbauarbeiten können durch eine geschickte Etappierung minimiert werden, und es muss aus Sicherheitsgründen nur eine minimale Platzanzahl gesperrt werden. Bei Bauarbeiten unter Betrieb müssen während Veranstaltungen die Fluchtwege jederzeit zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sind die Zu- und Wegfahrten des Shoppingcenters im Stadionkomplex jederzeit frei passierbar zu halten. Selbstverständlich darf ausserdem die Tragsicherheit der Bauprovisorien und des Endausbaus nie gefährdet sein.

Ausgefeiltes Tragwerk für den dritten Tribünenrang

Eine dritte Tribüne erweitert das heutige Zweirangstadion um einen zusätzlichen Balkon. Diese wird analog den bestehenden konstruiert, wobei sie als unabhängiges, zweigeschossiges Rahmentragwerk ausgebildet ist. Die Rahmen mit der neuen Umgangsplattform und dem so genannten «Sägezahnträger», der die Tribünenstufen trägt, sind achsweise im Abstand von acht Metern angeordnet und werden mit einem Lehrgerüst an Ort betoniert und vorgespannt. Aufgrund der Bauteilgewichte und Dimensionen können nur die Tribünenelemente selber und die Treppenaufgänge vorfabriziert werden. Dabei setzen die maximalen Hublasten der Hebezeuge und die Tragfähigkeit der Zufahrten klare Grenzen, die es zu berücksichtigen gilt.

Die vorderen Stützen sind vorgefertigt und tragen die Hauptlasten des Dachs und der Tribüne. Die hinteren Stützen im Dammbereich der SBB dagegen werden vor Ort erstellt, vorgespannt und übernehmen die Zugverankerung des Dachs. Im Weiteren wirken diese als Rahmenstiel und stabilisieren so die Aufstockung in Querrichtung. Die bestehende Pfahlfundation wird mit bis zu zehn neuen Kleinbohrpfählen pro Achse für die Zusatzlasten verstärkt.

Die Decke des neuen Umganges entsteht aus teilvorgefertigten Betonplatten so kann auf hinderliche «Schalgerüstungen» weit gehend verzichtet werden, wodurch die Zirkulation der Zuschauer unter der neuen Umgangsplattform und die Fluchtwege auch während der Bauzeit stets gewährleistet bleiben.

Neues Dach für Wind und Wetter

Damit auch nach dem Ausbau alle Sitzreihen gedeckt sind, wird das bestehende, rund 26 m ausladende Tribünendach rückgebaut und durch ein neues, rund 38 m ausladendes Dach ersetzt. Seine Tragstruktur besteht aus fachwerkartigen Hauptbindern im vorhandenen Achsraster sowie dazwischen gespannten Pfetten, welche die Dachbleche tragen. Mit zusätzlichen sekundären Fachwerken in Längsrichtung werden die Binder untereinander verbunden, sodass ein redundantes Tragsystem entsteht.

Schneelasten, kombiniert mit Sog- und Druckkräften des Windes, wirken massgebend auf die statische Dimensionierung der Dachkonstruktion. Die Abstützung des Daches erfolgt mit einer leicht geneigten Stahlstütze auf die Sägezahnträger sowie einer Zugabspannung, welche vom Dachrand durch die vorgespannten Stützen direkt in die Pfahlfundation führt. In den Eckbereichen wird durch eine geneigte Dachfläche der Übergang zur bestehenden Dachstruktur geschaffen. Ausleuchtbare Luftkissen mit einer Breite von 24 Metern gestalten die neue Fassade. Mittels einer Stahlunterkonstruktion werden sie an die hintere Stützenreihe befestigt.

Mit dem neuen Stadion St. Jakob-Park wird Basel um eine architektonisches, statisch prägnantes Bauwerk reicher ebenso um einen Anziehungspunkt von internationaler Bedeutung für Sport und Events.

Tivadar Puskas/Stefan Bänziger, WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel.

St. Jakob-Park

Bauherr: Genossenschaft Stadion St. Jakob-Park, Basel

Totalunternehmung: Batigroup AG Generalunternehmung, Basel

Architekten: Herzog & de Meuron Architekten AG, Basel

Tragwerksplaner: WGG Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel; Rothpletz, Lienhard + Cie AG, Bern

Bausumme: ca. 24 Mio Fr.

Bauzeit: 2005 bis 2008