Swiss-CFO Markus Binkert: Die Tage seiner Einsetzung

Am Freitag, dem 13. März 2020, musste alles sehr schnell gehen. Das Coronavirus breitete sich immer weiter aus. Die Schweiz bereitete sich auf den Lockdown vor. Gleich vier Bundesräte traten vor die Presse. Und das Management der Luftfahrtgesellschaft Swiss kam ins Rotieren: Die Doppelrolle CEO und CFO des damaligen Konzernchefs Thomas Klühr war nicht mehr haltbar. Ein Finanzchef musste her. Das war der Moment von Markus Binkert. Am Samstagmorgen, 14. März, kommt die Anfrage der Swiss, wie Binkert in einem Podcast der Universität St. Gallen sagt. Am Samstagnachmittag tagte bereits der Verwaltungsrat. Und am frühen Morgen des Sonntags sass Binkert bereits auf dem Stuhl des Finanzchefs, am Dienstag darauf im Büro des Bundesrats. «Es war nicht so geplant, aber es ging in der Tat sehr, sehr schnell», sagt er. Erst ein halbes Jahr später seien die letzten Koffer aus München nach Zürich gekommen. Am Freitag noch ging er ganz normal ins Büro des Münchner Lufthansa-Hubs. Binkert war Kommerzchef vor Ort und Marketing-Boss für den Konzern. Skeptische Anwälte in Binkerts Umfeld «Das war ein sehr schneller Start in die Finanzwelt», resümiert er. «Und ich bin wahrscheinlich der einzige CFO, der vorher Marketingverantwortlicher war.» Dieter Vranckx im Interview Swiss-Chef Dieter Vranckx äussert sich im grossen Interview zu Flugstreichungen, Flughafen-Chaos und Impfstreit. Auf die Frage, ob die Swiss zu schnell zu viele Menschen entlassen habe, die nun fehlen, sagt er: «Nicht zu entscheiden in der Krise, war keine Option. Auch im ersten Halbjahr 2021 mussten wir fortlaufend Entscheidungen treffen, die man im Nachhinein betrachtet vielleicht anders hätte machen müssen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.» Zum Personalmangel sagt er, dass «es rund 800 Kabinenbesatzungsmitglieder sind, die wir inklusive regulärer Fluktuation bis Mitte 2023 einstellen werden. Wir arbeiten auf Hochtouren in der Rekrutierung und Ausbildung.» Zur Frage, ob sich die Swiss bezüglich Flugangebot verkalkuliert habe: «Wir lernen noch immer jeden Tag dazu, im Kontext einer Pandemie das Airline-Geschäft zu managen.» Andere Airlines wie Easyjet bauen wegen Personalmangel Sitze in Fliegern aus. «Nein, einen Sitzausbau haben wir nicht geplant», sagt Vranckx. «Allerdings wird Helvetic die Sitzkapazität bei den drei für Swiss im Einsatz stehenden Embraer-E1-Maschinen vorübergehend von 112 auf 100 Sitzplätze reduzieren.» Mehr lesen Sie hier. Binkert habe keine Sekunde gezögert, als die Anfrage kam, sagt er. Er hatte keine Zweifel, musste nicht darüber schlafen. Klühr sagte, er solle sich einen Moment nehmen und darüber nachdenken. «Ich meinte, ich brauch da nichts zu überlegen. Das mache ich sofort.» Und: «Es ging ums Überleben der Airline.» Dabei waren selbst die Anwälte im Umfeld von Binkert etwas skeptisch. Ob er das wirklich machen wolle, Finanzchef eines Unternehmens werden, das eine Chance habe, in den nächsten Monaten zugrunde zu gehen, wurde er gefragt. Für Binkert aber war klar: Die Aufgabe nimmt er an. Historie mit der Swiss Der gebürtige Zürcher hat eine lange Verbindung zur Swiss. Er war einst Teil des Beraterteams, das der schlingernden neuen Airline unter André Dosé half. Hier lernte er dann auch Dosés Nachfolger als CEO kennen, Christoph Franz, derzeit Präsident bei Roche. Franz holte ihn 2005 zur Swiss, wurde Binkerts wichtigster Förderer und Wegbegleiter, heute sind sie gut befreundet. Binkert wollte sich seinerzeit selbstständig machen. Aber Franz suchte, nachdem die Swiss an die Lufthansa verkauft wurde, eine Person für die Post-Merger-Aktivitäten. Eine «neutrale» Person, wie Binkert es im Podcast ausführt. Ohne Vergangenheit bei Crossair, Swiss, Swissair oder Lufthansa. «Da habe ich mir gesagt, das kann ich mal machen für ein Jahr. Meine Selbstständigkeit kann warten.» Binkert machte Karriere im Lufthansa-Konzern. Er kennt mittlerweile jede Ecke des Business. Er weiss, warum eine Gewinnmarge von 8 Prozent erzielt werden muss. Und trotzdem gibt es immer wieder schwierige Entscheide zu fällen. Einer davon datiert auf Oktober 2021. Binkert war bereits eineinhalb Jahre im Amt. Die Pandemie ging in den zweiten Winter. Omikron machte sich breit. Es war der Moment, als sich die Swiss auf oberster Managementstufe gegen ein Durchstarten beim Rekrutierungsprozess entschied. Die Folge: ein Personalengpass in diesem Sommer, abgesagte Flüge, ein Chaos am Flughafen. Mehr zum Thema Fast jedes zweite Flugzeug aus Zürich ist seit Anfang Juni verspätet Das sind die aktuell zehn schlimmsten Flughäfen Europas Die besten Tipps und Tricks gegen das Reise- und Flugchaos

Swiss-CFO Markus Binkert: Die Tage seiner Einsetzung

So turbulent war die Einsetzung von Swiss-CFO Binkert