Roche, Novartis, Adecco und Richemont gehören für viele fundamental orientierte Analysten zu den Top Picks. Nicht so bei den technischen Analysten. Alfons Cortés, Leiter der Unifinanz AG, eines Vermögensberaters, der auf technische Kapitalmarktanalyse setzt, erwartet in nächster Zeit von Novartis, Ciba, Clariant, Roche und Adecco nicht viel Gutes. Bei Roland Vogt, Gründer von Invest.ch, steht Adecco auch ganz klar auf der Abschussrampe. Aber auch Ciba, Novartis, Swiss Life und Richemont gesteht er derzeit wenig Potenzial zu. Harald Weygand, Head of Trading von GodmodeTrader.de, sieht für Adecco, Novartis, Swisscom und Richemont ebenfalls schwarz. Auch für UBS, Synthes, Roche und ABB prognostiziert er eher trübe Zeiten.

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Von den SMI-Titeln sollen in den nächsten Tagen und Wochen hingegen ABB, Bâloise, Credit Suisse, Givaudan, Swiss Re und vor allem Julius Bär dem Anleger Freude bereiten, so das Ergebnis von Cortés Analyse. Julius Bär wird auch bei den anderen Experten dick hervorgestrichen. Der Titel entwickelt sich relativ zum Swiss Performance Index (SPI) gut (siehe Grafik). Der Kurs bewegt sich zudem in einem intakten Aufwärtstrend. Analyst Vogt ist zudem für Givaudan, Nobel Biocare, Swiss Re zuversichtlich. Bei Weygand stehen auch Swiss Re, Nestlé und Swatch gut da, ebenso wie Bâloise, Nobel Biocare, Givaudan und Credit

Suisse.

Die Hausse ist nicht zu Ende



Voraussetzung für künftigen Gewinn ist aber ein gesunder Gesamtmarkt. «Da die Geschichte uns gelehrt hat, dass ein Bullenmarkt nicht einfach so endet, bin ich mittel- bis langfristig bullish», zeigt sich Cortés zuversichtlich. Denn es sei keines der beiden Merkmale erkennbar, die normalerweise vor einer Trendumkehr zu sehen seien, so der Berater der LGT Capital Management weiter. Diese Zeichen für einen anstehenden Bärenmarkt seien entweder wie 1999 übertriebener Optimismus oder eine Marktentwicklung, bei der sich die Spreu vom Weizen trenne. Dies sei beim SMI vom Juli 1998 bis zum September 2000 der Fall gewesen, als einige Titel gefallen, andere gestiegen seien und der Markt eine Seitwärtsentwicklung gezeigt habe. «Wir haben also noch eine Hausse vor uns, auch wenn wir noch eine Zeit lang auf der Holperpiste sein werden», so das klare Fazit des bekannten Finanzmarktanalysten. In der Regel werde man nicht länger als sechs Wochen durchgeschüttelt, was aber kein eisernes Gesetz sei, versucht Cortés die Dauer der Korrektur einzugrenzen.

Langfristig erwartet auch Roland Vogt eine neue Aufwärtsbewegung. «Das Sentiment hat sich zu rasch wieder erholt», gibt der passionierte Markttechniker aber auch seine Sorgen preis. Faktisch hätten nämlich nur die ersten vier, fünf Tage nach dem Tief wirkliche Kurssteigerungen gebracht, während die vergangenen drei Wochen Blindgänger gewesen seien. Es sei davon auszugehen, dass der Markt kurz vor bzw. nach Ostern – nach der aktuellen Stabilisierung – wieder an Bewegungsdynamik gewinne, so sein Fazit.

11500 Punkte anvisiert



Bewegung erwartet auch Weygand von GodmodeTrader.de. Beim SMI sogar eine Fahrt bis zu 11500 Punkten. Wie die obere Grafik zeigt, habe das sogenannte Rebreak der Sell-Trigger-Linie in der Höhe der 4880-Punkte-Marke den in der zwischen 1998 und 2002 zu sehenden Schulter-Kopf-Schulter-(SKS)-Trendformation erkennbaren deutlichen Abwärtstrend gestoppt. Eine gewaltige Kursrally bis zu 8000 Punkte sei ausgelöst worden. Seit Mitte 2006 habe diese durch den Anstieg über das Topniveau der SKS-Trendwendeformation sogar ein neues starkes Kaufsignal gesetzt, so Weygand. «Das charttechnische Kursziel liegt auf mittelfristige Sicht bei 11500 Punkten», ist der Head of Trading des Portals für technische Analyse überzeugt. Da «07er Jahre» statistisch gesehen jedoch anfällig für eingestreute Korrekturphasen seien, sei im aktuellen Jahr mit einem hochvolatilen Marktgeschehen zu rechnen.

Nach unten sei der Index durch Unterstützungen bei 8000 und 8450 Punkten aber gut abgesichert. Ein Kursverfall wesentlich unter 8000 Punkte würde hingegen eine umfassende Korrektur einleiten. «Insofern bietet es sich für Investoren an, sich unterhalb von 8000 Punkten mit einem Stoploss abzusichern», so die Empfehlung von Weygand.

Vogt rechnet sogar schon bei einem Durchbruch der Unterstützungslinie von 8750/8800 Punkten mit einem empfindlichen Ausverkauf im SMI. Nach oben wichtig sei die 9100/9150-Punkte-Grenze: Wird sie bis um bzw. kurz nach Ostern nicht geknackt, sei dies ein Schwächezeichen. Gelingt es, diese Grenze zu überwinden, und ziehen die Momentum-Parameter mit, werde der SMI hingegen sehr bullish.

Wichtiger Indikator



Die Grafik zeigt auch die Bedeutung des gleitenden Durchschnitts (moving average). In diesem Fall ist es der exponentiell gewichtete gleitende Durchschnitt für 50 Tage. Dieser dient als Unterstützungs- und Widerstandsfunktion. Hier ist für Weygand sowohl bei 8000 als auch bei 8450 eine wichtige Unterstützungslinie. Zudem bedeutet ein Anstieg des Kurses über den gleitenden Durchschnitt ein Kauf-, das Unterschreiten ein Verkaufssignal. Fällt der Kurs wie etwa 2001 unter die gleitende Durschnittslinie, tritt eine neue Abwärtsphase in Kraft.

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Technische Analyse: Mit Gefühl und Charttechnik zum Erfolg

Stimmung, Psychologie, Irrationalität. Obwohl der Name es kaum vermuten lässt, fliessen genau diese Aspekte in die technische Analyse ein. Die Fundamentalanalyse stützt sich hingegen auf Zukunftsaussichten und Geschäftsberichte von Unternehmen. Oft spiegeln Börsenbewegungen tatsächlich mehr die Anlegerstimmung wieder als fundamentale Fakten.



Eine Konkurrenz zwischen den beiden Analysearten wird aber in Abrede gestellt. Während die erste vor allem für sehr langfristig orientierte Investoren die Unternehmensaussichten untersucht, will die zweite mit Hinweisen zur Marktverfassung Verkaufsmöglichkeiten eruieren. Dies etwa mit Faktoren wie Volatilität, Trend, Umsätzen, Momentum, relativer Stärke im Vergleich zu Indizes und anderen Aktien sowie Stimmungsindikatoren.

Zudem spielt die Charttechnik eine wichtige Rolle. Dabei haben die Unterstützungslinie, welche besagt, dass bei diesem Niveau bei fallenden Kursen eine Trendumkehr nach oben wahrscheinlich scheint, oder die Widerstandslinie, welche beim vorgegebenen Niveau bei steigenden Kursen eine Trendumkehr nach unten als wahrscheinlich ankündet, ein grosses Gewicht. Ebenso das Momentum, welches den Grad einer Kursveränderung in einem bestimmten Zeitraum beschreibt und als vorlaufender Indikator gilt. Die bekannten Bollinger-Bänder zeigen, ob das aktuelle Kursniveau im Vergleich zu den historischen Kursen hoch oder tief ist.