Am 2. Oktober 2001 ging bei der Swissair gar nichts mehr. Weil der Fluggesellschaft das Geld ausgegangen war, blieben ihre Flieger am Boden. Es war ein Schock für die Nation, der den Bundesrat und die Banken zum Umdenken brachte.

«Das Grounding bleibt ein trauriges Kapitel der Schweizer Wirtschaftsgeschichte, aus dem wir jedoch die Lehren gezogen haben», sagt Andreas Wittmer, Luftfahrtexperte an der Universität St. Gallen, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. «Wir haben gelernt, dass auch das renommierteste Unternehmen untergehen kann.»

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Swiss als würdige Nachfolgerin

Swissair, das war ein Unternehmen, auf das die Nation stolz war. Wittmer trauert dem jedoch nicht nach. Für ihn geht auch die Lufthansa-Tochter Swiss als nationale Airline durch. «Das Entscheidende für ein Exportland wie die Schweiz ist, dass die Swiss selbstständig über die Flugziele entscheiden kann», sagt Wittmer.

In der Flugindustrie sei es entscheidend, dass ein Unternehmen eine kritische Grösse erreiche. Ein wichtiger Teil davon sei, dass die Swiss Anschluss an die Luftfahrtallianz StarAlliance gefunden habe.

Erfolglose Hunter-Strategie

Der Swissair brachten ihre Allianzen dagegen kein Glück. 1997 startete der damalige Konzernchef Philippe Bruggisser eine aggressive Kaufstrategie – die so genannte Hunter-Strategie. Bruggisser hoffte nach dem EWR-Nein mit dem Kauf von vielen kleinen aber eben auch unrentablen Fluggesellschaften und dem Schmieden von Allianzen die kritische Grösse der damals bereits isolierten Swissair zu erreichen.

Die Hunter-Strategie jedoch scheiterte kläglich. Bruggisser musste den Hut nehmen. Anfang 2001 übernahm für kurze Zeit Crossair-Besitzer Moritz Suter das Ruder der nationalen Airline. Nach dem Rücktritt des gesamten Verwaltungsrates mit seinem Präsidenten Eric Honegger folgte «Super-Mario» Corti. Aber auch der ehemalige Nestlé Finanzchef konnte den Sinkflug nicht stoppen.

Bundesrat kennt keine Gnade

Corti wurde dabei vor allem von der Swissair-Hausbank UBS unter der Führung von Marcel Ospel unter Druck gesetzt. Corti sollte später Ospel für das Grounding verantwortlich machen. Die Terroranschläge in New York am 11. September 2001 waren für die Airline-Branche ein Schlag, der der Swissair schliesslich das Genick brach.

Corti versuchte danach zwar noch mit Hilfe des Bundes und dem Aufbau einer Auffanggesellschaft unter dem Dach der Crossair die Airline in der Luft zu halten. Am 29. September lehnte es der Bundesrat jedoch ab, eine finanzielle Garantie zu gewähren. Am 1. Oktober übernahm die Crossair unter der Führung von André Dosé das Fluggeschäft der Swissair. Die SAirGroup, die SAirLines und Flightlease – die Betreibergesellschaften der Swissair – wurden in Nachlassstundung geschickt.

Grounding am 2. Oktober

Diese Rettung kam aber zu spät. Am 2. Oktober kurz nach Mittag musste die Swissair den Flugbetrieb einstellen, weil ihr das Geld fehlte, um den Flugtreibstoff zu bezahlen. Rund 260 Maschinen und mit ihnen rund 19'000 Passagiere blieben an diesem Tag am Boden.

Es war ein Schock für die Nation, der auch den Bundesrat und die Banken zum Umdenken brachte. Mit einem Notkredit wurde ein reduzierter Flugbetrieb bereits am nächsten Tag wieder aufgenommen.

Letztes Ziel: Sao Paulo

Am 1. April 2002 landete der letzte Linienflug aus Sao Paulo um 7.15 Uhr auf der Piste 16 des Flughafens Zürich-Kloten. Der Name Swissair war damit nach 71 Jahren definitiv Geschichte.

Danach zwangen die Überkapazitäten in der Airlinebranche, der Irakkrieg und die hohen Ölpreise die Swiss die Flotte fast um die Hälfte zu reduzieren. Im März 2005 schliesslich übernahm die Lufthansa für den Preis von 339 Millionen Franken die nationale Airline.

(sda/jfr)