Wechsel an der UBS-Spitze: Lukas Gähwiler (60), Vizepräsident des Verwaltungsrats, tritt zurück, wie die Schweizer Grossbank am Freitagvormittag mitteilt. Gähwiler ist seit 2022 Mitglied des zwölfköpfigen Verwaltungsrats. Als Vizepräsident kümmert er sich seit 2023 um die Integration der Credit Suisse in die UBS.
Die Integration ist weit vorangeschritten und soll gemäss UBS im nächsten Jahr abgeschlossen werden. Für Gähwiler ist deshalb der richtige Zeitpunkt gekommen, im nächsten April als Vizepräsident abzutreten und nicht zur Wiederwahl anzutreten. Als sein Nachfolger wird Markus Ronner zur Wahl antreten. Er ist aktuelles Geschäftsleitungsmitglied der UBS.
Langjähriger Weggefährte von Ermotti
Mit Lukas Gähwiler kehrt einer der letzten grossen Schweizer Banker der Branche nach 45 Jahren den Rücken. Gähwiler wurde in den Medien auch schon als «Mister Schweiz» der UBS bezeichnet. Markus Ronner ist damit der logische Nachfolger. Beide sind in der Schweizer Politik und Wirtschaft stark vernetzt. Entsprechend dürfte Ronner auch Gähwilers delikates Dossier rund um die Pläne der Schweizer Behörden zur Erhöhung der Eigenkapitalquote der UBS übernehmen. Ronner ist ein UBS-Urgestein und seit 1981 bei der Bank tätig. In den letzten 25 Jahren füllte er dabei divsere globale Führungspositionen aus. Aktuell ist er Chief Compliance and Governance Officer.
UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bedankt sich in der Medienmitteilung im Namen der Grossbank für Gähwilers langjährige Dienste: «Mit grosser Dankbarkeit und tiefem Bedauern musste ich Lukas Rücktritt annehmen.» Gähwiler sei eine treibende Kraft hinter der Erfolg der UBS, insbesondere in der Schweiz. «Lukas ist einer der angesehensten Banker der Schweiz», führt Kelleher aus. So sei Gähwiler massgeblich an der Vorbereitung und Durchführung der Credit Suisse-Transaktion beteiligt und fungierte während einer «ausserordentlich anspruchsvollen Übergangszeit als letzter Verwaltungspräsident der Credit Suisse».
UBS-CEO Sergio Ermotti betont, dass Gähwiler während seiner gesamten Karriere bei der UBS ein zuverlässiger Partner war. «Ich werde ihn und seine wertvollen Beiträge vermissen, verstehe aber seine Entscheidung, seine herausragende Karriere im Bankwesen zu beenden und sich neuen Prioritäten zuzuwenden, voll und ganz.»
Schwierige Aufgabe nach der UBS-Rettung 2008
Gähwiler ist in St. Gallen aufgewachsen und absolvierte eine Bankenlehre bei der St. Galler Kantonalbank, wo er als Kundenberater das Bankerhandwerk von der Pike auf lernte. Danach war er zwei Jahrzehnte lang in verschiedenen Kaderpositionen bei der Credit Suisse tätig – zuletzt als Chef des weltweiten Kreditwesens im Private Banking.
2010 holte ihn der damalige CEO Oskar Grübel mit einer schwierigen Aufgabe zur UBS. Gähwiler sollte als CEO der UBS Schweiz im Heimmarkt den ramponierten Ruf der Grossbank nach der notwendigen Staatsrettung 2008 wiederherstellen. Die UBS hatte sich in der Suprime-Krise mit Hypotheken im US-Markt gewaltig verzockt. Der Imageaufbau gelang ihm mit Erfolg.
Schärfere Regulierungen umgesetzt
Gähwiler kümmerte sich auch um die Überführung des Schweizer Geschäfts in eine eigene AG, die 2015 erfolgte. Ein zentraler Schritt zur Umsetzung der neuen Too-Big-to-Fail-Regulierungen nach der nach Ausbruch der Finanzkrise 2007.
2016 trat er als CEO der UBS Schweiz zurück und wurde anschliessend Verwaltungsratsmitglied der UBS Schweiz. Von 2017 bis 2022 war er Verwaltungsratspräsident der UBS Schweiz.
Neben seinen Aufgaben im Verwaltungsrat vertrat Gähwiler UBS in den wichtigsten Wirtschaftsverbänden und Organisationen der Finanzbranche der Schweiz. Er ist auch Vizepräsident des Verwaltungsrats der Pilatus Flugzeugwerke und Verwaltungsrat beim Ringier-Verlag, der unter anderem die «Bilanz» und die «Handelszeitung» herausgibt.
Umbau in der Geschäftsleitung
Der Aufstieg von Ronner in den Verwaltungsrat löst einige Wechsel in der UBS-Geschäftsleitung aus. Mitglied Michelle Bereaux, bisher zuständig für die Integration der Credit Suisse, übernimmt Ronners Rolle als oberster Compliance-Chef und verantwortet zudem neu die nicht-finanziellen Risiken. Für Bereaux rückt Beatriz Martin zur operativen Chefin (Group Chief Operating Officer) auf und trägt mit dieser neu geschaffenen Rolle die Verantwortung für den Abschluss der CS-Integration.
Finanzchef Todd Tuckner wiederum übernimmt zusätzlich die Verantwortung für den Bereich Governmental & Regulatory Affairs, den aktuell Ronner leitet. Zudem konzentriert sich Mike Dargan, gegenwärtig Group Chief Operations and Technology Officer, künftig auf seine Rolle als Group Chief Technology Officer.
