Mit einem milliardenschweren Verkauf von Anteilen an dem weltgrössten Computer- und Videospiele-Hersteller Activision Blizzard treibt der französische Medienriese Vivendi seinen Konzernumbau voran.

Vivendi werde sich von einem Grossteil seiner Beteiligung an dem Produzenten von Spielen wie «World of Warcraft» trennen, teilte das Unternehmen in Paris mit. Der Verkauf wird der hoch verschuldeten Universal-Music-Mutter rund 6,2 Milliarden Euro in die Kassen spülen. Für diese Summe geht das Aktienpaket an Activision Blizzard an eine Investorengruppe unter Führung von Unternehmenschef Bobby Kotick. Dieser arbeitete schon länger auf eine Unabhängigkeit der US-Videospielefirma hin.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Vivendi gibt die Mehrheit an Activision Blizzard ab, behält aber auch künftig 12 Prozent am Anbieter von Spielen wie «Call of Duty», «Diablo», «Spider-Man», «X-Men» und «James Bond». Der französische Medien- und Telekommunikationskonzern war bei dem Unternehmen seit 2007 am Ruder und versucht schon seit längerem mehr Kapital aus der Firma zu schlagen.

Ein erster Anlauf zum Verkauf des bisherigen 61-Prozent-Anteils war im vergangenen Jahr gescheitert. Nach der Schlappe erklärten die Franzosen ihr Mediengeschäft zum wichtigsten Teil des Konglomerats, so dass die Trennung von Activision für einige Beobachter nun überraschend kommt - zumal die Firma profitabler ist als andere Vivendi-Sparten.

Activision Blizzard federte Vivendi-Gewinneinbruch ab

Noch im vergangenen Jahr hatten gute Geschäfte des Electronic-Arts-Rivalen den Gewinneinbruch von Vivendi gemildert. Mit seiner Mobilfunktochter SFR litt der Konzern vor allem unter dem verschärften Preiskampf in Frankreich. Activision Blizzard war aus der Fusion von der Vivendi-Spielesparte und Activision hervorgegangen.

Ein Vivendi-Sprecher erklärte, das Mediengeschäft konzentriere sich nun ganz auf die Universal Music Group und den Pay-TV-Sender Canal Plus sowie auf andere 100-prozentige Töchter in der Unterhaltungsbranche. Finanzvorstand Philippe Capron betonte zudem, durch den Restanteil von 12 Prozent profitiere Vivendi auch weiter vom Activision-Blizzard-Geschäft. Die Einnahmen sollten vor allem dazu dienen, die Schulden zu verringern und die Bonitätsnote zu sichern. Erst am Dienstag hatten die Franzosen den Verkauf der marokkanischen Sparte Maroc Telecom an den in Abu Dhabi ansässigen Wettbewerber Etisalat angekündigt.

Acitivision-Blizzard-Chef Kotick nähert sich mit dem nach monatelangen Gesprächen ausgehandelten Aktienrückkauf seinem Ziel, das von ihm seit 1991 zur Branchengrösse entwickelten Unternehmen wieder unter die eigene Kontrolle zu bringen. Dafür investiert die Firma aus dem kalifornischen Santa Monica selbst 5,83 Milliarden Dollar (rund 4,5 Milliarden Euro). Weitere 2,34 Milliarden Dollar (rund 1,7 Milliarden Euro) kommen von Unternehmenschef Kotick, Co-Chairman Brian Kelly und einem Investorenkonsortium. Darunter sei auch das chinesische Webportal Tencent.

Weitere Aufspaltung möglich

Vivendi prüft nach dem milliardenschweren Beteiligungsverkauf seine Aufspaltung. «Eine Möglichkeit unter anderen ist, dass wir SFR aus dem Unternehmen ausgliedern», sagte Finanzvorstand Philippe Capron in einer Telefonkonferenz. SFR ist die Mobilfunktochter von Vivendi. Die Franzosen kämpfen hier bereits seit geraumer Zeit mit massivem Preisdruck.

Acitivision wurde bei dem Kauf nach eigenen Angaben von J.P. Morgan Securities LLC beraten, Vivendi holte sich Insidern zufolge Unterstützung bei Goldman Sachs und Barclays. Vivendi-Aktien legten als Reaktion auf den Verkauf rund drei Prozent zu.

(chb/tno/awp/reuters)