In den Hochzeiten der Corona-Krise hatte es sich schon gezeigt: Airlines wie die Swiss transportieren primär Fracht statt Passagiere. Hilfsgüter galt es zu bewegen, nicht Touristen und Geschäftsreisende.

Eigentlich ist die Fracht unten im Bauch des Fliegers unterwegs. Oben sitzen die Menschen. Nun geht auch die Swiss dazu über, noch mehr Sitze aus den Flugzeugen auszubauen, um Platz zu schaffen für den Warentransport.

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Economy-Sitze raus

Wie die Swiss mitteilt, werden vier ihrer Langstreckenflieger vom Typ Boeing 777-300 ER komplett umgebaut, bisher war nur von drei Maschinen die Rede. Jetzt gilt: Alle Economy-Sitze müssen raus. Nur noch die Business- und First-Class-Sitze bleiben drin. Passagiere werden allerdings in den umgebauten Maschinen nicht transportiert, es sind also reine Frachtflüge.

Insgesamt geht es dabei um über 1000 Economy-Sitze, es sind 280 pro Flieger. Der Umbau dauert rund 24 Stunden und soll bald beginnen, ein genaues Datum stehe noch nicht fest, so eine Swiss-Sprecherin zur «Handelszeitung».

Die Swiss bezeichnet ihre Boeing-Flieger als «Flaggschiffe»; es ist der grösste Flugzeugtyp, den die Swiss im Einsatz hat, und er kann bis zu 340 Passagiere auf einer Distanz von 10’700 Kilometern transportieren.

Kleinere Maschinen sind gefragt

Insgesamt betreibt die Swiss eine Flotte von 91 Maschinen, darunter 12 Boeing-Maschinen vom Typ 777-300 ER. Sie sind grösser als die Airbus-Langstreckenflieger und wurden in den vergangenen Jahren beschafft, da die Swiss auf Wachstum setzt. Zum Vergleich: Die Swiss-Langstreckenflieger vom Typ Airbus A330-300 haben Platz für 236 Passagiere.

Nun, nach dem Corona-Stop und der desaströsen Lage im Passagier-Flugverkehr, sind eher kleinere Maschinen gefragt. Der Flugplan der Swiss wird zwar im Juni wieder langsam hochgefahren. Doch bisher sind nur 6 der 91 Swiss-Maschinen überhaupt im regulären Linienbetrieb im Einsatz.

Was zählt, ist der Gütertransport: Seit Ende März hat die Swiss 200 reine Frachtflüge durchgeführt und dabei über 4000 Tonnen an Ware zwischen Asien und der Schweiz transportiert. Transportiert wurden vor allem Medikamente und medizinische Güter, um die Schweiz und die Bevölkerung zu unterstützen, teilte die Swiss mit. Dabei sind nun auch Strecken, die die Swiss sonst gar nicht anfliegt, wie Toronto und Shenzhen.

Masken, Handschuhe und Lebensmittel

Wie gefragt das Transportieren von Waren per Luft ist, zeigt sich auch bei Emirates: Die Fluggesellschaft hat ihren Linien-Frachtflugbetrieb auf 75 Ziele auf sechs Kontinenten ausgeweitet. Zu den Destinationen, die zuletzt in das Streckennetz aufgenommen wurden, gehören Colombo, Conakry, Dakar, Dhaka, Dublin, Khartum, Kuala Lumpur, Perth und Quito, teilte die Airline am Freitag mit.

Darüber hinaus wurde die Frequenz der Flüge zu mehreren Zielen wie Frankfurt, Amsterdam, Peking, Bengaluru, Brüssel, Chennai, Chicago, Hanoi, Johannesburg und London erhöht.

Seit März dieses Jahres werden besonders Hilfsgüter transportiert wie Masken und Handschuhe, Pharmazeutika, aber auch Lebensmittel sowie Elektronik. Allein bei Emirates waren es im April über 2500 Flüge dieser Art.

(In einer ersten Version des Textes hätte der Eindruck entstehen können, es würden auch Passagiere in den umgebauten Maschinen transportiert, dies wurde durch den Hinweis auf die reinen Frachtflüge ergänzt.)

Tim Höfinghoff
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