Microsoft hat sich mit dem Unternehmen hinter der London Stock Exchange auf einen Deal geeinigt. Die US-Techfirma erwirbt für 1,6 Milliarden Dollar einen Anteil von vier Prozent an der London Stock Exchange Group (LSEG). Dafür hat sich diese verpflichtet, in den nächsten zehn Jahren Cloud-Dienste von Microsoft für mindestens 2,8 Milliarden Dollar einzukaufen.

Die Partnerschaft werde die Migration der Märkte in die Cloud beschleunigen und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen ermöglichen, hiess es am Montag. Die Transaktion fügt sich in den jüngsten Trend ein, dass sich Börsen und Technologieunternehmen zusammenschliessen.

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Ähnliche Kooperationen sind die Tech-Börse Nasdaq und Amazon sowie die Options- und Terminbörse CME Group und Google eingegangen. Dies deutet auf die steigende Nachfrage der Anlegerinnen und Anleger nach Informationen hin, die ihnen auf den immer schneller werdenden elektronischen Märkten einen Vorteil verschaffen. 

Laut einem Bericht von Burton-Taylor International Consulting vom April stiegen 2021 die weltweiten Ausgaben für Finanzmarktdaten und -nachrichten um 7,4 Prozent auf einen Rekordwert von 35,6 Milliarden US-Dollar. «Wir werden in den kommenden Jahren ein bedeutendes Umsatzwachstum generieren, indem wir uns neue Produkte erschliessen und unsere bestehenden Produktkapazitäten erweitern», sagte LSEG-CEO David Schwimmer in einem Telefoninterview.

Microsoft kauft die Anteile einem Konsortium ab, das sich aus der US-Investmentgesellschaft Blackstone, dem britisch-kanadischen Medienkonzern Thomson Reuters sowie Tochtergesellschaften der Staatsfondsverwalter Kanadas und Singaprus – Canada Pension Plan Investment Board und GIC – zusammensetzt, heisst es in der Erklärung zum Deal.

Thomson Reuters sagte in einer Erklärung, dass der Konzern plane, die Erlöse aus der Transaktion zu verwenden, um «organische und anorganische Möglichkeiten in wichtigen Wachstumssegmenten zu verfolgen und den Aktionären Renditen zu bieten».

Microsoft rechnet dank Deal mit hohen Mehreinnahmen

Das Geschäft unterstreicht das Bestreben von LSEG, sich zunehmend auf Daten und Analysen zu konzentrieren. Das Unternehmen schloss letztes Jahr den Kauf des Wirtschaftsdatenanbieters Refinitiv für 27 Milliarden Dollar ab. Damit leitete der Konzern eine neue Ära ein, in der ein Grossteil seiner Einnahmen aus dem Verkauf von Daten stammt. 

Die Microsoft-Vereinbarung wird die LSEG zwischen 2023 und 2025 voraussichtlich zwischen 250 und 300 Millionen Pfund kosten, davon etwa 100 Millionen Pfund an Investitionskosten. Weitere Ausgaben, die über die Mindesthöhe von 2,8 Milliarden Dollar hinausgehen, hängen nach Angaben des britischen Unternehmens vom «Erfolg der strategischen Partnerschaft» und der Nachfrage nach der Datenplattform und den professionellen Dienstleistungen von LSEG ab.

Microsoft schätzte in einer separaten Erklärung, dass die «Partnerschaft und die breiteren Marktchancen dem Unternehmen in den nächsten zehn Jahren zusätzliche Einnahmen in Höhe von 5 Milliarden Dollar bescheren könnten». Scott Guthrie, Microsofts Verantwortlicher für Cloud-Dienste und künstliche Intelligenz, wird zum LSEG-Direktor ernannt werden.

Börsen kaufen Datenanbieter auf

In den letzten Jahren ist es zu einer Konsolidierung unter den grössten Datenanbietern der Finanzbranche gekommen. Letztes Jahr hat S&P Global den Kauf von IHS Markit vereinbart, während die Deutsche Börse, der grösste europäische Rivale der London Stock Exchange, eine Mehrheitsbeteiligung an Institutional Shareholder Services erworben hat, dem Berater für Unternehmensführung.

Es ist nicht das erste Mal, dass Microsoft neben der Ankündigung eines grossen Cloud-Deals einen Deal abschließt. 2018 investierte das Unternehmen in Grab, das sich bereit erklärte, das Microsoft-Produkt Azure als seine bevorzugte Cloud-Plattform zu übernehmen.

Diese Cross-Selling-Deals sind nicht immer von Erfolg gekrönt. Im Jahr 2012 investierte das US-amerikanische Technologieunternehmen 300 Millionen Dollar in eine Beteiligung an der E-Book-Sparte von Barnes & Noble, die sich damals in Schwierigkeiten befand. 

Als Teil des Deals erklärte sich das US-Buchhandlungsunternehmen damals bereit, E-Reading-Inhalte für Microsoft zu erstellen. Zwei Jahre später kaufte Barnes & Noble den Microsoft-Anteil für rund 125 Millionen Dollar wieder zurück.

(Bloomberg/mth)