Walter Fust hat für StarragHeckert drastische Massnahmen angekündigt. Alleine am Standort Schweiz in Rorschacherberg will er über einen Viertel der Belegschaft abbauen. Die Rede ist von 80 Stellen, dazu weitere 40 im deutschen Werk Chemnitz von insgesamt rund 700 Angestellten im Gesamtkonzern. «Wir haben heute mit 700 Mitarbeitern einen Pro-Kopf-Umsatz, der einfach nicht stimmt», begründet Mehrheitsaktionär (50,4%) und VR-Präsident Walter Fust den Abbau. «Der Umsatz, den wir anstreben, muss mit 600 Mitarbeitern erreicht werden.» Fust hat nach dem Abgang von CEO Franz Betschon im Sommer interimistisch die operative Leitung übernommen. Er will sie mindestens bis zur Ernennung eines neuen CEO voraussichtlich Anfang 2005 innehalten.

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Vorwurf von Missmanagement

Die drastischen Massnahmen notwendig gemacht hätten Fehler der Führung, so Fust, der in diesem Zusammenhang offen von Missmanagement redet. Ein harscher Vorwurf, der nicht so recht passen will, nachdem StarragHeckert erst vor wenigen Tagen in einem Communiqué mitteilen liess, dass der «Turnaround geschafft» sei. An und für sich sei der Begriff Turnaround richtig, argumentiert Fust, da StarragHeckert im 4. Quartal wieder an der Grenze zu schwarzen Zahlen sein werde. Allerdings gelte dies nicht für Rorschacherberg. «In Chemnitz haben wir zurzeit wieder einen relativ guten Auftragsbestand mit ansprechenden Zahlen.» Die Aufträge in der Schweiz hätten aber schlechte Margen. «Wir können nicht Maschinen bauen und bei jeder einen Verlust reinholen», sagt Fust. Und weiter: «Anhand der Zahlen mussten wir uns entscheiden, gewisse Produktlinien, die nur in der Schweiz gemacht werden, in Zukunft gar nicht mehr zu bauen. Die müssen wir stoppen, da jedes dieser Produkte rote Zahlen einfährt.»

In der Tat musste der Werkzeugmaschinenbauer nach neun Monaten einen herben Rückschlag hinnehmen. Neben einem Umsatzrückgang von 14% weist das Unternehmen für die ersten neun Monate einen Verlust von 8,2 Mio Fr und einen Betriebsverlust von 6,9 Mio Fr. aus. «Nach einer Verlustsituation müssen wir wieder festen Boden unter den Füssen suchen», erklärt Finanzchef Gerold Brütsch die Massnahmen, die StarragHeckert jetzt beschlossen hat.

Die Restrukturierungen werden dazu führen, dass sich die beiden Standorte auf ihre spezifischen Kundensegmente konzentrieren werden, gleichzeitig aber in den rückwärtigen Bereichen enger zusammenarbeiten sollen. Dazu gehörten insbesondere die Bereiche Konstruktion, die zwei Drittel der Gestehungskosten ausmachen, sowie Einkauf und IT. Auf langfristiger Basis strebt Fust für StarragHeckert eine Ebit-Marge von 10% an, tendenziell sollen es sogar 13 bis 14% sein. «Ein erster Schritt wäre es, nun erst einmal eine Zahl von 8% zu erreichen.»

Kurzfristig dürfte der Stellenabbau sicher zu einer Erhöhung der operativen Betriebsleistung führen. Ob es allerdings möglich ist, mit einer deutlich reduzierten Belegschaft mit den Aufträgen die im ersten Halbjahr um über 20% zulegten Schritt zu halten, dürfte schwierig werden.

StarragHeckert Letzter Kurs: Fr. 283

Fazit: Kurzfristig eröffnet der Stellenabbau StarragHeckert ein Einsparpotenzial von gegen 10 Mio Fr., was sich positiv auf die Ertragsentwicklung auswirkt. Ob dadurch langfristig eine Ebit-Marge von 10% erreicht werden kann, ist für die Branche ein ehrgeiziges Ziel.