Walter Kielholz ist in der Versicherungsbranche das, was Angela Merkel in der Politik ist: Ein Urgestein. Er sitzt seit 1998 im Sessel des Verwaltungsrats des Rückversicherers Swiss Re. An der heutigen Generalversammlung des zweitgrössten Rückversicherungskonzerns der Welt zeigt er auch nach zwanzig Jahren weiter Sitzleder und lässt sich zur Wiederwahl aufstellen.

Und zwar nicht nur für als einfaches VR-Mitglied, sondern wieder als Präsident. Verständlich – 2017 wurde Kielholz mit 4,1 Millionen Franken fürstlich entlöhnt. Im Vorjahr waren es sogar noch 4,8 Millionen Franken. 2014 lag das Gehalt bei 4,7 Millionen Franken. Das Auf und Ab seiner Vergütung um einige Hunderttausend Franken dürften Kielholz aber nicht sehr schmerzen. 

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Mit diesen Beträgen gehört er zu den Top 5 der Grossverdiener in den Schweizer Verwaltungsräten. Axel Weber von der UBS und Christoph Franz von der Roche übertrumpfen ihn noch um rund eine Million Franken. Dabei verdient Kielholz aber nicht mehr ganz so viel wie vor rund zehn Jahren als VR-Präsident der Credit Suisse. Diese zahlte ihm Mitte der 2000er-Jahren bis zu 16 Millionen Franken pro Jahr als Präsident aus. 

Denkt nicht ans Aufhören

Kielholz ist seit 27 Jahren bei Swiss Re: Zwanzig im VR und von 1997 bis 2002 amtete er als CEO: Kielholz ist der unumstrittene Patron des Rückversicherers. In dieser Zeit als CEO und Präsident des VR hat der 67-Jährige geschätzte 80 Millionen Franken an Salären kassiert, wie die «Bilanz» in einem Artikel vor zwei Jahren schätzt. Inzwischen dürfte sich diese Summe nochmals erhöht haben. Alleine in den letzten neun Jahren als Präsident lag seine Entschädigung für das Mandat zwischen vier und fünf Millionen Franken jährlich. Damit summiert sich sein Einkommen alleine aus der Dekade als Swiss-Re-VR-Präsident schon auf bis zu 50 Millionen Franken.

Nach zwanzig Jahren und über das Pensionsalter wird Kielholz wohl auch heute wieder als VR-Präsident gewählt. Die Swiss Re nennt in ihren Statuten keine Amtszeitbeschränkung und auch keine Alterslimite. Doch eine solche Rekord-Amtszeit gilt in der heutigen Zeit als überholt.

Auch Kielholz selbst schliest die Augen nicht gänzlich vor diesem Thema: So hat er als VR-Präsident der Credit Suisse zwischen 2003 und 2009 selbst eine Amtzeitsbeschränkung von 15 Jahren eingeführt. Diese Regelung traf Kielholz selbst als ersten: 2014 trat er zusammen mit Peter Brabeck aus dem VR der Grossbank zurück. Bei der Swiss Re rüttelt aber derzeit niemand am Stuhl des machiavellistischen Kielholz. Er hat mit seinem Rekordsalär wohl noch keine Lust, den Sessel zu räumen. 

Dem Aktionärsvertreter Actares stösst das sauer auf. Das Konsortium übt Kritik an der Besetzung des Verwaltungsrats und fordert eine «Blutauffrischung». Sie wollen die Wiederwahl von Kielholz heute nicht unterstützen.