Am Montag wurde ein bisher beispielloser Angriff auf die privaten Daten der Hollywood-Prominenz bekannt. Auf der Bild-Sharing-Website 4chan tauchten Hunderte Nacktbilder von A-Promis wie Jennifer Lawrence, Kirsten Dunst, Kate Upton und Co. auf. Die Stars und Sternchen sind schockiert. Die amerikanische Bundespolizei FBI ermittelt bereits in der Sache. Den Hackern drohen lange Haftstrafen.

Doch wer ist schuld an der ganzen Misere? Unter starkem Verdacht stand von Anfang an Apples Speicherdienst iCloud. Die Cloud des kalifornischen Unternehmens ermöglicht den Zugriff auf Nutzerdaten von verschiedenen Geräten. Dazu werden Fotos, E-Mails, Kontakte und so weiter aber auf einem externen Server gespeichert. «Meistens ist dies eine gute Sache. Doch bei sensiblen Daten kann es zum Problem werden», sagt Clifford Neuman, IT-Experte der University of Southern California, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ein Passwort genüge, um das gesamte digitale Leben einer Person offenzulegen.

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Apple will Ursachen nachgehen

Für Apple droht die negative Aufmerksamkeit kurz vor der Präsentation des iPhone 6 am 9. September zum echten Marketingdesaster zu werden. Die iCloud spielt in Apples Strategie der Verbindung von Smartphone, Tablet und Heimcomputer eine zentrale Rolle. Eine Sprecherin des Unternehmens kündete deshalb bereits eine umfassende Untersuchung an. «Wir nehmen den Datenschutz unserer Nutzer sehr ernst und werden den Berichten nachgehen», teilte Apple mit.

Nach Medienberichten haben die Hacker möglicherweise einen kleinen Programmfehler der Funktion «Mein iPhone suchen» ausgenutzt und so die Möglichkeit erhalten, unbeschränkte Mengen von Passwörtern auszuprobieren. Inzwischen wachsen jedoch die Zweifel, ob die Hacker tatsächlich nur über iCloud an die Daten gelangt sind. Das US-Wirtschaftsmagazin «Business Insider» vermutet, dass die intimen Bilder und Videos auch von anderen Diensten stammen.

Auch andere Anbieter im Visier

Dropbox oder Google Drive sind laut «Business Insider» mögliche Kandidaten. Viele der Stars hätten die Nacktselfies mit Android-Geräten und Webcams aufgenommen. Zudem könnten Videos gar nicht vom Bilderdienst von iCloud stammen. Die Hacker müssten deshalb mindestens einen weiteren Datensicherungs-Dienst geknackt haben, schliessen die Journalisten.

Ebenfalls unter Verdacht steht die Instant-Messaging-Anwendung Snapchat. Dies weil einige der geleakten Promibilder mit Text überlagert sind, was für einen Screenshot sprechen würde. Dass es bei Snapchat Sicherheitslücken gibt, ist spätestens seit dem grossen Hack vom Dezember 2013 bekannt, als Daten von 4,6 Millionen Nutzern an die Öffentlichkeit gelangten.

Cloud-Dienste gewinnen an Bedeutung

Die wahrscheinlichste Erklärung für den Mega-Hack ist laut «Business Insider» deshalb ein Raubzug eines Hackerkollektivs durch verschiedene Dienste. Neben der Zahl der Bilder sprechen auch die grossen Unterschiede für diese Theorie. So hat sich gezeigt, dass es sich bei vielen Nacktbildern um Fälschungen handelt, während andere unzweifelhaft echt sind, was auch die betroffenen Promis bereits bestätigt haben.

Egal, was die Ermittlungen ergeben werden: Der grösste Promi-Nacktfotoskandal der Geschichte zeigt, dass die Bequemlichkeit von externen Speicherdiensten ihren Preis hat. Mit der zunehmenden Vernetzung wird Cloud-Computing in Zukunft trotzdem noch an Bedeutung gewinnen. Es ist deshalb klar, dass auch der jüngste Hack mit Sicherheit nicht der letzte sein wird. Für die Promis, an denen der Kelch dieses Mal vorbeigegangen ist, heisst das: Das Bangen geht weiter.