Der wichtige Stimmrechtsberater ISS (Institutional Shareholder Services) empfiehlt den Aktionären von Sunrise, die Kapitalerhöhung zum Stemmen der UPC-Übernahme abzulehnen. Damit muss das Sunrise-Management im Ringen um die Aktionäre einen schweren Rückschlag einstecken.

Sunrise dürfte zu viel zu bezahlen für eine Übernahme, deren langfristiger strategischer Nutzen fragwürdig erscheine, begründete ISS die Ablehnung in einem Anlegerpapier, das der HZ vorliegt. Die Agentur «Reuters» hatte die Ablehnung zuerst vermeldet.

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Der Deal erscheine zwar im Rahmen der vorherrschenden Branchenentwicklung in Europa logisch, so die Analytiker ISS. Und in der Tat seien kurz- und mittelfristig Vorteile erkennbar. Langfristig aber gebe es Zweifel, weil die Vorteile von Kabelnetzen im Fiber- und 5G-Zeitalter schwinden dürften. Und insgesamt sei der Kaufpreis für UPC zu hoch: ISS geht eher von 4,6 bis 5,2 Milliarden aus – nicht von den 6,3 Milliarden Franken, bei denen sich das Sunrise-Management und UPC-Verkäuferin Liberty Global gefunden haben.

«Debatable long-term strategic merit»

«Unter dem Strich», so das Fazit, «scheint Sunrise zuviel zu bezahlen für Assets, die strategisch einen diskutablen Langfristwert haben.» Also empfiehlt ISS ein Njet zur Kapitalerhöhung; zur ebenfalls traktandierten Abwahl von VR-Präsident Peter Kurer und von Verwaltungsrat Jesper Ovesen äussert sich die Gesellschaft nicht.

Damit ist fraglich, ob die insgesamt 6,3 Milliarden Franken schwere Übernahme über die Bühne gehen kann. Bereits andere wichtige Aktionäre hatten angekündigt, bei der für 23. Oktober geplanten ausserordentlichen Generalversammlung gegen die geplante Kapitalerhöhung zu stimmen. Die Empfehlung des Stimmrechtsberaters Glass Lewis steht noch aus. Auf der anderen Seite hatte sich Ethos für das Paket ausgesprochen, ferner die unterm Namen «zRating» bekannte Ratingagentur Inrate.

Im Börsenhandel stieg die Sunrise-Aktie umgehend nach oben, sie lag am frühen Nachmittag gut 2,5 Prozent über dem Vortageskurs.

Sunrise war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. ISS will den Bericht am Freitag veröffentlichen. Derweil meldet sich der aktivistische Investor Active Ownership Capital (AOC) mit einem Statement: Die Entscheidung von ISS «bestätigt unsere Sichtweise. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass der schlechte Deal nicht zu Stande kommt, weiter gestiegen».

(rap | mil — mit Material von «Reuters»)