MITTELMEERHÄFEN. Der überwiegende Teil der Güter, welche in Containern in die Schweiz gelangen, kommt über die Nordhäfen Antwerpen, Bremerhaven, Rotterdam oder Hamburg. Ausgangsstationen, die seit längerer Zeit hoffnungslos überfüllt sind. In den vier erwähnten Häfen – und es sind keineswegs kleine Häfen – wurden in jüngster Zeit Rekordmengen an Gütern umgeschlagen. Die Kapazitäten reichen kaum aus, um selbst im 24-Stunden-Betrieb die ankommenden Schiffe zu löschen und die Container aus dem Hafen zu bringen. Die Planung ab Schiffsankunft im Norden bis zum Bestimmungsort in der Schweiz wird immer schwieriger, Zeitspannen von 8 bis 15 Tagen sind keine Seltenheit mehr. Doch wie könnte man diesen Flaschenhälsen ausweichen?

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Südroute als Alternative

Ganz einfach, indem man die Route vom Süden her wählt, beispielsweise von Häfen im Mittelmeer. Warum – so muss man sich die Frage stellen – müssen die Mehrzahl der Containerschiffe aus Asien zuerst quer durch das Mittelmeer fahren und anschliessend noch um halb Europa herumkurven, um einen der Nordhäfen anzusteuern? Die Abkürzung via Mittelmeer macht absolut Sinn, wurde aber bisher eher sporadisch genutzt. Angesichts der schwierigen Verhältnisse in den Nordhäfen muss sich mancher Verlader überlegen, ob die Variante Mittelmeer nicht die bessere Variante wäre. Allerdings, mit dieser Überlegung allein ist noch keine Lösung gefunden, es muss auch die nötigen Verkehrs- bzw. Transportunternehmen (Spediteure, Reedereien und UKV-Operateure) geben, welche diese Route in Zukunft stärker pflegen. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist das Vorhandensein eines effizienten Hafen- und Terminalbetreibers, der die notwendigen Investitionen für den Ausbau der Hafenstruktur tätigt. Diese Promotoren gibt es auch schon. Zu ihnen gehören einmal die Reedereien CCL in Italien sowie die argentinische Maruba, die bereits italienische Häfen wie zum Beispiel Vado Ligure anlaufen. Im Weiteren zählen die Transportunternehmung Evergreen Line Italien und der Speditionskonzern Fiege zu den Firmen, welche die Südroute stärker in den Mittelpunkt rücken wollen. Für den Gütertransport in die Schweiz bieten sich die Mittelmeerhäfen geradezu an, speziell jene im Ligurischen Meer. Dies zeigt ein Streckenvergleich: Von Rotterdam bis Basel sind es 712 km, von Hamburg nach Basel sogar 848 km. Dagegen beträgt die Strecke Savona-Basel 539 km, ist also rund 30% kürzer. Einer dieser Häfen, die für den Gütertransport in die Schweiz genutzt werden können, ist Vado Ligure, eine kleine Hafenstadt am Golf von Genua gelegen und mit Savona eng verbunden. Vado Ligure weist eine ganze Reihe von Pluspunkten auf: So befindet sich dort ein leistungsfähiger Containerterminal der sich im Familienbesitz befindet und in dem im vergangenen Jahr rund 232000 TEU umgeschlagen wurden, die Kapazitäten reichen jedoch für 450000 TEU aus. Im Hafen befindet sich auch ein Gleisanschluss sowie eine integrierte Zollbehörde. Ein weiterer wichtiger Punkt: Im Hafen Savona wurde seit sieben Jahren nicht mehr gestreikt.

Neue Verbindung ab 2008

Die Fiege Logistik (Schweiz) AG in Balerna TI hat in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Präsidenten der Hafenverwaltung Savona, Cristoforo Canavese, und der Reederei Evergreen Italien ein Konzept ausgearbeitet, um eine Transportverbindung von Vado Ligure in die Schweiz aufzubauen. Evergreen Italien hat sich bereit erklärt, extra für den Schweizer Verkehr ein wöchentliches Feedersystem aufzubauen und garantiert Fiege 250 TEU-Zuteilungen für den Schweizer Markt pro Woche. Güter, die aus Nordamerika und aus dem Fernen Osten kommen, werden im süditalienischen Hafen Taranto auf Feederschiffe umgeladen und in drei Tagen nach Vado Ligure weiterbefördert. Die Aufnahme dieser Verbindung ist für den 1. Januar 2008 vorbereitet.Es ist geplant, von Vado Ligure aus die Container auf dem Schienenweg in die Schweiz zu befördern, und zwar auf zwei verschiedenen Relationen.

Zum einen durch die Serfer S.r.l. Genua mit den Lokomotiven der Hafenbehörde von Vado Ligure nach Chiasso, wo sie in den Schweizer Verkehr (Swiss Split) eingeschleust werden. Operateur ist die Hupac SA, Chiasso. Mit der Serfer S.r.L von Genua nach Domodossola und ab Domodossola bis Rekingen AG mit der Crossrail AG, Wiler. Auch hier ist der Operateur die Hupac SA.

Die Vermarktung dieser Verbindung erfolgt durch die Groupement Fret AG, Basel. Die geplante Transitzeit von Vado Ligure bis Chiasso wird mit acht Stunden veranschlagt (Abfahrt und Ankunft Tag A). Die Zustellung in der Schweiz erfolgt am dritten Tag (Tag C). Geplant sind tägliche Abfahrten nach Abstimmung mit den Schiffsankünften. Die Transitzeit Vado Ligure bis Rekingen wird mit 16 Stunden veranschlagt. Damit kann die Transportzeit von Containern aus dem Mittelmeerraum in die Schweiz im Vergleich zum Transport via Nordhäfen zwischen vier und zehn Tagen verkürzt werden. Nach den Worten der Initianten besteht seitens schweizerischer Unternehmen ein Interesse, diese Verbindung zu nutzen.