Sommerausflug nach Flims: Die einfache Fahrt im Sessellift von der Talstation bis Alp Naraus auf 1800 Metern kostet 17 Fr. pro Person. Kinder ab sechs Jahren fahren zum reduzierten Preis. Weil ein Sommergewitter aufzieht, fällt die Wanderung ins Wasser. Die Familie benützt für die Rückkehr ins Tal erneut die Bahn. Und bezahlt nochmals. Fazit für die vierköpfige Familie: Einmal rauf und runter kostet rund 100 Fr. Da bleibt kein Budget mehr übrig fürs Bergrestaurant. Flims ist mit solchen Preisen kein Einzelfall. In den meisten Schweizer Ferien-destinationen ist Bergbahnfahren im Sommer ein teurer Spass.

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Nicht so in Arosa, wo seit 2003 alle Logiergäste die Seilbahnen und andere Leistungen im Sommer gratis benutzen können. Der Erfolg gibt Initiant und Tourismusdirektor Hans-Kaspar Schwarzenbach Recht. 2003 hat Arosa die Logiernächte um 30000 oder 16% erhöht und seither nicht mehr verloren. «Die Sommertouristen geben sogar mehr aus», sagt Schwarzenbach. In den Aroser Hotels und Geschäften wurden Umsatzsteigerungen von bis zu 30% verzeichnet, die sich bis heute halten.

«Was nichts kostet, ist nichts wert»

Dass fürs Bergbahnticket eingespartes Geld im Hotel, Restaurant oder Souvenir-Shop wieder ausgegeben wird, hat auch der Davoser Tourismusdirektor Armin Egger festgestellt. Er hat auf diesen Sommer die Davos-Inclusive-Card eingeführt, die den Gästen zahlreiche kostenlose Leistungen offeriert, darunter die Bergbahnen. Das Motto: Karte zücken und gratis geniessen. Das System ermögliche speziell Familien finanziell berechenbare Ferien, in denen nicht alles einzeln bezahlt werden müsse, so Egger. Der Start des neuen Angebots ist geglückt. Im Juni haben die Logiernächte gegenüber dem Vorjahr um einen Drittel auf über 60000 zugelegt. Egger rechnet für den ganzen Sommer mit einem deutlichen Plus im zweistelligen Prozentbereich.

Solche Zahlen müssten auch Flims dazu bewegen, die Einführung des Gratis-Bergs zu prüfen. «Das haben wir getan, allerdings davon abgesehen», sagt Andreas Bärtsch, Marketingleiter der lokalen Bergbahnorganisation Weisse Arena AG. Der Grund: Man wolle nicht Werte zerstören, indem man alles zum Nulltarif verteile. Damit vertritt Bärtsch die Linie vom Verband Seilbahnen Schweiz (SBS), der sich die Wirtschaftsethik «Was nichts kostet, ist nichts wert» auf die Fahne geschrieben hat. SBS propagiert zur Ankurbelung des Sommergeschäfts die Verknüpfung von Bergbahntickets mit anderen Leistungen zu attraktiven Pauschalen. Das tut die Flims Laax Falera Tourismus AG und setzt auf zielgruppenspezifische Sommerangebote, etwa Familien-, Wander- oder Bike-Pauschalen. Bärtsch räumt allerdings ein, dass der grosse Sommer-Run auf die Region bisher noch ausgeblieben ist.

Die Zahlen aus Arosa und Davos lassen auch den Zermatter Tourismusdirektor Roland Imboden unbeeindruckt. Er hält nichts von Lockvogelpolitik. In Zermatt seien Berge und Seilbahnen ohne Gratis-Aktionen attraktiv. Dennoch wirbt auch Zermatt über den Preis. Im laufenden Sommer können zum Beispiel Mitarbeitende des deutschen Mobilfunkanbieters O2 sowie der italienischen Banca Popolare di Milano Zermatt zum halben Preis geniessen. Eine entsprechende Aktion mit Raiffeisen hatte dem Walliser Nobelkurort vor zwei Jahren gegen 90000 zusätzliche Logiernächte beschert. «Dieses Jahr liegen wir erneut im Plus», sagt Imboden.

Eine Mischform aus Gratis- und kostenpflichtigen Leistungen bietet Gstaad an. Mit der Gstaad Easyaccess Card können Erwachsene für 11 Fr. und Kinder für 6 Fr. pro Tag Bergbahnen, öffentlichen Verkehr und Schwimmbad benutzen. Von einem kompletten Gratis-Angebot sieht der Ferienort jedoch ab, weil die Karte nur von 20% der Gäste aktiv genutzt wird. Darunter sind vor allem Familien mit Flair für Wanderungen. Im Dorf und am Berg kommen diese in Arosa, Davos oder Gstaad gegenüber Destinationen wie Flims günstiger weg. Dafür bleibt mehr Geld für Chicken Nuggets und Glaces auf dem Berg.