Seit Monaten tingeln Präsident George W. Bush und andere Vertreter aus Washington durch das Land, um die Trommeln für die Reform von Amerikas Social Security, dem Pendant zur schweizerischen AHV, zu rühren. Dabei hält sich selbst auf dem Capitol die Begeisterung für das Unterfangen in Grenzen, zumal diese Renten noch für mehrere Jahrzehnte gesichert scheinen.

Derweil löst sich die Pensionskassenvorsorge für einige Beschäftigte in den USA bereits heute in fast nichts auf, wenn Leistungsprimatkassen oft mit Unterdeckung beendet werden. Glück im Unglück: Die Unterdeckung wird durch einen nationalen Garantiefonds, die Pension Benefit Guaranty Corporation (PBGC), ausgeglichen. Doch die Forderungen häufen sich. Ohne Reform könnten letztlich Amerikas Steuerzahler die Milliarden-Zeche bezahlen.

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Geschichtsträchtige Bruchlandung

Erst vor wenigen Tagen wurde die Auflösung der vier Pensionskassen (PK) von United Airlines durch ein Konkursgericht genehmigt. Doch United versprach seinen Angestellten um 9,8 Mrd Dollar mehr, als sich tatsächlich in den Kassen befindet. Nun ist es an der PBGC, für die Leistungsversprechen von United gerade zu stehen. Weil die PBGC von Gesetzes wegen die Renten aber nur bis zu einer Höchstgrenze garantiert, schiesst sie lediglich 6,6 Mrd Dollar ein. Der Rest bleibt an den 122000 Angestellten hängen. Doch auch so ist die PK-Pleite von United Airlines die mit Abstand grösste in der Geschichte der PBGC.

In den letzten Jahren explodierten die Forderungen an die PBGC regelrecht. Von 1990 bis 2000 betrugen sie im Schnitt 339 Mio Dollar pro Jahr. Doch 2001 nahmen sie die 1-Mrd-Dollar-Hürde und betrugen 2003 6,2 Mrd Dollar. Am Ende des Fiskaljahrs im September 2004 wies die PBGC ein Rekorddefizit von 23 Mrd Dollar aus eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Dabei hatte noch 2001 ein Überschuss von 7,7 Mrd Dollar resultiert.

Autobauer auf dem Radar

In einer Rede Ende April 2005 schätzte Bradley Belt, Executive Director der PBGC, die Unterdeckung der Leistungsprimatkassen von US-Unternehmen insgesamt auf über 450 Mrd Dollar. Rund ein Viertel der Unterdeckung findet sich bei Unternehmen, deren Bonität nicht mehr unter Anlagequalität fällt. Dies gibt Belt Grund zur Sorge, denn 90% der 41 grössten Forderungen an die PBGC stammten von Unternehmen, die bereits zehn Jahre vor Terminierung der PK ein Junk-Bond-Rating aufwiesen.

Zu den «Junk»-Unternehmen zählen nunmehr auch die Autobauer General Motors (GM) und Ford. Die PK-Verpflichtungen gegenüber den Angestellten belaufen sich bei GM auf 89 Mrd Dollar, das Fünffache der Marktkapitalisierung, beziehungsweise auf 43 Mrd Dollar bei Ford. Gemäss Angaben gegenüber der Börsenaufsicht sind die Leistungsversprechen bei GM gedeckt, während der Fair Value des PK-Vermögens von Ford die Verpflichtungen um 3,5 Mrd Dollar unterschreitet. Die zahlreichen, gesetzlich zulässigen Annahmen, die in die Berechnung der zukünftigen Leistungen einfliessen, sind aber nur ein Grund, warum es kaum möglich ist, die tatsächliche Verfassung der PK abzuschätzen.

Dringender Vorschlag

Es besteht die Hoffnung, dass ein günstigeres Marktumfeld einen Teil der Beitragslöcher stopfen könnte, welche unter anderem die Baisse und tiefe Zinsen gerissen haben. Beim PBGC will man aber nicht auf solche Hoffnungen bauen, sondern lieber auf eine Überarbeitung der Gesetzesgrundlagen. Ein Vorschlag der Bush-Administration liegt auf dem Tisch, der die PBGC, die ohne Steuergelder auszukommen hat, auf finanziell gesündere Beine stellen würde.

Denn die derzeitigen Beiträge der Unternehmen reichen für die Forderungen längst nicht aus. Prämienerhöhungen würden allerdings auch Unternehmen mit gesunden PK-Finanzen treffen. Gelingt es der PBGC aber nicht, das Defizit zu decken, und nimmt die Zahl der Terminierungen mit Unterdeckung weiter zu, müsste die Regierung einspringen, will man die Vorsorgesparer nicht ganz im Regen stehen lassen. Obwohl der Garantiefonds selber keine Staatsgarantie besitzt, dürfte dann letztlich der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Diese Rentenreform drängt.

Grösste Unternehmenspensionskassen-Pleiten der USA

Unternehmen Jahr Betrag (Mrd Dollar)

United Airlines 2005 6,6

Bethlehem Steel 2003 3,6

US Airways 2005 2,3

LTV Steel 2002 1,8

National Steel 2003 1,2

Pan American Airlines 1991/92 0,8

US Airways (Piloten-PK) 2003 0,7

TWA 2001 0,7

Weirton Steel 2003 0,7

Kaiser Aluminium 2004 0,6

Quelle: PBGC