Es ist ein Trauerspiel. Seit Wochen verliert Unaxis an der Börse an Boden. Dann, in dieser Woche, wieder ein Schwächeanfall verbunden mit der Sorge um die anstehenden Auftragszahlen zum dritten Quartal. Alleine am Montag büsste der Technologietitel 7% ein. «Einige Investoren haben in dieser Woche kalte Füsse bekommen», heisst es dazu in Händlerkreisen. Dass die Hauptaktionärin dabei immer noch zuschaut, sei ein Rätsel, meint ZKB-Analyst Stefan Gächter. Gemeint ist die IHAG-Privatbank, welche die Interessen der Familie Bührle vertritt. Zurzeit bewegt sich die Aktie bei rund 100 Fr., was im Vergleich zum Hoch im Februar noch etwa halb so viel ist.

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So, wie sich die Dinge bei Unaxis entwickelten, müsste dies eigentlich Konsequenzen haben für das Management, sagt Reto Amstalden, Analyst bei der Bank Pictet. Und Gächter von der ZKB doppelt nach: «Wer die strategische Verantwortung trägt, müsste sich heute eigentlich fragen, ob die Firma noch richtig ausgerichtet ist und ob das Management operativ genügend gute Leistungen vollbringt.» Hunderte von Millionen hat der Versuch inzwischen gekostet, die ehemalige Oerlikon Bührle in ein Hightechunternehmen zu verwandeln. Das Ziel: Das Unternehmen dank einem breiten Portfolio gegen allzu grosse Einbrüche in den zyklischen Technologiemärkten abzusichern.

Wie ein Bumerang

Die Strategie zu verantworten hat der Verwaltungsrat, an erster Stelle Willy Kissling als VR-Präsident, sowie Heinz Kundert als ausführender Konzernchef. Nun schlägt die Stunde der Wahrheit. Die komfortable Situation, in der sich Unaxis über Jahre befand, erweist sich als Bumerang. Willy Kissling hatte bei der Neuausrichtung des Konzerns mehrheitlich freie Hand. Dies dank der soliden Bilanzstrukturen des Konzerns, verbunden mit einer Nettoliquidität von weit über 600 Mio Fr., die unabhängig machte von den Banken.

Zuletzt liess ihn auch die Familie Bührle gewähren, die über die IHAG noch immer mehr als 20% am Unternehmen hält. Gemäss Gächter ist es letzlich vermutlich auch auf die zu komfortable Finanzierung von Unaxis zurückzuführen, dass das Management überhöhte Geschäftsrisiken wie bei Displays überhaupt erst eingehen konnte.

Das bisherige Ergebnis schaut ernüchternd aus. Nach einer langen Durststrecke publizierte Unaxis im August zwar ein positives Halbjahresergebnis von 37 Mio Fr. und berichtete über einen stark gestiegenen Auftragseingang (+43%). Doch das dürfte es dann auch schon gewesen sein.

Denn der weitere Geschäftsverlauf verheisst nichts Gutes. Vordergründig verantwortlich gemacht wird die rückläufige Entwicklung im Technologiesektor weltweit, was Unaxis in den Bereichen Halbleiter, Displays und Data Storage direkt betrifft. Insbesondere das Display-Geschäft, auf das die Konzernleitung noch im Frühjahr mit voller Energie gesetzt hatte, ist Unaxis inzwischen buchstäblich zwischen den Fingern zerronnen. Alleine der Aufbau des Display-Geschäfts für so genannte LCD-Pannels hat Unaxis vermutlich einen dreistelligen Millionenbetrag über die letzten Jahre gekostet.

Gebracht hat es wenig. Inzwischen hat Unaxis die Überkapazitäten im Markt für Flachbildschirme voll zu spüren bekommen. «In den letzten Monaten verdichteten sich die Anzeichen, dass die LCD-Pannel-Hersteller ihre Investitionen reduzieren und auf der Zeitachse weit nach hinten verschieben», erklärt ZKB-Analyst Gächter dazu. Bezüglich der Aufträge sieht es bei Displays richtiggehend betrüblich aus. Die ZKB rechnet im dritten Quartal «nur mit einem symbolischen Auftragseingang». Womit dieser Geschäftsbereich in den kommenden Monaten fast ganz zum Erliegen kommen dürfte.

Gewaltige Einbrücheim Technologiegeschäft

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Halbleiter-Segment. Gemäss ZKB-Schätzungen wird das Ergebnis im dritten Quartal mit einem gegenüber dem Vorquartal auf minus 50% veranschlagten Auftragseingang beim Konzern einmal mehr den zyklischen Verlauf in der Halbleiterindustrie aufzeigen.

Betroffen ist vor allem die Unaxis-Tochter Esec. Noch bevor die neue Wundermaschine «Tsunami», die in Cham entwickelt worden ist, im Markt richtig überzeugen konnte, steht Esec vor einem Scherbenhaufen. Unaxis wird gerade in diesem Bereich kaum mehr darum herumkommen, weitere Produktionsschritte nach Asien zu verlagern, was auch personelle Konsequenzen am Schweizer Standort Cham nach sich ziehen dürfte. Konsequenzen, die unter dieser Bilanz eigentlich auch das Management treffen müssten.

Aktienkurs unter Buchwert

Zu den Problemen will sich Willy Kissling nicht äussern. Über die Pressestelle von Unaxis lässt er lediglich ausrichten, vor der Präsentation von Finanzergebnissen halte man sich an eine «Quiet Periode». Der Kragen endgültig geplatzt sein dürfte aber der Familie Bührle. Dazu äussern will sich IHAG-Bankchef Heinz Stadler zwar nicht. Allerdings lässt er damit auch offen, wie lange die Mehrheitsaktionärin einen Aktienkurs unter Buchwert noch hinnehmen wird.

Unaxis Letzter Kurs: Fr. 99.65

Es ist wahrscheinlich, dass Unaxis die Erwartungen für 2004 um ein weiteres Mal nach unten korrigieren muss, nachdem dies bereits nach dem ersten Halbjahr geschehen ist. Bezüglich neuster Aussichten sind die Risiken bei Unaxis überdurchschnittlich hoch.