In der börsenkotierten Immobiliengesellschaft USI Group Holdings rumort es seit Monaten. Seit Ende August hat das Unternehmen mit 10 Millionen Franken Umsatz eine Klage am Hals. Eine Gruppe um einen Teil der Erben des am 6. Juni 2011 verstorbenen Firmengründers und Mehrheitsaktionärs Victor Lanfranconi will vor dem Handelsgericht Zürich durchsetzen, dass die letzte Generalversammlung von Ende Juni 2013 im Zürcher Park Hyatt für nichtig erklärt wird. Für die Kläger ist klar, dass sie faktisch enteignet wurden.

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Geplant und beschlossen wurde an dieser Generalversammlung der USI Group eine Kapitalerhöhung mit gleichzeitiger Nennwertreduktion der Firmenaktien. Die Erbengemeinschaft als bisherige Mehrheit mit knapp 55 Prozent der USI-Aktien war am Aktionärstreffen nicht vertreten. Dies darum, weil das USI-Management dem Erbenvertreter eine Teilnahme verweigerte - mit Verweis, die Erbengemeinschaft sei nicht im Aktienbuch eingetragen.

Das Unternehmen schweigt

Das hatte zur Folge, dass die Mehrheitseigentümer nach dieser Operation über gerade noch rund 6,5 Prozent des Aktienkapitals verfügten. Die USI Group möchte sich wegen dem laufenden Verfahren gegenwärtig nicht öffentlich zur Sache äussern, so ein Sprecher gegenüber handelszeitung.ch.

Es gibt in diesem Fall einigen Erklärungsbedarf. Fast schon eine Randnotiz ist, dass die börsenkotierte USI Holding Group über längere Zeit falsche Telefonnummern und Adressen verwendete und auch die aktuelle auf der Webseite angegebene Schweizer Telefonnummer dauernd besetzt ist. Schwerer ins Gewicht fallen Ungereimtheiten bei der Führung des Aktienbuches.

Seltsames Verhalten der ZKB

Wer an einer Generalversammlung als Aktionär das Stimmrecht ausüben will, muss im Aktienbuch eingetragen sein. Seit dem Tode Victor Lanfranconis am 6. Juni 2011 wurde in den öffentlichen Geschäftsberichten der USI Holding Group stets gemeldet, Victor Lanfranconi oder seine Erben verfügten über 54,97 Prozent der gesamten USI-Aktien. Trotzdem verweigerte ein USI-Rechtsanwalt der renommierten Wirtschaftskanzlei Bär & Karrer dem Erbgemeinschaftsvertreter am 10. Juni 2013 die Teilnahme an der GV mit dem Hinweis, dass keine Aktien auf den Namen von Victor Lanfranconi oder seiner Erben eingetragen seien und diese im Juni 2011 auf Initiative der Zürcher Kantonalbank (ZKB) hin ausgetragen worden seien. Damit schloss der Bär-&-Karrer-Rechtsanwalt messerscharf, dass der Erbenvertreter keinen Zugang zur GV erhalte.

Die ZKB verwies auf Anfrage aufs Bankgeheimnis und wollte keine Stellung nehmen. Unter anderem war eine Frage, ob es bei der Bank zum Standard gehöre, Aktien aus eigenem Antrieb aus dem Aktienbuch zu streichen, wie ein Dokument nahelegt, das handelszeitung.ch vorliegt:

Wunderliches im Hotel Sankt Gotthard

Nun zeigen weitere Akten, die handelszeitung.ch vorliegen (siehe Downloads), dass ein Jahr früher, an der Generalversammlung vom 26. Juni 2012, 61,46 Prozent des gesamten USI-Aktienkapitals vertreten war. Das heisst: Die Mehrheitseigner der Erbengemeinschaft Lanfranconi mussten Mitte 2012 an jener GV im Hotel Sankt Gotthard in Zürich vertreten gewesen sein und folglich musste die Erbengemeinschaft auch im Aktienbuch gestanden haben. Pikant: Schon damals führte ein Rechtsanwalt von Bär & Karrer das Protokoll.

Diese Akten haben in mehrfacher Hinsicht Sprengkraft. Denn sie widersprechen den Behauptungen der USI-Rechtsvertreter. Zudem stand deren Behauptung schon vorher in krassem Widerspruch zu den betreffenden von der USI-Group auf deren Webseite publizierten Jahresberichten, wo die 54,97 Prozent der gesamten USI-Aktien der Lanfranconi-Erben jeweils ausgewiesen worden sind.

Wiedereintragung, nachdem der Mist geführt war

Nachdem die Mehrheitsaktionäre an der diesjährigen GV durch das angebliche «Nichtvorhandensein» eines Eintrages im Aktienbuch ausgebootet wurden, trug die ZKB aufgrund der Intervention des Erbschaftsvertreters die Aktien von Lanfranconis Erben am 2. Juli wieder ein. Da aber war die Sache längst gelaufen.

Fragen zu diesen Ungereimtheiten dürften die Publikumsgesellschaft USI Group Holdings noch länger beschäftigen. Momentan aber zieht es das Unternehmen vor zu schweigen. «Wir möchten keine Stellung nehmen», erklärte es gegenüber handelszeitung.ch.