Der neue Swiss Leader Index (SLI) soll neue Investoren aus dem Ausland anlocken. Bisher durften viele institutionelle Anleger aus den USA und dem EU-Raum nicht in Produkte auf den Swiss Market Index (SMI) investieren, da Titel wie Nestlé oder Novartis darin mit mehr als 10% gewichtet waren.

Diese Hürde wird nun per 2. Juli 2007 beseitigt: Im neuen, gekappten SLI sind die vier Schwergewichte Nestlé, Novartis, UBS und Roche nur noch mit je 9% gewichtet, die übrigen 26 Titel werden bei 4,5% «gestutzt». Zum Index gehören bis auf Swatch Namen alle SMI-Unternehmen, zudem rücken die Aktien von Geberit, Petroplus, Actelion, Kühne + Nagel, Logitech und OC Oerlikon in den SLI auf.

Im Rahmen der üblichen Indexrevision werden alle Indizes der Schweizer Börse Swiss Exchange (SWX) per 24. September angepasst. Die SWX wird die Titel an den Kriterien Marktkapitalisierung und Liquidität messen und die Ergebnisse am 5. Juli bekannt geben.

Der SLI setzt sich dann aus den 20 Titeln des neuen SMI und den zehn grössten und liquidesten Titeln des Swiss Mid Cap Index (SMIM) zusammen. Da bis auf Swatch Namen alle Aktien des alten SMI zu den Top Ten gehören dürften, werden aber wohl nur wenige SPI-Titel den Aufstieg in den SLI schaffen.

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Gewinner und Verlierer

Doch genau diese Aufsteiger dürften zu den Gewinnern zählen. «Profitieren werden die Titel, die nicht im SMI sind, aber neu in den SLI kommen», erwartet Roger Steiner, Head of Swiss Equity Research bei Kepler Landsbanki. Denn die Aktien im Index müssen von passiven Fonds gekauft werden. Mit zunehmender Bedeutung des Index werden darauf weitere Produkte lanciert, welche die Nachfrage nach den Titeln im Index ankurbeln.

«Mit einer höheren Nachfrage muss die Bewertung einer Aktie aber nicht zwingend steigen», gibt Jörg Lorenz, Leiter Aktien im institutionellen Asset Management der Zürcher Kantonalbank (ZKB), zu bedenken.

Zu den potenziellen Verlierern gehörten dagegen die Aktien, die im Index «gedeckelt» werden, so Lorenz. Auch Steiner verweist auf die grosskapitalisierten Werte. Die Credit Suisse ergänzt: «Der Einfluss dürfte aber begrenzt sein, da nur wenige Anlagefonds den SMI als Benchmark haben dürften.»

Die Titel, die als Anwärter für den SLI gelten, wurden bereits im Vorfeld zeitweise von Spekulationen beflügelt, so legten etwa Petroplus oder Logitech zu. Die Credit Suisse geht auch davon aus, dass die Volatilität um den 2. Juli herum vor allem aus Spekulationsgründen anziehen wird.

Die Grossbank rechnet damit, dass institutionelle Anleger den Fokus auf den neuen SLI legen werden, und zwar nicht nur wegen der regulatorischen Anforderungen, sondern auch weil der Index breiter abgestützt und leichter nachzubilden ist.

Roger Steiner von Kepler Landsbanki erwartet dagegen kurzfristig noch keine grossen Volumen im SLI-Index. «Wie bedeutend der Index einmal werden wird, ist schwierig abzuschätzen. Für die Schweizer Investoren wird er aber wahrscheinlich weniger wichtig als für die ausländischen», sagt Steiner.

Kein klarer Leader absehbar

Jörg Lorenz von der ZKB geht nicht davon aus, dass institutionelle Anleger aus der Schweiz auf breiter Front den SLI als Benchmark nehmen werden. Teilweise werde auch befürchtet, dass sich SMI und SLI kannibalisieren werden, dabei unterscheide sich das Rendite-Risiko-Profil der beiden Indizes doch sehr.

«Das Risiko des reinen Bluechip-Index SMI ist tiefer, dafür weist der SLI langfristig eine höhere Rendite auf», erklärt Lorenz. Die institutionellen Investoren in der Schweiz dürften sich ohnehin weiterhin am breiter gefassten Swiss Performance Index (SPI) ausrichten. Doch der grosse SPI könnte durch den neuen SMI Expanded eine ernst zu nehmende Konkurrenz erhalten. Der Index deckt mit seinen 50 Titeln 93% der Marktkapitalisierung des SPI ab. «Deshalb könnte der SMI Expanded mittelfristig für Schweizer Investoren interessant werden», meint Lorenz.

Anlageprodukte auf den SLI

Die Akzeptanz der Indizes hängt generell stark von den Anlageprodukten ab, die darauf ausgegeben werden. Die Credit Suisse lanciert per 2. Juli den ersten Index-Fund (ETF) auf den SLI. Zuvor hat die Grossbank bereits Call- und Put-Optionen ausgegeben.

Auch neue Anlagezertifikate auf den gekappten Index sind bereits erhältlich: Die Deutsche Bank hat bereits ein Long/Short-Zertifikat emittiert und die Basler Kantonalbank ist mit einem Total-Return Zertifikat dabei.

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Neue Indizes

Swiss Leader Index (SLI)

Der Index besteht aus den 20 neuen SMI-Titeln sowie den 10 grössten und liquidesten Aktien des SMIM. Aktuell sind bis auf Swatch Namen alle alten SMI-Titel sowie Geberit, Petroplus, Actelion, Kühne + Nagel, Logitech und OC Oerlikon berücksichtigt.

SMI Expanded

Der Index kombiniert den neuen SMI mit dem SMIM. Er enthält somit 50 Titel.

Verkleinerter SMI

Der Index wird von bisher 25 auf 20 Titel gestutzt. Nach aktuellem Stand würden Swatch Namen, Clariant, Lonza, Ciba SC und Bâloise aus dem SMI fallen.

SMI Mid Cap (SMIM)

Der Index umfasst die 30 grössten und liquidesten Mid-Cap-Titel. Die Aktien, welche aus dem neuen SMI ausgeschlossen werden, kommen automatisch in den SMIM.