Schweizer Konsumenten sind Sammler und Jäger. Nirgendwo sonst werden so eifrig «Märkli» geklebt und Punkte gesammelt wie hierzulande.

Diese Leidenschaft macht sich auch Telekomanbieterin Swisscom zunutze. Zwar betreibt sie kein eigenes Kundenbindungsprogramm mehr, doch sie arbeitet seit Jahren eng mit Coop zusammen. So können Swisscom-Privatkunden bei einzelnen Festnetz- und Bluewin-Angeboten Superpunkte von Coop sammeln.

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Doch seit einigen Monaten wird insgesamt weniger gesammelt und es werden weniger Neukunden gefunden. Genaue Zahlen über das Programm nennt Swisscom-Sprecherin Myriam Ziesack keine. Doch sie bestätigt: «Der Kundenbestand ist stabil, aber es ist korrekt, dass es schwieriger geworden ist, Neukunden zu gewinnen.» Swisscom führt dies darauf zurück, dass der Anmeldestand schon sehr hoch sei und sich Neukunden vermehrt für Produkte entscheiden würden, auf welchen eben keine Superpunkte vergeben werden.

Genau darin liegt die Krux: Die Swisscom macht das Superpunkte-Sammeln für ihre Kunden zunehmend weniger attraktiv. So können seit April des letzten Jahres keine Superpunkte mehr auf Festnetzgespräche eingelöst werden. Die Punkte werden nur noch beim Einkauf im Online-Shop oder bei Sonderaktionen vergeben. Es erfolgen auch keine Gutschriften mehr auf Abonnemente.

Damit Kunden überhaupt Punkte sammeln können, müssen sie sich erst bei Swisscom telefonisch registrieren. Sie müssen also von sich aus aktiv werden, damit sie ins Angebot aufgenommen werden.

Vertrag mit Coop läuft noch

Auch Coop-Sprecher Karl Weisskopf erklärt, es habe Änderungen in der Zusammenarbeit mit der Swisscom gegeben. Neu gebe es zahlenmässig weniger Kunden, die aber deutlich mehr Superpunkte erhalten würden.

Nach Informationen der «Handelszeitung» überlegt sich die Swisscom ein Ende der Zusammenarbeit. Doch weil der Vertrag mit Coop noch läuft, ist dies nicht sofort möglich. Swisscom-Sprecherin Ziesack betont: «Es ist normal, dass Engagements in dieser Grössenordnung periodisch überprüft werden. Derzeit ist die Partnerschaft aber nicht in Frage gestellt.» Swisscom-intern häufen sich aber die kritischen Stimmen. Denn die Zusammenarbeit mit Coop passt nicht mehr in die Strategie des Unternehmens. Im Gegenteil: Im Mobilfunkbereich arbeitet Swisscom sehr erfolgreich mit der Migros zusammen und hat vor Jahren schon das Angebot M-Budget Mobile lanciert. Ende letzten Jahres telefonierten geschätzte 400000 Kunden mit einer M-Budget-Prepaid-Karte.

Migros-Mann als VR-Präsident

Auch Coop bietet ihren Kunden seit längerem bereits ein Prepaid-Angebot namens Coop-Mobile an. Doch bei diesem Dienst fungiert nicht die Swisscom als Partnerin, sondern deren Konkurrentin Orange. Für Coop ist diese Ausgangslage indes kein Problem, diese Situation bestehe seit Jahren, heisst es dort.

Bei der Swisscom dagegen sieht man das offenbar weniger gelassen. Pikant an der Situation ist auch, dass mit Anton Scherrer der vormalige Migros-Chef als Präsident des Swisscom-Verwaltungsrates amtet. Ihm soll die Zusammenarbeit seines neuen Arbeitgebers mit Coop schon länger ein Dorn im Auge sein.

Gut möglich also, dass es für die Swisscom-Kunden schon bald heissen wird: «Händ Sie ä Cumulus-Charte?»