Die Schweizer sind ein einig Volk von Punkte-, Märkli- und Meilensammlern. Gibt es ein Goodie zu ergattern, wird gesammelt und gehamstert, offline wie online. Detailhändler heizen das Fieber gerne an. «Die Party kann beginnen», titelte die «Coopzeitung» am 12. März und annoncierte ein neues «Trophy-Sammelprogramm», das bis 20. Juli 2019 läuft.

Der Deal: Wer emsig einkauft bei Coop, erhält dafür Marken, die sich etwa für Tupperware-Produkte und – besonders begehrt in der Schweiz – für Flugmeilen des Swiss-Vielfliegerprogramms Miles & More einsetzen lassen.

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«Kurzfristig Vertrag angepasst»

Doch nun ist die Party vorbei, wie der Basler Grossverteiler die Sammler-Nation auf seiner Website mit deutlichem Fingerzeig wissen lässt: «Nachdem Lufthansa/Swiss kurzfristig und trotz laufendem Vertrag ihr Meilenprogramm angepasst hat, war Coop gezwungen, den Verkauf und das Einlösen von Trophy-Meilen am 23. Mai umgehend zu stoppen.»

Das ist eine ungewöhnliche Aktion für eine Partnerschaft, die schon über 15 Jahre läuft. Zwischen Coop-Präsident Hansueli Loosli und Swiss-Chef Thomas Klühr scheint der Flugfunk zusätzlich gestört zu sein: «Aufgrund technischer Übermittlungsprobleme zu Miles & More können die Miles-&-More-Prämien aktuell nicht bestellt werden», teilt Coop auf seiner Supercard-Website mit.

Nachdem die «Handelszeitung» am Dienstagnachmittag über den Streit berichtete, hat Coop den Inhalt der Supercard-Website angepasst. Am Mittwochmorgen ist dort zu lesen: «ACHTUNG NEUE REGELUNG: Pro Miles & More Konto-Nr. können PRO KALENDERJAHR MAX. 500'000 Superpunkte in 250'000 Prämienmeilen eingetauscht werden.»

Der Verkauf und das Einlösen von Trophy-Meilen ist hingegen weiterhin gestoppt.

Screenshot Coop Website

Screenshot Coop-Website: Plötzlicher Stop der Meilen-Aktion

Quelle: Screenshot

Branchenkenner vermutet Streit

Coop will nichts Konkretes zu den Unstimmigkeiten sagen und verneint einen Zusammenhang der beiden Fälle.

Derweil vermutet der Schweizer Flugmeilen-Experte Ravindra Bhagwanani hinter der Coop-Aktion ein Druckmittel – und einen grundsätzlichen Konflikt: «Die jüngsten moderaten Preiserhöhungen von Miles & More haben möglicherweise das Fass zum Überlaufen gebracht, da das Meilen-Geschäft Coop-intern eventuell schon länger als nur bedingt lohnend eingeschätzt wird.»

Was dem europäischen Meilen-Papst und Chef der Firma Global Flight zusätzlich auffällt: «Miles & More hat Coop auf seiner Website komplett von der Partnerliste ausgeschlossen.»

«Alle Programme ruhen»

Swiss bestätigte am Dienstag, dass «Miles & More die Konvertierungsmöglichkeit mit Coop und die Coop Trophy eingestellt hat». Die Airline gibt sich aber ebenfalls zugeknöpft und nennt nur «regulatorische Gründe».

Am Mittwochmorgen reagierte Miles & More auf eine Anfrage vom Dienstag der «Handelszeitung»: Darin heisst es, dass Miles & More sicherstellen müsse, «dass ihre Leistungen kein erlaubnispflichtiges E-Geldgeschäft im Sinne des deutschen ZAG (Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz) begründen». Und weiter: «Wir können nicht völlig ausschliessen, dass die Möglichkeit, Loyalitätspunkte eines Partnerunternehmens im Ausland direkt und entgeltlich zu erwerben, die dann wiederum in Meilen konvertiert werden können, bei strenger Würdigung als E-Geldgeschäft angesehen werden könnte.»

Um sicher zu stellen, dass dies ausgeschlossen werden könne, «ruhen alle Programme, die diese Möglichkeit eröffnen. Wir können gegenwärtig noch nicht einschätzen, wie lange unsere Einschätzung dauern wird», so das Statement von Miles & More.