Unter Brennwerttechnik versteht man die zusätzliche Nutzung der Wärme im Wasserdampf der Abgase. Die Abgase werden dabei so weit abgekühlt, bis der Wasserdampf kondensiert, und die Kondensationswärme wird in der Regel wieder in den Heizkreislauf eingespeist. Die Abgastemperaturen liegen nach der Kondensation des Wasserdampfs noch 5¡ bis 10¡C über der Rücklauftemperatur des Heizsystems, und die Abgase können bei Temperaturen in der Grössenordnung von 45¡C über ein kostengünstiges Kamin aus Kunststoffrohren ins Freie geleitet werden.

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Bei konventionellen Ölheizungen entweichen die Abgase mit Temperaturen zwischen 100¡C und 200¡C, was zu entsprechenden Energieverlusten führt. Durch die Brennwerttechnik lassen sich je nach Anlagenkonzeption 6 bis 10% Heizenergie einsparen. Dabei gilt: Je tiefer die Rücklauftemperatur, desto mehr Wärme kann im Kondensator aus den Abgasen auf das Heizungswasser übertragen werden.

Ferner werden bei der Kondensation Schwebestoffe und Schwefeloxide ausgeschieden, und der Schadstoffausstoss wird um etwa ein Fünftel reduziert. Die zur Wärmerückgewinnung notwendige Einrichtung ist entweder im Heizkessel selbst untergebracht oder kann ihm als separates Aggregat nachgeschaltet werden. Generell lässt sich sagen, dass im unteren Leistungsbereich, also für Ein- und kleine Mehrfamilienhäuser, die Integration des Wärmetauschers in die Heizungsanlage vorherrschend, im mittleren und grossen Leistungsbereich die externe Anordnung die Regel ist. Für die Nachrüstung kommt nur die nachgeschaltete Variante in Frage.

Steigender Absatz bei Öl-Brennwertkesseln

Der Absatz von Öl-Brennwertkesseln ist in den letzten Jahren in Schwung gekommen. Neue technische Verfahren, bessere Materialien und der niedrigere Schwefelgehalt des Heizöls haben in den späten 90er Jahren der Öl-Brennwerttechnik zum Durchbruch verholfen. Die Absatzkurve der Öl-Brennwertkessel zeigt denn auch seit 2000 steil nach oben, wenn auch bezüglich Stückzahlen die konventionellen Ölheizungen, die bereits eine hohe Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit aufweisen, in den Verkaufsstatistiken noch klar dominieren. Heute hat aber der Anteil der Brennwertgeräte am gesamten Absatz von Ölheizungen bereits die 10%-Marke überschritten. Der Trend in Richtung Öl-Brennwertkessel dürfte ungebrochen weitergehen, denn auch die gestiegenen Energiekosten tragen dazu bei, dass sowohl im Neubau als auch in der Sanierung die neue Heiztechnologie immer mehr zum Einsatz kommt.

Nachgeschaltete Abgaswärmetauscher eröffnen nicht allein für Neuanlagen, sondern auch für die Nachrüstung bestehender Heizungen ein neues Sparpotenzial. Die Anlage muss aber zuvor von einem Fachmann inspiziert werden, der abklärt, ob die Nachrüstung überhaupt in Frage kommt. Indikatoren sind unter anderem die Abgaswerte und die Rücklauftemperatur. Durch den nachträglichen Einbau eines separaten Wärmetauschers im Rauchzug hinter dem Heizkessel kann eine ältere, funktionstüchtige Anlage auf den neuesten Stand der Energiespartechnik gebracht werden. Ferner lässt sich dadurch in vielen Fällen auch die Auswechslung des Heizkessels hinausschieben.

Heizöl und Sonne

Alle namhaften Hersteller von Heizungen führen heute Öl-Brennwertgeräte in ihrem Angebot. Dabei werden die Heizkessel immer kompakter und kleiner. Neben den Standlösungen gibt es für Einfamilien- und kleine Mehrfamilienhäuser auch Wandkessel. Sie finden überall Platz und erfordern wenig Aufwand bei der Montage. Nicht nur die Heizung, auch der Heizöltank passt sich diesem Trend an. Für die Lagerung des Brennstoffs stehen heute Raum sparende Kleintanks zur Verfügung. Die doppelwandigen Container können direkt neben dem Kessel aufgestellt werden. Ein separater Tankraum für den Brennstoffvorrat ist somit gar nicht mehr notwendig.

Wer noch einen Schritt weiter gehen und das Optimum für die Umwelt tun will, kombiniert sein Öl-Brennwertgerät mit einer Solaranlage. Eine Ölheizung mit Kondensation und eine Solaranlage bilden eine ideale Kombination. Im Sommer übernimmt die Solaranlage zu 100% die Versorgung des Hauses mit Warmwasser. In der Übergangszeit, wenn die Sonne noch genügend Kraft hat, kann die Solaranlage auch zur Unterstützung der Heizung eingesetzt werden. Mit einer Solaranlage können etwa 50% der Energiekosten für Warmwasser eingespart werden. Günstig sieht die Bilanz auch bei der Heizungsunterstützung aus. Im Frühherbst und im Frühjahr erreicht man praktisch ohne den Einsatz der Ölheizung eine angenehme Raumtemperatur. In neuen, gut gedämmten Häusern kann mit einer Kombianlage die Laufzeit der Feuerungsanlage gut und gerne um zwei Monate verkürzt werden.

Mit der Öl-Brennwerttechnik steht eine bewährte Technologie zur Verfügung, dank deren auf einen Schlag zwei energiepolitisch nachhaltige Ziele erreicht werden können, nämlich weniger Energieverbrauch und geringerer Schadstoffausstoss. Zudem rechnet sich die Nutzung der Wärme im Wasserdampf der Abgase. Der Mehrpreis, der im Vergleich zu konventionellen Heizungen für Kondensationsgeräte bezahlt werden muss, amortisiert sich dank geringeren Brennstoffkosten in der Regel in fünf bis zehn Jahren. Wegen der tiefen Abgastemperaturen kann auf eine teure Kaminsanierungen verzichtet werden.

Zahlen und Fakten

Wirtschaftlichkeit und Umwelt

Angenommen, Sie sind Besitzer eines kleineren Mehrfamilienhauses und verbrauchen mit einer inzwischen in die Jahre gekommenen konventionellen Ölheizung 10000 l Heizöl im Jahr. Nun sanieren Sie Ihre Heizung und bauen ein Öl-Brennwertgerät ein. Allein durch die Verbesserung der Standardtechnologie erhöht sich der Wirkungsgrad der neuen Heizung gegenüber dem Gerät der alten Generation um etwa 15%. Rechnen Sie jetzt noch 10% Einsparung dank der Brennwerttechnik dazu, so senken Sie den Brennstoffverbrauch mit der neuen Heizung jährlich um über 2300 l. Bei heutigen Heizölpreisen sind dies rund 1400 Fr. Hinzu kommt eine Reduktion des CO2-Ausstosses von gegen 6 t. (Ha)

Nachgefragt: Kurt Rüegg, Leiter Informationsstelle Heizöl

«Ölheizungen sind aus unserer Energielandschaft nicht wegzudenken»

Obwohl das Heizöl seit Jahrzehnten von Energieberatern und Politikern heruntergeredet oder gar offen verunglimpft wird, ist die Ölheizung nach wie vor das meist verkaufte Wärmeerzeugungssystem in der Schweiz. Wie es um die Zukunft der Ölheizung steht, wollte die «HandelsZeitung» von Kurt Rüegg, Leiter der Informationsstelle Heizöl, wissen.

Worauf führen Sie die nach wie vor starke Marktstellung des Heizöls beziehungsweise der Ölheizung zurück? Die Ölheizung stellt ein technisch ausgereiftes System zur günstigen Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser dar. Sie basiert auf der Versorgung mit Brennstoff aus dem eigenen Tank. Auf kleinem Raum kann bei der Ölheizung eine grosse Energiemenge gespeichert werden. Die aktuelle Feuerungstechnik garantiert eine saubere, effiziente Verbrennung. Ölheizungen sind aus unserer Energielandschaft nicht wegzudenken.

Die Heizölpreise sind in letzter Zeit gestiegen. Inwiefern beeinflusst dies die Wirtschaftlichkeit der Ölheizung? Bei steigenden Preisen verteuern sich die Heiznebenkosten. Bei sinkenden Preisen tritt das Gegenteil ein. Gemäss den Informationen des Bundesamtes für Statistik ist Heizöl, trotz der höheren Preislage, noch immer der günstigste Brennstoff.

Wird sich die Öl-Brennwerttechnik am Markt durchsetzen? Auf jeden Fall. Wer will schon auf eine Anlage verzichten, die praktisch den gesamten Wärmeinhalt des Brennstoffes in Wärme umsetzt? Die Brennwerttechnik wird über kurz oder lang die konventionelle Technik ablösen. Es gibt bereits Kesselhersteller, die nur noch Öl-Brennwertkessel anbieten.

Wie sieht die Ölheizung der Zukunft aus? Welche technischen Neuerungen kommen auf uns zu? Der grösste Entwicklungsschub ist in der nächsten Zeit bei Kleinkesseln zu erwarten. Die Kessel werden mit Verdampferbrenner ausgerüstet sein, die einen modulierenden Betrieb ab zirka 4 kW Heizleistung ermöglichen. Diese neuen Heizgeräte können auf kleinstem Raum und überall im Haus montiert werden. Da eine moderne Ölheizung optimal mit einer Solaranlage kombiniert werden kann, wird sich auch diese Lösung immer mehr durchsetzen.

Eine Ölheizung hat eine Lebensdauer von 15 bis 25 Jahren. Wird es nach Ablauf dieser Zeit noch genug Erdöl geben? Oder werden die Reserven langsam knapp? Die bekannten Erdölvorkommen reichen noch für Generationen, und die weltweiten Reserven nehmen trotz Mehrverbrauch nicht ab. Heizen mit Öl hat Zukunft - darauf kann man sich verlassen.

Interview: Jean Haag