Diktator Kim Jong Un tut viel, um die Bevölkerung von der Welt zu isolieren. Internet in Nordkorea: Fehlanzeige. Anrufe ins Ausland: verboten. Fernsehen: staatlich kontrolliert. Dementsprechend schwierig ist es für die Einwohner des Staates, an Informationen und Segnungen aus anderen Ländern zu kommen. Dazu gehören auch die neuesten Seifenopern aus Südkorea und Computerspiele wie «Angry Bird». Sie sind bei Nordkoreanern heiss begehrt.

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Doch wie schon Jurassic-Park-Autor Michael Crichton wusste: Das Leben bahnt sich seinen Weg. In diesem Fall in Form eines kleinen, mobilen Geräts, das DVDs oder USB-Dateien abspielen kann und das auf dem Schwarzmarkt Nordkoreas rege gehandelt wird. Jeder zweite städtische Haushalt in Nordkorea besitzt laut «Reuters» mittlerweile ein solches «Notel» – der Name ist eine Kombination aus «Notebook» und «Television». Der Tauschhandel mit Hollywood-Filmen, Musik, Soaps und – streng verboten – ausländischen Nachrichtensendungen blüht.

47 Franken ist der Schwarzmarkt-Preis

Das Gerät ist so weit verbreitet, dass die Regierung es mittlerweile legalisiert hat. Es ist in staatlichen Geschäften und auf dem Schwarzmarkt für rund 300 Yuan (etwa 47 Franken) erhältlich. Allerdings müssen sich die Besitzer registrieren lassen, damit die Herrschenden den Überblick behalten, wer über regierungskritische Inhalte vefügen könnte, berichtet Reuters.

Die Legalisierung ist Zeichen einer vorsichtigen Öffnung Nordkoreas, die sich zum Beispiel auch im Tourismus zeigt. Nordkorea lässt mehr ausländische Besucher zu und wirbt sogar aktiv um Gäste. Auch deshalb, weil Reisende einige der wenigen Quellen für wertvolle ausländische Währungen sind.

Das Regime nicht riskieren

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Die offizielle Genehmigung kann laut Beobachtern auch als Versuch gewertet werden, das Begehren der Bevölkerung nach ausländischen Inhalten in geordneten Bahnen zu halten. Offenbar besteht die Angst, dass ein zu harter Griff von staatlicher Seite letztlich mehr Gegenwehr provozieren und damit auf lange Sicht das Regime gefährden könnte.

Das Notel ist nicht das einzige Gerät, das Nordkoreanern schleichend Lockerung verspricht. Ausländische Laptops sind seit Jahren ein Statussymbol für hohe Offizielle, die sich ein solches Gerät leisten können, berichtet das auf Nordkorea spezialisierte Webportal «NK News». In den unteren Bevölkerungsschichten konzentriert sich die Aufmerksamkeit mehr auf das Handy. Vor allem junge Nordkoreaner tauschen auf diesem Weg gerne Videos und Fotos.

Das Volk ist nicht zu stoppen

Selbst ein so isolierter Staat wie Nordkorea – zweitletzter im weltweiten Ranking der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen – kann also den Drang seiner Bevölkerung nach Teilhabe nicht auf Dauer aufhalten.